Fast 70 Prozent der Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt verdienen unterdurchschnittlich. Nun zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass der Gender Pay Gap nochmal größer geworden ist.
Männer in Deutschland verdienen durchschnittlich pro Monat 1.192 Euro brutto mehr als Frauen – so lauten die Zahlen einer neuen Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Damit fällt der Lohnunterschied nochmal um vier Euro höher aus als noch vor vier Jahren. Das geht laut einem Bericht des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ aus einer Antwort der Behörde auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.
Folgende Zahl fasst das Problem ziemlich deutlich zusammen: Rund 12,5 Millionen der insgesamt 18,3 Millionen Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt verdienen unterdurchschnittlich – das sind fast 70 Prozent aller Frauen.
Besonders bei den Top-Verdiener*innen in Deutschland machen Frauen immer noch nur einen sehr kleinen Prozentanteil aus. So sind von den zirka 3,9 Millionen Personen, die im Monat 5.100 Euro brutto oder mehr verdienen, 3,12 Millionen Männer und lediglich 802.000 Frauen. Der Männeranteil liegt also bei fast 80 Prozent.
Bei den sogenannten Spitzenverdiener*innen, die monatlich, 12.100 Euro brutto oder mehr verdienen, sind Frauen noch stärker unterrepräsentiert. Der Anteil der Männer liegt dort sogar bei 87,3 Prozent.
Im Niedriglohnsektor sind Frauen in der Überzahl
Bei den Niedrig-Verdiener*innen (Stundenlohn unter 11,05 Euro) sieht das Geschlechterverhältnis genau umgekehrt aus: Frauen sind in diesem Lohnsektor mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent in der Überzahl. Auf 8.3 Millionen Männer kommen 12.5 Millionen Frauen, die weniger als den Durchschnittslohn von 2.766 Euro monatlich erhalten.
Gemäß der neuesten Auswertung liegt der unbereinigte Gender Pay Gap in Deutschland aktuell bei 18 Prozent. Der Unterschied fiel in Westdeutschland mit 20 Prozent deutlich höher aus als mit sechs Prozent in Ostdeutschland. Ab dem Alter von 30 Jahren beginnen Gehälter je nach Geschlecht unterschiedlich stark anzuwachsen. Steigen Männerlöhne bis zu einem Alter von 49 Jahren durchschnittlich auf 23 Euro pro Stunde, bleiben Frauenlöhne tendenziell bei einem Stundenlohn von 15 bis 16 Euro stehen.
„Wer wirkliche Gleichstellung will, muss die Lohnfrage ins Zentrum der Politik rücken“, sagte Eva von Angern, Frauen- und Gleichstellungspolitikerin der Linken, im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Leistung lohnt sich besonders für Frauen zu wenig.“ Von Angern fordert ein höheres Lohnniveau in Berufen, die typischerweise immer noch mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden: Verkäuferinnen, Erzieherinnen, Pflegekräfte.