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Konzerne, macht die Rettungsboote klar

Haben Konzerne überhaupt noch eine Daseinsberechtigung oder ist nun tatsächlich die Zeit der jungen, kreativen Schöpfer gekommen? Auf der Online Marketing Rockstars in Hamburg hatte Youtuber Casey Neistat klare Worte für einen Kritiker aus der Konzernwelt, der ihn und seinesgleichen als überbewertet bezeichnete. Die Frage ist nur, wer mittlerweile wirklich überflüssig ist.

 

Auf der Online Marketing Rockstars Konferenz, die alljährlich in Hamburg stattfindet, kommen Digital Natives, Online-Marketing-Profis, SEO-Experten und Social Media-Manager zusammen, um sich über den Status Quo, Zukunftschancen und Marketing-Trends der digitalen Welt auszutauschen. Einer von ihnen war Casey Neistat. Er gehört zu den populärsten Youtubern mit mehr als 6 Millionen Abonnenten weltweit.

Am ersten Tag des Online Marketing Festivals stand er Rede und Antwort in einer Q&A Session, die von Christoph Burseg moderiert wurde. Im Anschluss an die Session twitterte ein Chefredakteur eines großen deutschen Medienkonzerns als Reaktion “Saw @CaseyNeistat on #OMR17 Stage. One comment: overvalued”. Man mag zwar sagen “Jedem seine Meinung”, was diesen Kommentar aber so diskussionswürdig macht sind gleich mehrere Sachen:

Warum hatte besagter Chefredakteur das Bedürfnis, nicht nur jemanden zu beleidigen, sondern ihn dafür auch noch zu taggen? Warum ist es ihm so wichtig, dass Casey Neistat diesen Tweet sieht? Braucht er die Aufmerksamkeit? Ist sein Ego so klein, dass er sich nur gut fühlt, wenn er  die Leistung anderer bewertet oder diskreditiert? Ist es Missgunst?

Haben Konzerne Angst vor Pionieren?

Bei einer Konferenz wie der OMR geht es um die Zukunft der digitalen Branche. Einer wie Casey Neistat, der es so früh wie kein anderer verstanden hat, mit dem Vloggen eine riesige Fangemeinde zu erreichen und sich zu professionalisieren, mehr als ein Unternehmen gegründet hat und immer wieder mutig unbekanntes Terrain betritt und so viele inspiriert, ist ein Vorbild – doch stattdessen wird er von einem deutschen “Medienprofi” als überbewertet bezeichnet.

Casey zieht die Aufmerksamkeit der größten internationalen Unternehmen auf sich, die in Sachen Marketing von ihm lernen und mit ihm zusammen arbeiten wollen, die in ihm nicht nur großes Potential, sondern auch Chancen für sich selbst sehen. Wie 

“>Nike zum Beispiel.

Klar mag man sagen, dass man in den USA gerne Hypes kreiert und auf viele Trendthemen aufspringt, aber gibt es nicht immer etwas dazuzulernen? Kopieren wir in Deutschland nicht früher oder später einen Großteil der amerikanischen Erfolgsgeschichten? (nicht nur in Sachen Trends, sondern auch bei Unternehmensgründungen… looking at you, Samwer-Brüder).

Zum Ergreifen von Chancen braucht es Mut

Das zeigt für mich ein großes Problem nicht nur in der Medienbranche und Konzernen in Deutschland, sondern in Deutschland allgemein auf. Es wird lieber gemeckert, als gelobt. Anstatt Chancen zu ergreifen und das Risiko einzugehen auch einmal zu scheitern (auch als Unternehmen, nicht nur als Privatperson), wird immer auf Sicherheit und Altbewährtes gesetzt – oder hinterher das kopiert, das sich anderswo bewährt hat. Pioniergeist sieht anders aus.

Solange Menschen wie dieser Chefredakteur an der Spitze eines Konzerns sitzen mit einer eingestaubten Denkweise und Ignoranz vor Neuem, wird Innovation, Experimentierfreude und Fortschritt im Konzern keine Chance haben. Die klügsten Köpfe können noch so viel bewegen wollen, ohne das Commitment der Chefetage wird jede Idee im Keim erstickt. Im Rahmen von Incubators und Accelerator-Programmen können die großen, mächtigen Konzerne zwar noch eine Weile in der jungen Welt mitspielen, aber eigentlich auch nur als Finanzierer, kaum als Impulsgeber oder Vorreiter.

“Typen wie ihr seid die Titanic, wir sind euer Eisberg”

Die Arroganz, die so einem Tweet zugrunde liegt, hat Casey Neistat treffend auf den Punkt gebracht: “Typen wie ihr sitzt mit eurem Champagner auf dem Deck der Titantic. Kreative Schöpfer wie ich, wir sind euer verdammter Eisberg.” Für jeden Menschen wie diesen Twitterer gibt es eine Flutwelle an Kreativen, die “nichts von niemanden brauchen”, wie es Casey so schön sagte.

Die fehlende Anerkennung vor der Leistung eines einzelnen Menschen ist leicht hergeleitet, wenn man an der Spitze eines riesigen Konzerns sitzt, aber mal Hand auf’s Herz: Wann haben Sie zuletzt etwas Bahnbrechendes auf die Beine gestellt und Millionen von Menschen erreicht?

Es bleibt zu hoffen, dass die deutsche Startup-Welt weiterhin mutig und erfinderisch bleibt und mehr sein möchte, als eine Kopie amerikanischer Unternehmen. Ich bin gespannt auf die Zukunft. Möchte Deutschland auch in Zukunft ein Land von Innovation und zukunftsweisenden Unternehmen sein, muss der digitale und unternehmerische Wandel mit offenen Armen begrüßt werden. Ob das deutschen Konzernen gelingen wird?

Die Frage bleibt vorerst offen, aber wir können uns sicher sein, dass junge Kreative mehr Einfluss als jemals zuvor haben und Konzernen den Rang ablaufen können. Der Eisberg ist schon da, kann die Titanic noch gegensteuern?

Dieser Artikel erschien zuerst auf Schnitzel und Schminke.

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