Foto: Clay Banks | Unsplash

Wir haben 8 spannende Menschen gefragt, welches Buch wir unbedingt lesen müssen

Bücher können unser Leben verändern – dafür müssen sie aber richtig gut sein. Wir haben inspirierende Menschen nach ihren aktuellen Highlights gefragt.

 

Bücher, die uns verändern 

Was gibt es eigentlich Schöneres als richtig gute Bücher? Uns fällt um ehrlich zu sein, kaum etwas ein. Gute Bücher berühren, sie bringen uns zum Weinen, Lachen, sie lösen heftiges Kopfnicken aus. Sie bringen uns zum Nachdenken und manchmal verändern sie sogar unser Leben. Richtige gute Bücher sind aber auch schwer zu finden. Wir haben uns deshalb auf die Suche nach besonderen Büchern gemacht. Und wer könnte uns dabei besser weiterhelfen, als all die besonderen und inspirierenden Menschen, die uns in unserer täglichen Arbeit begegnen?

Genau die haben wir also nach ihren aktuellen Schätzen und absoluten Lieblingsbüchern gefragt. Ihre Antworten wollen nun mit euch teilen. Viel Spaß beim Entdecken!

Marie Helene Anschütz – Theater-Regisseurin

Marie Helene Anschütz vor dem Bühnebild ihrer aktuellen Produktion „Spamalot“. (Quelle: privat)

Marie Helene arbeitet als freischaffende Theater-Regisseurin aktuell in Darmstadt, hat zwei Töchter, ein Blog und hat auch schon mal bei EDITION F geschrieben. Hier sind ihre Buchtipps: 

1. „Spinner“ von Benedict Wells ist ein Muss, da ich sein neuestes Werk „Vom Ende der Einsamkeit“ zuerst las und nun alle seine Bücher lesen möchte. Sein bekanntester Roman ist „Becks letzter Sommer“, der bereits verfilmt wurde. Sein Stil ist zart und scheint leicht. Doch er vermag es den Leser auf eine ganz reale Weise zu berühren. Einfach großartig!

2. „Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“ ist eine epische Alpensaga mit Witz und Ironie und der Debüterfolg von Vea Kaiser. Der Roman fasst ein Generationsportrait und die Geschichte eines Sonderlings, der nirgends hinpasst, weder ins Dorf noch in die Familie und zum Ende der Retter aller wird.

3. Siri Hustvedt hat mit „Was ich liebte“ mein mit Abstand liebstes Buch (ever ever) geschrieben. Bisher kam nichts an dieses Werk ran und trotzdem lese ich alles, was sie schreibt. Deshalb ist ihr neuestes „Eine gleißende Welt“ nun dran.


Siri Hustvedt hat das Buch für Helene signiert, daher liebt sie es ganz besonders. (Quelle: Marie Helene Anschütz)

Claudia Michalski – Unternehmerin

Bild: Privat.

Claudia Michalski war bis Ende des Jahres 2015 Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Handelsblatt. Anfang 2016 hat sie das Berliner Beratungsunternehmen OMC gekauft und dafür ihre Management-Karriere in der Medienbranche aufgegeben. Auch war sie eine unserer „25 Frauen, die wir bis 2025 als Dax-30-CEO sehen wollen“ und hat einen spannenden Text für uns darüber geschrieben, wie kinderlose Managerinnen die Sinnfrage beantworten sollen. Das ist ihr Buchtipp:

Mein Lieblingsbuch ist „Das achte Leben (Für Brilka)“ von Nino Haratischwili. Dieses Epos von 1.275 Seiten beschreibt eine Familiensaga in Georgien und umfasst die Zeit von 1900 bis 2007. Die Autorin ist eine junge, in Deutschland lebende Georgierin. Sie schafft es, den Spannungsbogen über die ganze Zeit zu halten. Dieses Buch war für mich eine ideale Vorbereitung auf meine Georgien-Reisen und zugleich ein Geschichtsbuch über die Entwicklung der Sowjetunion, denn es gibt auch immer wieder kurze geschichtliche Abrisse und Zitate von Persönlichkeiten der jeweiligen Epoche. Besonders gereizt haben mich aber die starken Frauen in diesem Buch, die das „rote Jahrhundert“ in aller Härte erleben und trotzdem nicht daran zerbrechen.

Caspar Clemens Mierau – Entwickler/ Autor

Bild: Privat

Caspar Clemens Mierau ist vielen von Twitter als @leitmedium und von seinem gleichnamigen Blog bekannt – dort und auch in seinen Podcasts beschäftigt er sich mit digitalen Themen, der VG-Wort, dem Thema Familie und allem anderen, was ihn in seinem Alltag bewegt. Er hat drei Kinder und ist mit Susanne Mierau verheiratet, die auf Geborgen Wachsen über Attachment Parenting bloggt. Hier kommt sein Lesetipp:

Ich lese viel Science Fiction, aber bisher nur aus dem eigenen Kulturkreis. „Hast du schon The Three-Body Problem gelesen?“, haben mich mehrere Freunde gefragt, die meinen Hang zu Science-Fiction kennen. Ein chinesischer Roman, der mir mehrfach empfohlen wird und mehrere Preise gewann, das muss etwas besonderes sein. Selbst Obama erklärte, er habe das Buch gelesen, weil es ihn entspanne zu sehen, dass woanders Probleme viel größer seien. Der Auftakt zur gleichnamigen Trilogie ist ein intelligentes Stück harte Science-Fiction mit einem historischen Hintergrund, der bis in die chinesische Kulturrevolution zurückreicht und zumindest erahnen lässt, was man lesender Westeuropäer alles nicht über China weiß. 

Leonie Warnke – Poetry Slammerin

Bild: Privat

Leonie Warnke ist Poetry Slammerin und spricht bei ihren Auftritten laut und lustig über ihr Leben. Außerdem schreibt sie für BrustBeinePo und veröffentlicht Hiphop-Tracks unter dem Namen LEONIE. Diese Bücher kann sie jedem empfehlen:

1. Das Rauschen in unseren Köpfen von Svenja Gräfen ist ein einzigartiges Buch. Ganz still, beinahe unmerklich entfaltet es seine Magie, zieht seine Leser*innen in den Bann, bis man sich in jedes Detail, in jede Linie der Protagonist*innen und jedes Knistern der selbstgedrehten Zigaretten verliebt. Ich habe es in einem Atemzug verschlungen.

2. Bruder von Ted van Lieshout: Dieses Buch hat mich so erschüttert, als ich es zum ersten Mal las, dass ich es gleich noch einmal lesen musste; so verschreckt, fasziniert, elektrisiert und mitgenommen hat es mich. Es geht um eine Liebe zwischen Brüdern, um das Entdecken der Welt und der eigenen Identität, um das Fischen im Trüben und die Angst vor dem Unbekannten. Es schmerzt, dass dieses Buch so klein ist, so zart und kurz und doch so durchdringend. Lesen, unbedingt lesen!

3. Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie hat mir einen ganz neuen Blick auf die USA und seine black culture gegeben. Chimamanda erklärt, ohne belehrend zu sein. Sie weist auf Fehler hin, ohne sich für unfehlbar zu halten, sie zeigt ihren Leser*innen die USA und Nigeria zugleich, sie verwebt die Identität ihrer Hauptfigur mit der Geschichte eines Landes, seiner Politik, seinen Problemen und Chancen. Ein wirklich tolles Buch und absolut empfehlenswert für alle, die sich auch nur einen Hauch für intersektionalen Feminismus interessieren.

Jana Pareigis – Journalistin und Moderatorin 

Quelle: Deutsche Welle 

Jana Pareigis ist Journalistin und Moderatorin. Im Frühjahr 2017 war ihre Dokumentation: „Afro.Deutschland” zu sehen. Ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen, reiste sie durch Deutschland, um sich mit anderen schwarzen Menschen auszutauschen. Sie thematisiert Rassismus und zeigt, wie absurd die Behauptung ist, dass Deutschland ein weißes Land sei. Ihr Lieblingsbuch ist ein echter Klassiker:

Der Meister und Margarita” von Michail Bulgakow ist ein satirischer Roman darüber, wie der Teufel in Moskau Einzug hält und in der Sowjetunion der 1930er Jahre für Chaos sorgt. Zwölf Jahre lang hat der Autor Michail Bulgakow an „Der Meister und Margarita” gearbeitet – ein großartiges Buch, das ich einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen konnte.”

Mareice Kaiser – Journalistin / Autorin

Bild: Carolin Weinkopf

Mareice Kaisers Themen sind Inklusion, Feminismus und Familie, über die sie auf ihrem Blog Kaiserinnenreich berichtet. Über ihre erste Tochter Greta, die durch einen seltenen Chromosomenfehler mehrfach behindert zur Welt kam, hat sie zudem das berührende, aber auch wütend machende Buch „Alles inklusive: Aus dem Leben mit meiner behinderten Tochter” geschrieben – das einmal mehr beweist, dass wir in Sachen Inklusion in Deutschland noch immer ganz am Anfang stehen. Hier kommt ihr Buchtipp:

„As a writer, if someone falls in love with my work, I know they have fallen in love with my mind. Having no idea what my face looks like, they chose my mind. Art may be the only space a woman can be whole without beeing seen.”

– Nayyirah Waheeds –

In die Liebe zu Nayyirah Waheeds Arbeit bin ich buchstäblich gefallen, wie in ein riesengroßes Trampolin, das mich immer wieder hochwirft, fallen lässt und weich auffängt. Begegnet bin ich ihrer Poesie auf Instagram, mittlerweile folge ich ihr auch auf Twitter. Waheeds Buch „salt.” lag in diesem Jahr auf dem Klapptisch meines Strandkorbs an der Ostsee. Im Urlaub mit Kind für mich die beste Lektüre: Waheeds Gedichte sind kurz, begleiten die Gedanken und das Herz aber nachhaltig. Und manche sind mir zu Lebensbegleitern geworden, wie dieses hier: „Stay soft. It looks beautiful on you.”

Friederike Schilbach – Lektorin beim S. Fischer Verlag

Quelle: James Johnston 

Friederike Schilbach ist Lektorin für internationale Bücher beim S. Fischer Verlag und bringt in dieser Funktion immer wieder wahre Schätze zu uns auf den deutschen Buchmarkt. Kein Wunder also, dass auch ihre Empfehlung für uns ein Buch ist, das es bisher nur auf Englisch gibt:

Noch ist der Herbst nicht da, aber „Autumn” von Karl Ove Knausgaard trägt mich sanft in ihn hinüber. Nach seiner sechsbändigen Autobiographie geht Knausgaard in seinem neuen Schreibprojekt einmal durch die Jahreszeiten. Der erste Band, großartig illustriert von der norwegischen Künstlerin Vanessa Baird, ist dem Herbst gewidmet. In kleinen Vignetten, die Titel tragen wie „Äpfel”, „Wespen”, „Sonne”, „Frösche”, „Kaugummi” oder „Thermosflaschen”, erkundet Knausgaard die magischen Augenblicke der Jahreszeit. Kann man gut lesen genau jetzt – oder wenn dann die ersten Kastanien auf der Straße liegen.

Carline Mohr – CvD Audience Development bei der Spiegel und Autorin 

Carline Mohr hat ein Herz für schlechte Witze und guten Rotwein. Darüber hinaus arbeitet sie als Chefin vom Dienst Audience Development beim Spiegel und hat gerade ihr erstes Buch geschrieben. Für uns hat sie gleich drei hervorragende Buchempfehlungen:

1. „Wenn ich die Wahl habe zwischen Kind und Karriere, nehme ich das Sofa” von Claudia Hassey ist ein Mutter-Buch, das ich gelesen habe, obwohl ich gar keine Mutter bin. Und man muss nicht mal Kinder mögen, um es zu lesen. Die Autorin mag sie selbst nicht besonders – beziehungsweise Menschen im Allgemeinen. Misanthropisch und übellaunig erzählt Protagonistin Claudia von ihrer versehentlichen Schwangerschaft und wie das so ist, wenn man von der Vorstellung bald Mutter zu werden, nur so mittelbegeistert ist. Ein Buch randvoll mit tiefschwarzen Humor, bitterbösen Pointen und einer ganz neuen Form von Mutterwitz.

2. „Die Entdeckung des Glücks” von Isabell Prophet ist ein Buch für alle, die gerne glücklicher wären, aber irgendwie nicht die Zeit dafür finden. Und für alle, die denken, es müsse nur noch dieses oder jenes passieren, damit sie endlich glücklich sein können. In „Die Entdeckung des Glücks“ schreibt Isabell Prophet ziemlich unmissverständlich: Schluss damit. Auf der Suche nach dem Glück stehen wir uns eigentlich nur selbst im Weg. Statt uns zu vergleichen, zu hadern und permanent zu bemühen – einfach mal runterkommen. Glück finden wir nämlich auch in genau dem Leben, das wir bereits führen. Uns muss nur jemand erklären, wie. Prophet verbindet aktuelle Forschung und persönliche Anekdoten zu einem aufmunternden und informativen Buch, das die Leserinnen und Leser im besten Fall – genau – ein wenig glücklicher zurücklässt. Das Buch erscheint am 11. September 2017.

3. Die Romanreihe „Tante Poldi” von Mario Giordano ist für alle, die Sizilien mögen, Kriminalgeschichten und schrullige ältere Damen mit Alkoholproblem. Dann sind die Geschichten die perfekte Sommerlektüre. Drei Bücher gibt es bereits: „Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“, „Tante Poldi und die Früchte des Herrn“, „Tante Poldi und der schöne Antonio“. Poldi zieht kurz nach ihrem 60. Geburtstag von München nach Sizilien, um sich dort tot zu trinken. Aber wie das manchmal so ist: Irgendwie kommt immer was dazwischen. Fluchend und flirtend löst sie gemeinsam mit ihrem nichtsnutzigen Neffen verschiedene Kriminalfälle. Bücher voller Charme und Herz an dessen Ende man dringend sofort nach Sizilien will, um mit Poldi einen schweren Rotwein zu trinken.

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