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Liebespaare im Beruf

Etliche Ehepaare haben sich am Arbeitsplatz kennen gelernt. Kein Wunder: Hinter Ausbildung und Freundeskreis ist der Job Partnerbörse Nummer drei. Bei Selbständigen ist es oft notwendig, dass Ehepartner im Betrieb mithelfen. Doch so schön die gemeinsame Zeit bei der Arbeit sein kann, gilt es Spielregeln zu beachten, damit aus Job-Lust nicht Job-Frust wird.

 

Es hat Vorteile, wenn man als Paar in der gleichen Firma arbeitet. Idealerweise haben beide ein gemeinsames Ziel und die Partner ticken ähnlich. Sie sparen sich umständliche Erklärungen, etwa warum es abends länger dauert.

Viel gemeinsame Zeit

Ebenso verbringen sie viel Zeit gemeinsam statt nur wochenends. Auch lassen sich Urlaubspläne leichter realisieren oder die Mittagspausen einfacher gestalten. Ebenfalls Absprachen, wer sich um kranke Kinder kümmert oder den Urlaubsflug bucht, gehen schneller, wenn Eltern in derselben Firma tätig sind. Doch viel Nähe kann auch Ärger bedeuten. Ein falsches Wort oder eine unpassende Geste vor Kollegen – und einer der Partner ist oben hinaus. Anders Klaus Ziegler. Wenn er auf seine Frau wütend ist, tritt er in die Pedale. „Auf dem Rad bekomme ich einen freien Kopf“, sagt der Ingenieur. Danach kann er gelassen einen Streit ausräumen. Gemeinsam mit seiner Frau Rosemarie leitet der fitte 70-Jährige in der Nähe von Stuttgart drei Pflegeheime, einen Ambulanten Dienst sowie eine Demenz-WG. Geschäftsführerin des Betriebs und damit Chefin ist formal Frau Amos-Ziegler, gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter. Der 57-Jährigen und ihrem Mann gelingt seit 20 Jahren das Zusammenspiel zwischen Betrieb und Privatem.

Trennung zwischen den Aufgaben

Oberste Friedensregel ist die strikte Aufgabentrennung. Er ist für Finanzen, Verwaltung und Marketing zuständig. Sie für Personal, Nachwuchs und Pflegequalität. Gerade zu Beginn der gemeinsamen Arbeitszeit rasseln die  beiden dominanten Charaktere öfter zusammen. Weil Rosemarie die Kreative ist und Klaus der Strukturierte, sind Konflikte programmiert. „Genau darin liegen Potenzial und Lösung“, sagt Manuel Marburger. Er hat Erfahrung mit Paaren, die zusammen arbeiten. Wichtig sei, anzuerkennen, dass jeder aus seinem Standpunkt heraus die Dinge sieht und im Streit seine Position vertritt. „Keiner will ja dem anderen oder der Firma schaden“, erläutert der Business-Coach. Demnach könne es sogar für die Arbeit hilfreich sein, sich auf die Sicht des Partners einzulassen, um die eigene Perspektive zu weiten.

Konflikte nicht vor Kollegen austragen

Für elementar hält  es der 44-jährige Hesse, Konflikte nicht vor Kollegen auszutragen. Das gelte ebenso für angestellte Paare. Die Zieglers etwa vertagen Streitthemen auf den Abend und die Terrasse. „Dort hört keiner zu und wir haben Zeit und Ruhe“, verdeutlicht Faktenmann Ziegler; einen Arbeitsstreit könne das Paar durch diesen Ortswechsel schneller beilegen. „Manchmal strecken wir dem anderen die Zunge raus, das entschärft die Situation“, lacht die impulsive Amos-Ziegler. Und Marburger erklärt: Solche Gesten dienen als emotionales Ventil. Allerdings rät er davon ab, allzu oft Intimitäten bei der Arbeit zu zeigen: „Händchenhalten oder gar rumknutschen sind im Job tabu“, so der Vater dreier Kinder.

Händchenhalten und Knutschen sind tabu

Ebenso für wichtig  erachtet er, die Positionen zu klären. Wenn die Controllerin erst Freundin, dann Gattin ihres Chefs wird, sollte dem Umfeld erklärt werden, wer künftig welche Aufgaben hat. „Eine derart veränderte Situation ist eine gute Gelegenheit, Organigramm und Stellenbeschreibungen heraus zu kramen, zu aktualisieren und in der Firma zu veröffentlichen“, rät der Coach. Dann sei für Kollegen transparent, wer was verantwortet. Denn der Spruch „Frag mal die Frau vom Chef“ sei Gift fürs Betriebsklima. Darin spiegelten sich ungeklärte Kompetenzen. Paare im Job sollten zudem darüber nachdenken, wie sie mit Erfolg und Niederlagen des anderen umgehen. „Das bespricht man am besten, wenn es bei beiden gut läuft“, sagt Marburger. Denn sobald unbewusst Neid oder Konkurrenzdenken den Alltag bestimmen, leide die Arbeit oder die Liebe. Gutes Training für die eigene Persönlichkeit sei, sich über die Erfolge des Partners zu freuen – vor allem dann, wenn es bei einem selbst nicht optimal läuft.

Jobfreie Zeit einplanen

Wertvoll für Arbeitspaare ist es ferner, gemeinsame Zeit (ohne Jobthemen) zu definieren. „Zwei Abende in der Woche gehören uns als Paar“, sagt Klaus Ziegler. Dann gehen die schwäbischen Unternehmer ins Theater oder einfach spazieren. Hier ist Zeit, um Privates zu besprechen, das nicht drängt. Auf welche Schule Kinder gehen sollen etwa oder ob es Sinn macht, ein Haus zu bauen. Manuel Marburger nennt das Love-time. Zeit für die Liebe.

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