Monja Gentschow hat sich als Künstlerin einen Namen gemacht. Die Berlinerin ist ziemlich talentiert. Wir haben mit ihr über Fleiß, Vitamin Berlin, kreative Blockaden und das Geld verdienen mit der Kunst gesprochen.
Monja Gentschow: “Ich steh jetzt auf jeden Fall genau da, wo ich mich wohl fühle.“
In Monja Gentschows Kunst hab ich mich verliebt. Schon vor Jahren machte Monja das schönste Kartenblatt aller Zeiten, wenn ich ihre Illustrationen sehe, muss ich regelmäßig grinsen oder mich mindestens freuen. Sie ist lustig, fleißig und erfindet sich immer neu.
Ich bin ganz offen, von Kunst hab ich keine Ahnung. Irgendwie ist Kunst natürlich immer streitbar. Entweder man findet sie richtig gut oder man mag sie eben gar nicht. Und Monja finde ich richtig gut. Grund genug für ein Gespräch über Hype in der Kunst, ihren Weg und ganz persönliche Visionen.
Monja Gentschow. Foto: privat
Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt stehst?
„Mit Fleiß und Ehrgeiz. Während des Studiums habe ich viele unbezahlte Jobs gemacht, welche mit der Zeit und Vielzahl irgendwann bezahlte Aufträge mit sich brachten. Und natürlich hilft auch ein bisschen Vitamin B(erlin): viele meiner Schulfreunde sind in Branchen und Positionen gelandet, die immer wieder Illustratoren suchen. Ich arbeite gerne sehr persönlich mit Kunden zusammen – das heißt, manchmal bekomme ich ein Foto vom Lieblings-Norwegerpulli als Inspiration für ein Artwork oder ich höre ein Musikalbum komplett mit dem Musiker zusammen durch und bespreche Ideen gemeinsam. Daraus entstehen dann oft lange Kooperationen, die wiederum zu neuen Jobs führen. Bisher haben sich viele glückliche Türchen für mich geöffnet, für die ich aber auch mit suchenden Augen durch den Kreativwust laufen musste. Da steh ich jetzt auf jeden Fall da, wo ich mich wohl fühle.“
Bild: Monja Gentschow
Hast du ein großes Vorbild?
„Irgendwie nicht.“
„Eine Erfindung, die ich mir wünsche, ist ein Stift, der Gefühle direkt aufmalen kann, sodass sie verbildlicht werden, universal verständlich sind, angeschaut und nachempfunden werden können.“
Kommt die Idee vor dem Arbeiten oder dabei?
„Ich habe selten Ideen. Jedenfalls keine ausformulierten. Oft kann ich im Nachhinein auch nicht erklären, was die Idee war – also habe ich sie scheinbar auch nicht dabei. Ich gehe alles recht emotional an, weil Gefühle interessant sind und etwas Persönliches schaffen. Eine Erfindung, die ich mir wünsche, ist ein Stift, der Gefühle direkt aufmalen kann, sodass sie verbildlicht werden, universal verständlich sind, angeschaut und nachempfunden werden können. Denn viele Menschen können nur glauben und mitfühlen, wenn sie es sehen. Vielleicht habe ich die Idee von diesem Stift im Kopf, wenn ich zeichne.“
Mit der Kreativität ist es ja so eine Sache. Was machst du, wenn du eine Blockade hast?
„Ich lasse sie zu und harre aus. Man ist ja nicht ohne Grund blockiert. Meist bin ich überarbeitet oder der Druck ist zu groß, dann weiß ich, dass ich eine Pause brauche und nehme mir diese auch. Meine größte Blockade bisher war mein Studienabschluss, welchen ich über drei Jahre lang hinauszögerte, bis ich ihn als „letzte Diplomantin“ (der Studiengang wechselte auf Bachelor- und Masterabschluss) schließlich machen musste. Da ich bereits während des Studiums selbstständig arbeitete, schien mir der Abschluss meines Studiums mit einem nicht vorgegebenen Thema, ohne Auftrag im Hintergrund so gravierend wichtig, das mir nichts einfallen wollte, an das ich mich herantraute. Schließlich beschäftigte ich mich mit (meinem) Scheitern selbst. Das Kleinstmögliche, was mir also möglich war: Dokumentieren, wie sich diese Blockade anfühlt. Ich entwickelte eine Methodik, mit der ich für 31 Tage die gerade passierenden Dinge aufzeichnete und untersuchte. Diese Arbeit habe ich
‚erfolglos abgeschlossen’ und darf mich nun Diplomdesignerin nennen.“
„Work-Life-Balancieren kann ich irgendwie nicht. Aber auch ohne Balance macht mir beides ziemlich viel Spaß.“
Wie ist es meistens allein zu arbeiten?
„Manchmal einsam, dafür aber sehr unkompliziert und kompromisslos. Wenn es direkte Zusammenarbeiten gibt, freue ich mich darauf. Ebenso freue ich mich dann aber wieder aufs alleine Arbeiten. In einer gemeinsam entwickelten Ästhetik zu gestalten, fällt mir nicht leicht, ebenso wie Aufgaben abzugeben. Trotzdem ich meistens überrascht bin von dem positiven Input, den ich dabei bekomme, und was ich durch und von anderen Lernen kann, bleib ich irgendwie ein kleiner Eigenbrötler.“
Bild: Monja Gentschow
Vermisst du manchmal einen festen Job?
„Nein. Für eine Festanstellung ist mein Stil und meine Arbeitszeit und -moral zu beweglich.“
Du reist viel und oft, ist eine Auszeit manchmal wichtig für dich?
„Meist arbeite ich zehn Monate ziemlich viel, und reise dann zwei. Das ist ein Rhythmus, der für mich gut funktioniert. Generell bin ich ein Mensch, der eher schwierig eine Mitte findet, „Work-Life-Balancieren“ kann ich irgendwie nicht. Aber auch ohne Balance macht mir beides ziemlich viel Spaß.“
Als Kunstlaie hat man manchmal das Gefühl es geht ganz viel um Hype bei Kunst. Hängt man in der richtigen Galerie oder wird von der richtigen Person gekauft, kann auch ein Strich plötzlich Millionen wert sein. Wie erklärt sich das für dich?
„Gar nicht. Deshalb zeige ich irgendwie wenig Interesse an dem Kunstmarkt. Ich schaue mir gerne und viele Ausstellungen an, Preise und Namen interessieren mich weniger.“
Bild: Monja Gentschow
Wie entscheidest du, wie teuer ein Bild sein kann? Und wo verkaufst du die Kunst?
„Nach Gefühl. Und danach, wieviel ich selbst für das Bild bezahlen würde. Die meisten Bilder verkaufe ich privat. Oft möchte jemand
‚etwas‘ von mir haben. Dann suche ich nach einem Gespräch oder aufgrund von Fotos des Raumes einige Bilder aus meinem Sammelsurium heraus, die für mich zu demjenigen passen und so findet sich dann meistens was.“
Hast du eine ganz persönliche Vision für dich?
„3D in Puderfarben.“
Ihr seid eingeladen! Monja und noch mehr Kunst, Design und Mode gibt es im „The Gallery Store“ am Moritzplatz
Wenn ihr das Glück habt diese Woche in Berlin zu sein, könnt ihr Monjas Kunst im „The Gallery Store“ im Salon am Moritzplatz sehen und kaufen.
Auch
wenn es draußen noch ganz kalt ist, wird euch im Gallery Store, vom
23. bis 30. Januar in Berlin-Kreuzberg im Salon am Moritzplatz ganz warm
ums Kunst- und Design-Herz. Zu sehen und kaufen gibt es das Schönste von Kreativen
aus Kunst, Mode, Fotografie, Street Art, Grafik Design, Visual Art, Musik,
sowie Möbel-, Mode- und Produktdesign. Der Gallery Store ist mit einem 7-Tage-Pop-Up zurück. Die Eröffnung ist am Samstag, den 23. Januar zwischen 18 und 22 Uhr und ihr seid alle herzlich eingeladen. Hier gehts zum Event.
Hier findet ihr alles über Monja:
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