Foto: Condé Nast

Dr. Sabine Hofmann: „Auch mit dem Gefühl liegt man mal daneben“

Dr. Sabine Hofmann ist Chefredakteurin der Myself. Ein Gespräch über die Herausforderung eines Monatstitels und die Zielgruppe „starke Frau“.

Eine Mischung aus Instinkt und Marktanalyse

Ihren Doktortitel hat sie vor allem für ihre Eltern gemacht, wie sie sagt. Die Entwicklung eines Frauenmagazins, das mehr kann als Frisuren und Rezepte, war ihr dagegen selbst ein großes Anliegen. Dr. Sabine Hofmann ist die Chefredakteurin und Mitentwicklerin des Frauentitels Myself. Wir haben mit ihr über die Herausforderung gesprochen, der Geschwindigkeit des Netzes nicht allzu sehr hinterherzuhinken.

Frau Hofmann, die Myself ist nun seit zehn Jahren auf dem Markt, was hat sich seit der ersten Ausgabe verändert?

„Natürlich hat sich der Markt verändert und wir haben das Heft inhaltlich und optisch immer wieder angepasst. Aber im Prinzip sind wir unserer Überzeugung treu geblieben: Frauen zu bestärken, ihren Weg zu gehen, statt ihnen ständig zu vermitteln, sie müssten schlanker, erfolgreicher, besser werden.“

Können Sie sich noch an den Moment erinnern, als Sie die erste Ausgabe in den Händen hielten?

„Klar, das war ein magischer Moment. Aber ehrlich gesagt haben wir jeden Monat, wenn wir das druckfrische Heft in den Händen halten, wieder ein ähnliches Gefühl.“

Mit einem monatlichen Titel muss man einerseits weit vorausdenken können, andererseits läuft man Gefahr, hinterherzuhinken. Was ist die größte Hürde für eine gelungene Ausgabe?

„Es stimmt, die Aktualität bei Monatsheften ist begrenzt – und so schnell wie das Internet können und wollen wir auch gar nicht sein. Trotzdem wissen wir, wann etwa Weihnachten oder Ostern bevorsteht. Die größte Herausforderung ist, das Lebensgefühl mit den Geschichten und den Titelzeilen genau zu treffen und ein Cover zu haben, das zur Marke passt und am Kiosk auffällt.“

Myself zielt auf selbstbewusste Frauen ab. Worin zeigt sich ihre Stärke und was beschäftigt diese Frauen?

„Wir sind kein Magazin für jemanden, der die dritte Geschichte über Achtsamkeit und Yoga lesen will. Myself richtet sich an Frauen, die ihr eigenes Geld verdienen, eine eigene Meinung haben, sich für andere Menschen interessieren.“

Hat die klassische Verknüpfung von Frauenmagazinen mit Diät-Tipps und Kochrezepten ausgedient oder ist das immer noch Auflagenbringer Nummer eins?

„Es stimmt, nach Weihnachten, im Januar möchte man gerne abnehmen, und gesunde Ernährung ist ein Thema, das nun wirklich alle interessiert. Es geht immer um das richtige Timing. Aber ich würde gerne mit dem Vorurteil aufräumen, in Frauenzeitschriften ginge es nur um Rezepte und Frisuren. Wer das behauptet, hat schon lange nicht mehr in den einschlägigen Heften geblättert.“

Lassen Sie sich in Ihren Entscheidungen als Chefredakteurin häufiger von Erfahrung und Intuition oder von Marktanalysen leiten?

„Es ist immer eine Mischung aus Erfahrung, Instinkt, Intuition. Allerdings: Auch mit dem Gefühl liegt man mal daneben.“

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