Jede fünfte Menstruierende in Schottland kann sich Binden und Tampons kaum oder gar nicht leisten. Ein Programm der Regierung will an Schulen und Universitäten nun gegensteuern.
Tampons – ein Luxusprodukt?
Schottland wird mit Beginn des neuen Schuljahres das erste Land der Welt, das kostenlose Tampons und Binden für seine 395.000 Schüler*innen und Student*innen bereitstellt. Damit reagiert das Land auf das Phänomen der sogenannten „Periodenarmut” („period poverty”): eine signifikante Anzahl von Menschen, die ihre Periode haben, können sich die nötigen Hygieneartikel nicht oder kaum leisten. Laut einer aktuellen Studie des „Young Scot Found”, die der Guardian zitiert, hat jede vierte von 2.000 befragten Personen Schwierigkeiten, sich ausreichend mit Tampons oder Binden zu versorgen. Ein Report der Basisgruppe „Women for Independence” hat darüber hinaus ergeben, dass jede fünfte Menstruierende in Schottland bereits „Periodenarmut” erlebt hat.
Dieser Entwicklung, die zum Beispiel auch in England in gravierendem Maße zu beobachten ist, tritt die schottische Regierung nun also entgegen. 5,2 Millionen Pfund (umgerechnet rund 5,8 Millionen Euro) soll das Programm kosten. Aileen Campbell, Staatssekretärin für öffentliche Gesundheit und Sport, sagte zu den Hintergründen des Programms: „In einem Land, das so reich ist wie Schottland, ist es nicht akzeptabel, dass irgendjemand Probleme hat, grundlegende Hygiene-Artikel zu kaufen.” Das Programm reiht sich in eine Reihe von Initiativen in Schottland ein, die die „Periodenarmut” bekämpfen. So hat zum Beispiel die Kommune North Ayrshire im August angekündigt, Tampons und Binden in allen öffentlichen Gebäuden kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Auf der ganzen Welt haben, laut der Organisation WaterAid, 1,25 Milliarden menstruierende Menschen während ihrer Periode keinen Zugang zu einer Toilette. Viele können in dieser Zeit nicht zur Schule gehen. Die Zahlen in Schottland zeigen, dass „Periodenarmut” ein Thema ist, mit dem sich auch reiche, westliche Länder dringend auseinandersetzen müssen. Das angekündigte Programm ist ein guter Schritt, an dem sich auch andere Länder ein Beispiel nehmen sollten.
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