Einst war sie selbst Chaotin, heute ist ihr Schreibtisch ein Vorbild an Aufgeräumtheit. Auch für die Kunden ihres Sortier- und Organisationsservices.
Ordnung statt Chaos
Fast könnte er einem ein schlechtes Gewissen machen, der Schreibtisch von Christa Beer. Hier liegt nichts herum, alles ist fein säuberlich in Mappen, Ordnern und Ablagesystemen verstaut, die wiederum mit Etiketten versehen oder farblich markiert sind. Wenn sie etwas sucht, dann findet sie es und zwar sofort. Kein Wunder, denn Christa Beer hat ihr Gespür für Ordnung zur Profession gemacht: Die Unternehmerin betreibt einen Sortier- und Organisationsservice spezialisiert auf Selbstständige im Homeoffice. „Chaoten sind kreativ”, sagt Beer, „Aber wenn einen das eigene Chaos nicht mehr lebensfähig macht, wird es schwierig.“
Experten unterscheiden bei Schreibtischnutzern zwischen Volltischlern, bei denen Papierstapel um Papierstapel in die Höhe wachsen, und Leertischlern, bei denen nichts den Blick auf die freie Tischplatte verstelllt. Beer gehört zweifellos der letzteren Gattung an. Das war aber nicht immer so. „Ich bin eine geläuterte Chaotin“, gibt sie zu. Bevor sie zur Profi-Sortiererin wurde, arbeitete sie in der Entwicklungszusammenarbeit, kümmerte sich lieber um inhaltliche Fragen als um die Ordnung oder vielmehr um das Chaos auf ihrem Schreibtisch. Bis sie eines Tages – irgendwann in den 80er Jahren war das – wenige Stunden bevor sie für sechs Monate nach Afrika fliegen sollte, ihr Ticket nicht finden konnte. Sie musste den ganzen Wust an Unterlagen durchwühlen, der sich bei ihr aufgetürmt hatte, und hätte so beinahe den Flug verpasst. Es war ein Schlüsselerlebnis. Beer begann über das Aufräumen nachzudenken, entwickelte nach und nach eigene Strategien und machte sich schließlich damit selbstständig. Mit Erfolg. Privatkunden mit Erbschaftsgeschichten, Freiberufler, die im Chaos ihrer Steuerunterlagen versinken, oder kleine Betriebe, die effizienter arbeiten wollen, buchen sie und empfehlen sie weiter. Beer arbeitet deutschlandweit.
Die hohe Schule des Wegwerfens
An ihrem eigenen Schreibtisch sitzt Christa Beer gar nicht so oft. Meist arbeitet sie vor Ort bei ihren Kunden. Mit ihrem mobilen Büro bestehend aus Transportboxen mit Ablagesystemen sortiert sie die Unterlagen vor und dann in das von ihr entwickelte System ein. Die Grundregeln: Private Unterlage von den geschäftlichen trennen; was zusammengehört am selben Platz aufbewahren und alles wegwerfen, was man nicht tatsächlich braucht. „Nichts sammeln für die Zukunft!”, ermahnt Beer. Alles Wichtige wird nach Farben sortiert: Orange für alles Geschäftliche, blau fürs Private, grün für die Steuer. Natürlich gilt das alles auch für Beers eigenes Homeoffice. Hier koordiniert sie Termine, schreibt E-Mails, erarbeitet Konzepte. Sobald etwas erledigt ist, wird es abgeheftet. Für die tägliche Routine hat sie eine rote Aktionsmappe, in der sie sich Notizen zu To-Dos, Telefonaten, offenen Rechnungen und Ähnlichem ablegt, für laufende Kundenaufträge eine weitere, die in der Schublade wartet. Die Mappen hat sie selbst entwickelt. Dass ihr System funktioniert und sowohl Zeit wie Nerven einspart, dafür ist Christa Beer selbst das beste Beispiel: „Ich habe manchmal das Gefühl, ich bin faul”, sagt sie und lacht. „Aber ich bin nicht faul, sondern gut organisiert.“
Bild: Aufräumexpertin Christa Beer