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Sorge dich nicht, löse!

Versuchen wir unsere Sorgen zu ignorieren, holen sie uns früher oder später ein. Trainerin Simone Stargardt findet, wir sollten Probleme aktiv angehen.

 

Auch wenn wir ein Problem gerne „Herausforderung“ oder – im Businessleben noch beliebter – „Thema“ nennen, am Ende bleibt es doch, was es ist: Ein Problem, um das wir uns kümmern sollten. Doch wo und wie fangen wir an?

Annehmen, was nicht zu ändern ist

„Wer gegen die Realität kämpft, kann nur verlieren“ sagt Simone Stargardt. Die
Trainerin und Inhaberin einer Weiterbildungsakademie in der Region Stuttgart rät, Umstände zu akzeptieren, die wir nicht ändern können. „Es gibt eben Dinge, die sind, wie sie sind – egal, ob wir uns darüber aufregen, oder nicht.“ Wir sollten uns fragen: Kann ich das, was mir zu schaffen macht, beeinflussen? Lautet die Antwort nein, hilft nur akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Erkennen wir jedoch, dass wir an einer belastenden Situation durchaus etwas verbessern
könnten – sollten wir aktiv werden:

Kategorisieren

„Die meisten Probleme lassen sich kategorisieren“, so Stargardt und nennt vier
Arten: Entscheidungen (die uns schwerfallen), Abgrenzung (die wir nicht
vornehmen), Perspektiven (die uns fehlen) oder Leistung (die wir nicht erbringen
können oder wollen). 
Die Personalmanagement-Expertin gibt Beispiele: 

  • Als Selbstständige hast du vielleicht die Wahl zwischen zwei vielversprechenden Aufträgen, von denen du zeitlich aber nur einen annehmen kannst – ein Entscheidungsproblem. 
  • Im Office bist du genervt, weil immer wieder Kollegen ihre Arbeit bei dir abladen – du kannst dich nicht abgrenzen. 
  • Nach einer Trennung bist du diffus und fühlst dich innerlich leer: Dir fehlt eine neue Perspektive. 
  • Du weißt eigentlich genau, wie du die viele Arbeit vom Tisch bekommen könntest, hast aber nicht genug Power oder Kompetenz. Dieses Beispiel fällt unter die Problem-Kategorie „Leistung“.

„Probleme zu kategorisieren sind der erste Schritt, sie zu lösen“ so die Buchautorin. „Während wir das, was uns gerade belastet, einer Kategorie zuordnen, entstehen oft gleichzeitig Ideen, die uns aus der Klemme helfen.“

Die richtigen Fragen stellen

Stargardt empfiehlt, den Ursachen unserer Sorgen auf den Grund zu gehen, indem wir sie sachlich betrachten und uns fragen: Was brauche ich, um ein spezielles Problem zu lösen? Was hält mich zurück, etwas zu tun? Woran würde ich erkennen, dass es gelöst wäre?

 „Je kreativer wir beim Beantworten der Fragen vorgehen und je mehr wir scheinbar unmögliches visualisieren, umso höher die Chance, dass sich Lösungsoptionen zeigen, die uns bislang noch nicht eingefallen sind“, erklärt die Buchautorin. Denn Kreativität und Intuition gehen Hand in Hand. Beim
gedanklichen Kreieren der perfekten Welt kann ein Geistesblitz entstehen. Oder wir entwickeln ein Bauchgefühl, das bei einer wichtigen Entscheidung hilft.

Ein Beispiel: Nehmen wir an, du fühlst dich ausgepowert von deinem
verantwortungsvollen Job. Um dieses Problem zu lösen, brauchst du vielleicht
eine Auszeit. Zurück halten dich möglicherweise fehlende finanzielle Mittel und
die Unsicherheit, wie es danach beruflich weitergeht. Erkennen, dass dein
Problem gelöst ist, würdest du, wenn du dich ausgeglichen fühlst und wieder
mehr Freude an deinem Tun hast.

Jetzt visualisiere: Du bist finanziell unabhängig – was machst du? Eine
Yogalehrer-Ausbildung in Indien? Dich für wohltätige Projekte engagieren? Was
davon ließe sich – vielleicht in kleinerem Rahmen – direkt in die Tat umsetzen?
Vielleicht ist der regelmäßige Besuch des Yogastudios um die Ecke oder eine
Woche an einem abgelegenen Ort eine erste Maßnahme, deine Akkus wieder
aufzuladen.

Keine Angst vor fremder Hilfe

„Lassen sich drückende Sorgen nicht konkretisieren, weil sie vielschichtig sind und wie von einer Wolke aus Folgeproblemen oder drohenden Konsequenzen umhüllt scheinen, braucht es zur Lösung Unterstützung von außen“, sagt Stargardt. Dabei gilt es, eine für sich passenden Methode zu finden. „Obwohl ich kein großer Pferdefreund bin, habe ich gute Erfahrungen mit pferdegestütztem Coaching gemacht“ berichtet die Expertin von einer eher ungewöhnlichen Art des Coachings. „Das Tier spiegelt dabei als Körpersprachenverstärker instinktiv wider, was uns selbst nicht bewusst ist, unterschwellig jedoch ständig wirkt.“

Andere Trainer arbeiten mit Methoden aus der Gestalttherapie, um mit ihren Klienten belastende Zustände aufzulösen oder bieten sogenannte Stressbewältigungs-Trainings an. Auch der Hausarzt ist ein guter Ansprechpartner – nicht nur für körperliche, sondern ebenso
für seelische Leiden. Oft kann der Mediziner Experten und Methoden empfehlen, die von der Krankenkasse unterstützt werden.

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