Foto: Eric Fischer I Flickr

Ist uns Europa schon egal?

Sonntag wird in Europa gewählt. Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Trotzdem wirken viele Deutsche auffallend unbeeindruckt. Ist uns Europa schon egal?

 

Europawahl wirkt unsichtbar

Am kommenden Sonntag wird in Europa gewählt. Der Europa-Wahlkampf läuft auf Hochtouren: Plakate zieren Fassaden, Wahlhelfer verteilen Flugblätter und Kundgebungen verstopfen die Straßen von Berlin. Die Spitzenkandidaten Martin Schulz (Sozialdemokraten) und Jean-Claude Juncker (Europäische Volksparteien/ Konservative) liefern sich im deutschen Fernsehen ein Live Duell.

Trotzdem wirken viele Deutsche auffallend unbeeindruckt. Die Frage bleibt: Ist uns Europa schon egal?

Europa steht zu sich

Das US-amerikanische Forschungsinstitut „Pew Research Center“ veröffentlichte in den vergangenen Wochen die Ergebnisse seiner jährlichen Umfrage zum Ansehen der Europäischen Union (EU). Befragt wurden EU-Bürger in sieben Ländern, nämlich Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Polen, zu ihrer Haltung gegenüber der EU und ihren Institutionen. Das Ergebnis war überraschend: Entgegen aller Erwartungen steigt die Zahl der Bürger, die hinter der EU stehen, tendenziell. EU-Institutionen wird noch immer Skepsis entgegengebracht, weil sie sich in der Vergangenheit zu sehr in nationale Angelegenheiten einmischten.

Diese Unzufriedenheit hat sich jedoch gegenüber den Vorjahren verbessert. Ausreißer in der Umfrage sind einzig die Italiener: Drei Viertel der Befragten gaben an, das Gefühl zu haben, dass ihr Land durch die EU-Integration geschwächt worden sei. Zwei Drittel der Deutschen aber haben ein positives Bild von der EU. Das sollte sich am Sonntag doch auch durch den Gang zur Wahlurne bestätigen.

Wer gewinnt die Europa-Wahl?

Aktuelle Prognosen wie die von „PollWatch Europe“ sagen ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen den beiden größten Zusammenschlüssen, der Europäischen Volkspartei (EPP) und der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D), voraus: Demnach bekäme die EPP 212 und die S&D 209 Sitze. Dass entgegen der Umfragen aber die Zahl der Vertreter der Euroskeptiker steigt, gilt als sicher. Denn abseits der Volksparteien bildet sich im rechten Flügel aus konservativen Parteien aus Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Belgien, Italien, der Slowakei und Schweden die „Europäische Allianz für Freiheit“.

Die als rechtskonservativ/ rechtspopulistisch eingestufte Allianz steht vor dem erstmaligen Einzug in das Europäische Parlament. Die europaskeptische Partei aus Deutschland, „Alternative für Deutschland“ (AfD), gilt nicht als Teil dieses Bündnisses – auch wenn sie in den Chor der Euro-Kritiker einstimmt.

Wir profitieren von der EU

Das sollte uns alle nicht unberührt lassen: Deutschland liegt mitten in Europa. Wir profitieren von der Europäischen Union. Kulturell, wirtschaftlich, politisch. Schlauen Köpfen ist das hinlänglich bekannt! Das sollte jeder Einzelne am Wochenende auch zeigen: Durch die Teilnahme an der Wahl. Egal wie man sich entscheidet, als Europäer sollte die Stimmabgabe am Sonntag eine ganz selbstverständliche Sache sein.

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