Foto: Gene Glover

Wirtschafts=medien werden weiblicher

Journalistinnen übernehmen in der Medienbranche mehr und mehr Schlüsselpositionen. Wir stellen fünf Vordenkerinnen vor.

 

Frauen in Schlüssel-positionen

Deutsche Wirtschaftsmedien sind keine Männerdomäne mehr. Nachdem die Wirtschaftswoche im Mai bekannt gab, mit Miriam Meckel die erste Chefredakteurin an Bord zu holen, bekommt nun auch das Magazin „Business Punk“ mit Ruth Fend eine Redaktionsleitung. Die beiden finden sich in bester weiblicher Gesellschaft. Denn Journalistinnen besetzen jetzt vor allem Schlüsselrollen in jungen Publikationen und digitalen Medien. Wir stellen euch fünf Journalistinnen vor, die an entscheidenden Stellen die Medienbranche jetzt prägen.

1) Ruth Fend

Gruner und Jahr gab heute bekannt, dass Ruth Fend zum 1. September die Redaktionsleitung von „Business Punk” übernimmt. Die 34-Jährige tritt die Nachfolge von Matthias Oden an, der als stellvertretender Chefredakteur zu „werben & verkaufen“ wechselt. Fend, zurzeit Redakteurin bei „Capital“ und „Business Punk“, ist nicht nur mit der Biotech-, Internet-, Technologie und Start-up-Szene bestens vertraut, sondern kennt sich durch ihre vorherigen Aufgaben bei der „Financial Times Deutschland“ sehr gut in den Themenbereichen Finanzen und Management aus. Bei der FTD war sie zweieinhalb Jahre als China-Korrespondentin in Peking tätig.

„Mit Ruth Fend haben wir eine junge engagierte Journalistin für ‚Business Punk‘ gewinnen können, die Esprit und Entschlossenheit in sich vereint und der Marke neue Impulse geben wird.“, erklärt G+J Verlagsgeschäftsführer Soheil Dastyari. Wir sind besonders gespannt, ob „Business Punk“ von Fend nun auch online weiterentwickelt wird. Bislang gibt es nur eine heftbegleitende Website ohne eigenständige Inhalte.

2) Miriam Meckel

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(Foto: Claude Stahel)

Ein überraschender Wechsel: Miriam Meckel, die bislang als Wissenschaftlerin das Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen führte, wird Nachfolgerin vom bisherigen Chefredakteur Roland Tichy bei der Wirtschaftswoche. Zuletzt beschäftigte die 46-Jährige sich sich vor allem mit Fragen des digitalen Wandels. Diese Kompetenz hebt auch Verleger Dieter von Holtzbrinck hervor: „Frau Meckel bringt wirtschaftliches Wissen und politische Erfahrungen mit, die der Wirtschaftswoche zusätzlichen Nutzen und neue Leserinnen und Leser bringen dürften. Sie ist bestens mit den Erwartungen der kommenden Entscheidergenerationen vertraut und kennt deren Medien-Nutzungsverhalten ebenso wie deren Denk- und Sichtweisen.“

Mit Meckel hat die Wirtschaftswoche nun sogar ein crossmediales Chefinnen-Team. Die Chefredakteurin des Onlineauftritts wiwo.de ist Franziska Bluhm.

3) Gabriele Fischer

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(Foto: brand eins)

Gabriele Fischer ist für viele Journalistinnen ein Vorbild. Die ehemalige Vize-Chefin des Manager-Magazins gründete 1999das Wirtschaftsmagazin „brandeins“ gemeinsam mit einem Redaktionsteam, das mit dem Vorgängertitel „Econy“ beim Manager-Magazin-Verlag gescheitert war. Das Team um Fischer machte in Eigenregie weiter und konnte ihr Produkt erfolgreich am Markt etablieren. Die „brand eins“ erscheint monatlich und verkaufte im zweiten Quartal 2014 über 90.000 Exemplare. Im Juli wurde von Leserinnen und Lesern in sozialen Netzwerken heftig darüber debattiert, ob die Zeitschrift zu wenige weibliche Perspektiven auf Wirtschaft biete. Fischer sagte, dass diese Diskussion sie neu für das Thema sensibilisiert habe, aber keine Quoten das Heft bestimmen werden: „Unser Filter ist und bleibt das Thema Veränderung.”

4) Anja Rützel

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(Foto: Condé Nast)

Anja Rützel entwickelte gemeinsam mit Nikolaus Röttger das Konzept für „Business Punk“. Das Duo beschritt danach seinen Weg immer wieder gemeinsam. Nachdem sie bei „Gründerszene“ Seite an Seite arbeiteten, ist Anja Rützel nun Editor-at-Large bei der deutschen Wired, die von Röttger geleitet wird. Rützel wird in ihrer Funktion für große Reportagen und die Entwicklung neuer Formate verantwortlich sein.„Anja Rützel ist eine brillante Autorin und starke Konzepterin“, so Röttger. „Mit ihrer Kreativität, ihrer hohen Affinität zu Digitalkultur- und Start-up-Themen sowie mit ihrer außergewöhnlichen Art, Geschichten zu erzählen, wird sie eine zentrale Führungsrolle im Wired-Team einnehmen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.“

Für Wired ist es ein Neustart. Condé Nast hatte 2011 die erste deutsche Ausgabe als Beilage in der GQ auf den Markt gebracht. Röttger ist nach Thomas Knüwer und Alexander von Streit nun der dritte Chefredakteur. Der neuen Redaktion soll es jetzt gelingen, die Wired als die Publikation für die digitale Generation zu etablieren. Dafür muss sie mehr werden als eine Zeitschrift für Geeks.

5) Juliane Leopold

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(Foto:  Caroline Pitzke)

Noch eine Chefredakteurin! Juliane Leopold ist die Gründungschefin von BuzzFeed Deutschland. Das Portal ist bekannt für „Listicles“ mit Bildern und Gifs, humorvolle Inhalte und Quizze – doch auch Nachrichten und aktuelle Berichterstattung werden ausgebaut. Ein genauer Starttermin ist noch nicht bekannt, Leopold stellt aber gerade ihr Team zusammen, das von Berlin aus arbeiten wird. Die 31-Jährige hat zuvor als Social-Media-Redakteurin für sowohl Zeit Online als auch Die Zeit gearbeitet und bringt weitere Erfahrung aus ihrer Arbeit für die NZZ mit. Außerdem schreibt sie für das Blog „kleinerdrei“, das in diesem Jahr für den Grimme Online Award nominiert war.

BuzzFeed ist eine der am schnellsten wachsenden Websites in den USA und beschäftigt dort mehrere hundert Mitarbeiter und arbeitet mit Korrespondenten weltweit zusammen. Gründer Jonah Peretti sagte in einem Interview mit Spiegel Online im April, dass BuzzFeed bereits jetzt mehr als eine Million Leser aus Deutschland habe. BuzzFeed genereriert Einnahmen auch aus Native-Advertising-Inhalten.

Leopold sagte im Gespräch mit Gründerszene: „Vielleicht ist das ein grundsätzlicher Charakterzug bei BuzzFeed: ein positiver Blick auf das Leben.“ Sie wünsche sich, dass deutsche Medien einfach mal Ideen umsetzten, anstatt Fünf-Jahres-Pläne vorzulegen. Welche innovativen journalistischen Formate das Team für den Deutschen Markt im Sinn hat, wird sich noch in diesem Jahr zeigen.

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