Wie unsere Ansprüche an uns selbst uns erdrücken
Immer häufiger sehe ich Eltern, die joggend oder Inline Skates fahrend einen Kinderwagen schieben. Immer wieder bin ich hin und hergerissen, ob ich diese Tatsache cool finden soll oder völlig bescheuert. In was für einer Welt leben wir eigentlich? Dass wir uns nicht einmal mehr die Zeit nehmen wollen, in Ruhe mit unseren Kindern spazieren zu fahren? Einfach nur das Gesicht unseres Babies, die Umgebung, die Natur zu genießen? Immer wollen wir alles, und das sofort. Bloß keine Abstriche machen, auch nicht als Eltern. Neben den Supermammies wollen wir natürlich auch super schlank und sportlich sein, uns gesund ernähren, attraktiv aussehen und mindestens ein interessantes Hobby haben. Arbeiten selbstverständlich, uns selbst verwirklichen, Spaß soll der Job machen, und gutes Geld bringen. Eine glückliche Beziehung ist ein absolutes Muss, am besten ein Eigenheim mit Garten, und ein Hündchen noch dazu. Alle Termine einhalten, immer den Überblick bewahren, den Kalender möglichst voll haben, vielen verschiedenen, abwechslungsreichen Tätigkeiten nachgehen, Freundschaften pflegen, die Familie an allem teilhaben lassen. Den Traumurlaub, am besten die ganze Welt bereisen, verschiedene Sprachen sprechen, intellektuell sein, uns auskennen, politisch sein, kritisch, uns ehrenamtlich engagieren. Alles, und kein bisschen weniger. Nichts darf vernachlässigt werden. Wie – frage ich mich oft – soll das alles in einen Tag passen, in 24 Stunden, eine Woche – in einen Kopf, ein Leben?