40 Tage Essen, in 40 Restaurants. Das machen derzeit die Zwillinge Sophia und Maria Giesecke. Ein Gespräch über Top-Kulinarik und die Berliner Szene.
40 Days of Eating
Sophia und Maria Giesecke essen sich derzeit als Duo bei der Food-Soap “40 Days of Eating” auf Mit Vergnügen durch die Berliner Restaurants.
Die Schwestern gehen 40 Tage hintereinander in 40 verschiedenen Restaurants essen, erzählen von ihren Erlebnissen, aus ihrem Leben und wie es ihnen nach 40 Tagen Non-Stop-Essen geht. Und das ist schon die zweite Runde Non-Stop-Essen.
Die Zwillinge sind auch sonst sehr umtriebig und schreiben und bloggen. Wir haben mit den beiden über die Berliner Szene, die besten Restaurants für wichtige Meetings und das Zwillinge-Sein gesprochen.
Maria und Sophia, ihr seht nicht nur ähnlich aus, sondern arbeitet sogar noch richtig gern zusammen. Hand aufs Herz. Wie ist das als Zwilling? Was ist gut. Was nicht? Und macht sich das im Business bemerkbar?
Sophia: „Wenn man sich sehr gut kennt, muss man sich weniger erklären. Sowas macht die Zusammenarbeit echt super. Wir gehen uns sehr selten beziehunsgweise fast gar nicht, na ja also ab und zu schon, auf die Nerven. Streit hält nie lange an und im Endeffekt halten wir dann eben doch immer zusammen.”
Maria: „Es gibt keine „ohne“, nur ein „mit“. So etwas ist für Nicht-Zwillinge immer wahnsinnig unverständlich und sorgt immer für große Verwunderung.“
Was muss man über euch wissen, wenn man euch noch nicht kennt?
Maria: „Da wird uns in den bisherigen 50 Folgen von “40 Day of Eating” sowohl mental, auch emotional komplett nackig gemacht haben, könnte man uns inzwischen ganz gut kennen. Man sollte vielleicht wissen, dass wir uns selbst nicht zu ernst nehmen, aber das dürfte auch mittlerweile ziemlich offensichtlich sein. Außerdem glauben wir heimlich an Horoskope und Glückskekse.“
Die große Berlin Kritik: Alle machen Projekte, gehen gern aus, sehen immer top gestylt aus. Ihr steckt dort irgendwie mittendrin. Wie fühlt sich die „Szene“ an? Wenn man dann doch sehr ernsthaft Geld verdient?
Sophia: „Top gestylt in Mitte ernsthaft Geld verdienen, lässt sich nicht immer realisieren. Aber die „Szene“ fühlt sich trotzdem gut an, denn gerade, weil Budgets grundsätzlich zu klein sind, hilft man sich schon sehr gegenseitig. Wobei man natürlich auch aufpassen muss, sich nicht gegenseitig im Preis zu drücken oder auszunutzen. Irgendwann kann man das ewige „Kannst du mal bitte schnell das und das machen“ nicht mehr hören und es wichtig, auch mal Nein zu sagen. Uns ist es sehr wichtig, niemanden auszubeuten und Leistungen angemessen zu bezahlen. Mit diesem Anspruch arbeiten wir seit Jahren und fahren damit gerade in letzter Zeit echt gut. Langsam scheint aber auch in Berlin angekommen zu sein, dass gewisse Leistungen und langjährige Berufserfahrung ihren Preis haben.“
2014 habt ihr euch mit dem Berlin-Blog „Mit Vergnügen“ schon einmal in der Food-Soap 40 Days of Eating durch die Berliner Restaurants geschlemmt. Jetzt folgt die 2te Auflage. Was war der Tiefpunkt, was der bisherige Höhepunkt?
Maria: „Tiefpunkt: So mancher Imbiss ist für die verwöhnte Foodkonneseuse ein absoluter Graus. Außerdem stehen wir nicht so sehr darauf, wenn angeblicher Geschmack auf ein Schäumchen eingedampft wurde. Denn jener Geschmack fehlt meistens. Leider.“
Sophia: „Höhepunkte. Ja, also da werden wir ja tatsächlich sehr oft nach gefragt. Ist für uns sehr schwierig zu sagen, da Berlin gastronomisch so wahnsinnig viel zu bieten hat. Burgers and Hiphop, check, Dumplings, check. Deutsche Küche neu interpretiert, check. Wichtig ist uns immer das Ambiente und die Ambitionen der Menschen, welche das Restaurant betreiben. Darum lässt sich immer sagen: Wenn wir mit den Besitzern sprechen konnten, war der Abend meist gelungen.“
Was ist zentral für ein gut-laufendes Restaurant?
Sophia: „Wir sind keine Gastronomen, nur Esser. Wir können also nicht sagen, warum ein bestimmtes Restaurant gut läuft. Wir können nur sagen, womit wir uns persönlich wohl fühlen und was uns in ein bestimmtes Restaurant zurückkommen lässt: Wenn wir sehen, dass alle Tische gleich behandelt werden, es keine Katzentische, kein Durchgewinke und Abgewinke gibt. Und wenn wir merken, dass die Leute Spaß an der Arbeit haben und sich Service und Gäste gegenseitig akzeptieren. Und natürlich, wenn Wert auf die Qualität der Produkte gelegt wird. Denn die hat sich in den letzten Jahren erheblich gesteigert.“
Hand aufs Herz. Wo würdet ihr mit eurem sehr wichtigen Business-Kontakt Frühstücken, Lunchen, Abendessen gehen?
Sophia: „Frühstück: Roamers in Neukölln. Oder Le Bon in X-Berg. Beide dürften wir noch nicht mit 40days besuchen, aber wir warten echt drauf. Houseofsmall Wonder in Mitte, denn das Ambiente beeindruckt. Wenn es ein bisschen schicker sein soll. Chipps in Mitte.
Lunch: Wir gehen ja entweder frühstücken oder Abendbrot essen (wir sind Ossis). Schwierige Frage. Dudu in Mitte, District Mot in Mitte. Neulich war Maria mit einem sehr wichtigen Kunden auch im „Good Friends“. Hier gibt es Plastiktischdecken und alles schlürft und rülpst aber die Küche ist echt gut. Fast authentisch Chinesisch. Ihre Kunden waren begeistert, denn die kennen die ganzen über-schicken Restaurants ja meistens schon.
Abendessen: Crackers.“
Und für ein Date?
Sophia: „Wie jetzt? Mit euch allen? Kater blau! Oder Dr. To’s!“
Den freundlichsten Service Berlins, wo finden wir den?
Maria: „Im Crackers, Beuster, Long March Canteen und bei Osmans Töchter.“
Ihr kennt die Restaurants jetzt ja fast alle. Gibts es bestimmte Trends, die sich durchsetzen? Vegan? Bar-Restaurant-Konzepte? Pop-Ups?
Maria: „Street Food hat immer noch ne krasse Welle. Vegan ist zum Glück nach wie vor en Vogue und wir hoffen, dass sich das so schnell nicht ändert. Aber man darf inzwischen auch nen ordentlichen Stück Fleisch essen. Hierbei ist es (auch uns) wichtig, dass die Herkunft, Verarbeitung und Qualität stimmt. Dafür wird gerne auch einmal tiefer in die Tasche gegriffen. Wie überall auf der Welt gerade, erlebt auch Berlin einen Spagat zwischen Soulfood und Superfood. Einerseits genießt man hier gerne einen riesigen Burger, andererseits sind auch alle scharf auf grüne Säfte und Smoothies. Wir denken, so oder so tritt der Genuss und das Produkt immer mehr in den Mittelpunkt. Die Zeiten aufwändiger Erlebnisgastronomie, die zwar schön anzusehen, aber qualitativ nicht viel zu bieten haben, sind hoffentlich ganz bald vorbei.“
Die Etikette in allen Ehren, aber wenn man 40 Tage hintereinander Essen geht, wie verhält man sich dann immer entsprechend Knigge-konform?
Sophia: „Was ist das? Wir sind immer die Lautesten, Maria ist schon mal in einem Restaurant eingeschlafen.“
Maria: „Sophia hat schon mal mitten im Restaurant angefangen zu weinen. Vollprofis halt.“
Sicher werdet ihr 2016 wieder 40 Tage Essen gehen. Wenn man euch zwischendrin vermisst, wo findet man euch dann?
Maria: „Bei ihateunicorns auf ThisIsJaneWayne und bei unzähligen anderen Projekten in Berlin und international. Oder auf Instagram, Sophia hier und Maria hier. Wir sind gerade beide sehr umtriebig.“
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