Foto: Anna Blancke

Janna Nandzik, die Frau, die das Fernsehen verändern will

Janna Nandzik will das Fernsehen verändern. Sie denkt crossmedial und damit anders. Ein Gespräch über ihr Leben, Frau sein und Fernsehen von morgen.

 

Autorin, Produzentin, Regisseurin

Das Fernsehen zerbricht sich den Kopf. Internetbereiber tun es auch. Nur YouTuber scheinen das Wissen schon für sich gepachtet zu haben, das Wissen um die Zukunft des Fernsehens. Eine Frau spielt dabei in Zukunft vielleicht gar keine so kleine Rolle: Janna Nandzik will das Fernsehen verändern. Sie verändert es sogar schon.

Janna ist Autorin, Produzentin, Regisseurin – drei Personen in einer.

Im Netz fühlt sie sich wohl. Das Fernsehen mag sie auch. Social Media. Die Grenzen verschwimmen. So wie in den Formaten, die sich sich ausdenkt. Immer mehr Fernsehserien setzen auf das Internet, um das Zuschauer­engagement zu intensivieren und über Sendepausen hinweg lebendig zu halten. Wird sich daraus ein neuer Standard entwickeln? Das ist ihr Thema: Transmedialität.

Crossmediales Storytelling

Aus ihrer Feder stammt zum Beispiel die hochgelobte crossmediale TV-Serie ‚About:Kate’, die auf ARTE gezeigt wurde. Kate sucht und verliert sich im Internet. Dabei setzte das Format wie kein anderes im deutschen TV auf crossmediales Storytelling. Über soziale Medien und eine App konnten Zuschauer direkt mit den Protagonisten und der Storyline interagieren sowie eigenen Content in die Serie beisteuern.

Janna Nandzik studierte Filmwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Kunstgeschichte. Für Kameras interessierte sich sich schon mit acht Jahren, als sie die erste H8 in ihren Händen hielt. Mit 22 lernte sie bei einem Praktikum bei MTV Christian Ulmen kennen. Ab 2003 arbeitete sie dann regelmäßig als Autorin für den Schauspieler und Produzenten. „Wir haben den gleichen Humor”, sagt Janna und schaut mich lächend an. Sie erzählt von ihren Zeiten bei Ulmen voller Leidenschaft und doch merkt man ihr an, dass sie gerade ziemlich glücklich ist, mal im Moment zu leben und zu 100 Prozent das machen zu können, was sie selbst will.

Nach einer losen Zusammenarbeit wurde Janna 2008 stellvertretende Geschäftsführerin der Film- und Fernsehproduktionsfirmen von Ulmen. Vieles drehte sich um seine Formate. Das machte ihr Spaß, war aber auch eine Zerreißprobe, in dem Moment, als sie sich stärker eigenen Projekten wie ‚About:Kate‘ widmete. „In den ersten Jahren war ich mir recht sicher, dass ich meine organisatorische Ader in den beruflichen Vordergrund stellen möchte. Irgendwann fehlte mir aber das Kreative”, sagt Janna. In beiden Firmen arbeitete sie als Autorin und Produzentin. Sie schrieb als Co-Autorin für die Webserie und TV-Show Ulmen.tv. 2010 erfand und produzierte sie die sechsteiligeteilige Sitcom ‚DIE SNOBS – Sie können auch ohne Dich‘, die 2011 für den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung nominiert wurde. „Die große popkulturelle Sensibilität und der Mut zum hochtourigen Assoziieren bestätigen wir ihr als einzigartige Stimme unter den jungen Fernsehmacherinnen“, schrieb der Spiegel über sie.

Drei Stunden Schlaf pro Nacht

Irgendwann entwickelten sich die kreativen Schwerpunkte von Ulmen und ihr auseinander. „Ich arbeitete laufend für ‚About:Kate‘ und konnte mich fast nur noch diesem einem Thema widmen, dabei schlief ich in den Hochphasen selten länger als drei Stunden pro Nacht“, erzählt sie. Man könnte meinen mit ihren Formatideen hätte es Janna Nandzik nicht immer leicht. „Die Branche ist nicht besonders mutig und es gibt viele Herkömmlichkeiten”, sagt sie. Kunden zu finden, die etwas wagen, sei nicht leicht, aber immer wahrscheinlicher.

Nach der Zeit bei Ulmen ging sie 2014 nach München. Wurde Creative Director beim Sender Tele5. Ein kurzer Zwischenstopp.

Was ist wohl in zehn Jahren?

Man merkt ihrer Stimme an, dass sie sich so richtig frei fühlt, in diesem Moment. Es wird ganz still um uns, als ich sie frage, was sie in zehn Jahren mal machen will. „Ich merke gerade wie befreiend es sein kann, sich mal auf eine Sache zu konzentrieren. Auf das Schreiben“, sagt Janna. Als Freie kann sie die Projekte umsetzen, die sie machen will. Und sie schreibt derzeit an ihrem ersten Buch. Das sie vielleicht einmal selbst verfilmen wird.

„Es ist mir wichtig, mit meiner Arbeit ein mögliches Paralleluniversum zu kreieren, an das ich glaube“, sagt Janna und denkt nicht an das was in zehn Jahren sein wird.

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