Experten sind in ihrer Branche immer gefragt. Sonja Kreye schreibt darüber, wie man Experte wird und den Status einsetzt.
Experte: kein Schimpfwort
„Na, du bist mir ja eine Expertin.“ Auch schon mal gehört? Das war sicherlich nicht ganz als Kompliment gemeint, vor allem wenn man dann doch mal was so richtig versemmelt hat. Geschäftlich gesehen ist jedoch unbestritten: Der Expertenstatus hilft. Warum? Weil Kunden lieber mit dir zusammenarbeiten, wenn sie zumindest den Eindruck haben, dass du weißt, wovon Du sprichst.
Und ob du es glaubst oder nicht: Diese Korrelation lässt sich sogar auf alltägliche Dinge herunterbrechen. Denn du gehst mit deinem Auto doch auch lieber in die Fachwerkstatt als zum Schrauber um die Ecke. Wenn du dein Englisch verbessern willst, gehst du lieber zu einem Muttersprachler oder zumindest zu jemandem, der einige Jahre in einem englisch-sprachigen Land verbracht hat. Und deinen Haarschnitt lässt du nicht von deiner Nachbarin machen, die sich zufälligerweise gerade eine Haarschere gekauft hat.
Egal in welchem Business du arbeitest – als Expertin wahrgenommen zu werden, bringt dir mehr Bekanntheit, mehr Kunden und Möglichkeiten, dich professionell weiter zu entwickeln.
Ab wann ist man eigentlich Expertin?
Du fragst dich jetzt, ob du überhaupt eine Expertin bist? Wenn nur zwei der folgenden Punkte auf dich zutreffen, darfst du dich ganz sicher als Expertin betrachten:
- Du weißt mehr über deine Branche als geschätzte 85 Prozent deiner Mitmenschen
- Du hast Kunden für deine Produkte und Dienstleistungen und schon das ein oder andere positive Feedback von ihnen erhalten
- Du warst mit deinem Business oder deiner Meinung schon einmal in den Medien – und sei es auch nur in der Lokalzeitung oder einem Branchenblatt
- Du hast schon einmal einen Vortrag gehalten, beispielsweise auf einer Konferenz oder auch nur vor deinem lokalen Unternehmerverband oder Business-Netzwerk
- Du hast einen Meisterbrief, einen Bachelor oder Master-Abschluss, ein spezielles Zertifikat für deine Ausbildung oder eine sonstige Zusatzqualifikation
- Du hast promoviert, eine Master Thesis, Diplom- oder Abschlussarbeit geschrieben
- Du bist lizenzierter Coach oder Berater
- Du hast ein Buch veröffentlich (gerne auch ein E-Book, Kindle-Book oder Essay)
Expertin zu werden, kann mit ein wenig Anstrengung leicht gelingen. Trau dich, deinen Status auch einzusetzen.
Positionierung und Persönlichkeit
Um von deinem Expertenstatus zu profitieren, mehr Bekanntheit und mehr Kunden zu gewinnen, ist es wichtig, dass du dir zunächst eine unvergleichliche Positionierung erarbeitest. Ein Beispiel: Du bist Ernährungsberaterin. Diese Bezeichnung sagt mir zwar, dass du eine Expertin in Ernährungsfragen bist, aber nicht, wie du dich von deinen Wettbewerbern abhebst und warum ich mich gerade von dir beraten lassen sollte.
Sicherlich hast du zum einen Lieblingsthemen, die du für eine einzigartige Positionierung nutzen könntest. Beispielsweise hast du dich fundiert mit ausgewogener veganer Ernährung beschäftigt. Hier gibt es schon mal weniger Konkurrenz, auch wenn sicherlich viele gerade auf das Trend-Thema aufspringen.
Ein Garant dafür, deine Positionierung einzigartig zu machen, ist jedoch zum anderen vor allem deine Persönlichkeit. Klingt komisch? Ist aber so. Denn nur du bist so, wie du bist. Du möchtest Menschen dabei helfen, etwas nachhaltiger und tierfreundlicher zu leben, und vermittelst, dass vegane Ernährung einfach sein kann und Spaß macht? Deine Erfahrungen und Charakterzüge machen dich aus und heben dich von der Konkurrenz ab.
Frag dich hier, was genau deine Stärken sind. Welche positiven und negativen Erfahrungen hast du gemacht, die dich zu der Person machen, die du bist? Wie hast du Krisen gemeistert? Welche Wendepunkte gab es in deinem Leben? Was zeichnet dich aus? Hier hilft es, wenn du Bekannte oder Kunden ansprichst und bittest, dir zu sagen, welche drei Eigenschaften ihnen als erstes in den Sinn kommen, wenn sie an dich denken. Sei dir zudem bewusst, dass es Menschlichkeit ist, die eine enge Verbindung mit Kunden herstellt. Und dazu gehören auch Fehler und Schwächen.
Expertenstatus braucht Kommunikation
Was jetzt noch fehlt? Deine Zielgruppe muss erfahren, welche Kompetenz sie da vor sich hat. Denn ohne Kommunikation hilft der gesamte Expertenstatus nichts. Und da gibt es nichts Besseres als soziale Medien angereichert mit ein paar Berichten in traditionellen Medien.
Wichtig dabei: Die Kommunikation muss kontinuierlich erfolgen. Denn Menschen vergessen nun einmal schnell. Du hast das sicherlich auch schon an dir selbst beobachtet, wie oft du von einer Marke, einem Angebot oder einer Dienstleistung hören musst, damit sich diese in deinem Kopf festsetzt. Vom Kauf noch ganz zu schweigen.
Einfache und kostengünstige Methoden, um eine kontinuierliche Kommunikation aufzubauen, sind dabei:
- Deine Website: Nutze sie nicht statisch wie eine Imagebroschüre, sondern wie ein Schweizer Taschenmesser für Kundenakquisition. Sprich: es sollte regelmäßig etwas darauf passieren. Zum Beispiel in Form eines Blogs.
- Ein Newsletter: Newsletter-Systeme wie Cleverreach oder Mailchimp bieten ihren Service für die ersten 250 bis 500 Abonnenten sogar kostenlos an. Doch Vorsicht: Bitte hole vorher die Erlaubnis deiner Zielgruppe ein. Wer den Newsletter bekommen will, kann sich dafür registrieren. Nicht du trägts Abonnenten in den Newsletter ein. Gute Newsletter kannst du auch mit wenig Aufwand gestalten. Sie müssen nicht aus zahlreichen Artikeln bestehen, sondern können auch nur ein interessantes Thema über eine halbe Seite behandeln oder ein Video enthalten.
- Social-Media-Kanäle: Auch wenn einige Social-Media-Kanäle vor allem privater Natur sind – richtig angewendet sorgen sie für eine enorme Reichweite. Noch nie zuvor war es in dieser Form möglich, so viele Menschen zu erreichen. Auch hier ist wieder wichtig: bitte kein Hard-Selling, sondern Persönlichkeit zeigen.
- Gastbeiträge auf populären Blogs oder Websites: Wieso nicht deine Expertise auch anderen Medien zur Verfügung stellen und auch deren Lesern Mehrwert bieten? So können auch neue Menschen auf dich aufmerksam werden.
- Auf Konferenzen sprechen: Warte nicht, bist du gefragt wirst. Frag selbst auf den wichtigsten Konferenzen deiner Branche an, ob du einen Vortrag halten kannst. Auch wenn du gefühlt noch ein kleiner Fisch bist, spielt dir hier oftmals in die Hände, dass beispielsweise Referenten abspringen. Bei einem interessanten Thema ist es zudem völlig egal, ob es bekanntere Redner gibt als dich.
- Nach Interviews anfragen: Nein, auch hier musst du nicht warten, bis jemand auf dich zukommt. Du darfst dich gern auch selbst für Interviews anbieten. Bei klassischen Medien ist es wichtig, auf ein aktuelles Thema aufzuspringen oder einen Anker zu setzen, den klassische Medien gerne nehmen. Auf Websites oder Blogs ist es vermeintlich einfacher, aber auch hier solltest du dir ein spannendes Thema überlegen, das dich als Experte positioniert und gleichzeitig der Zielgruppe des Mediums einen Mehrwert liefert.
Expertenstatus ist also die eine Seite der Medaille. Die andere ist die richtige Positionierung, sowie die kontinuierliche und anhaltende Kommunikation dazu. Viel Erfolg.