“Für Frauen” – rückschrittlich und sexistisch, oder emanzipatorisch und ermutigend?
Überraschungseier für Mädchen. Bewerbungstipps für Frauen. Finanzratgeber für Frauen. Frauenstudiengänge. Frauenmagazine. Frauenfilme oder sogar Fernsehsender und mittlerweile schon Frauenbratwurst. Polittalks extra für Frauen.
Wo ist dabei die Grenze von rückschrittlichem Sexismus – zur emazipatorischen Idee, Frauen gezielt anzusprechen um sich mit wichtigen Themen zu befassen, an die sie sich sonst womöglich nicht heranwagen würden? – Ich würde meinen, irgendwo dazwischen.
Würde man in einer Otto-Normal-Zeitschrift einen Artikel finden “Zehn Tipps mit denen auch Frauen Technik verstehen”. Wären wir uns sicher einig, dass ein Shitstorm zu erwarten wäre und dies doch deutlich stereotyp diskriminierend daher kommt.
Der Bestseller “Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen” wird als Inbegriff der #femaleempowerment gefeiert.
Sicher kommt es natürlich auf den Kontext an. Ich sehe aber auch bei solchen – feministisch gemeinten – aber gleichzeitig klischeehaft klingenden Werken das selbe Problem.
Produkte oder Dinge die exklusiv “für Frauen” angeboten werden, erwecken immer auch den Anschein als ob Frauen sich nicht dafür interessieren, wenn es nicht in einem für sie gemachten Format daher kommt. Als ob sie es nicht verstehen, wenn es nicht “auf Frauenart” präsentiert wird. Auf diese Weise finde ich, werden die bereits bestehenden Vorurteile weiter befeuert.
Auch wenn ich weiß, dass der Grundgedanke ist, die Frauen, die tatsächlich noch so erzogen sind, zu ermutigen sich diese Dinge zuzutrauen was ich selbstverständlich mehr als gutheiße. Aber die Männer die noch so erzogen wurden, dass bestimmte Dinge eben nichts für Frauen sind, können sich durch solche ” für Frauen”-Sachen ebenso bestärkt fühlen, dass sie Recht haben. “Siehste, anders verstehen die das anscheinend nicht”. Als ob Physik, Finanzen, Technik etc. “für Frauen” etwas anderes ist, als “das normale”. Wie eine Fernseh-Nachrichtensendung für Kinder.
Ich muss ehrlich sagen, dass es mir selbst wahrscheinlich peinlich wäre so etwas öffentlich zu lesen oder dann aus Trotz extra den Ratgeber “Für Männer” kaufen würde. Als Beweis, dass ich kein Extraprodukt brauche und auch das normale verstehe. Weil ich es auch, wie Gendermarketing, irgendwie albern finde und es die Unterschiede in den Fokus rückt. Weil es irgendwie rückschrittlich ist und auf eine Art und weise das Gegenteil von Emanzipation und Gleichberechtigung verkörpert.
Da ich mir gleichzeitig bewusst bin, dass wir leider noch nicht soweit sind, eine selbstverständliche Gleichberechtigung zu haben, dass dennoch das gezielte Ansprechen von Frauen nötig ist müssten vielleicht andere Lösungen her. In Frauenrechtsbewegungen geht es ja oft um die Macht der Sprache. Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten diese Ansprache umzusetzen. Eine Lösung wären zum Beispiel Ratgeber “für Einsteigerinnen” statt “für Frauen”. Man spricht damit gezielt Frauen an, jedoch impliziert es, dass es auch Frauen gibt, die schon Profi auf dem Gebiet sind.
(Dieser Artikel wurde ebenfalls auf meinem Instagram-Account @mindmill_ veröffentlicht.)