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Sie haben Krebs, aber sehen Sie es doch Mal positiv!

Das Glaube an die Kraft des positiven Denkens hindert uns darim, unsere eigene Fähigkeiten, Taten und Risiken nüchter einzuschätzen.n

 

Warum kommt mir das Kotzen hoch, wenn ich wieder von jemanden über die Kraft des positiven Denkens höre?

Die Menschen versprechen sich, das mit der Zaubermethode alle ihre Probleme los zu werden. Die positiven Gedanken verändern angeblich auch die Realität und führen ins chronische Nirvana. Für Skepsis und gesunden Menschenverstand lässt die Ideologie scheinbar keinen Platz. Bist du etwa nicht positiv genug?

Das positive Denken passt mir nicht. In der Beschreibung sah es anders aus.

Als ob die positive Herangehensweise irgendwas an einer schweren Situation tatsächlich ändert?
Ich kann positiv sein, wie ich will!Leider werden dadurch weder die Visage vom Chef, der mit Kündigung droht, noch die überhöhte Nebenkostennachzahlung in der Luft aufgelöst.
Bei dauerhaften Überstunden im Büro ist ein Schluck Schnaps am Feierabend oft effektiver, als die
Einstellung: „Dankeschön, dass ich zumindest Zuhause schlafen darf!“

Ich habe diese Methode auch schon zur Traumverwirklichung und zur Realitätskorrektur getestet. Ich visualisierte das gewünschte Ergebnis und stellte mir unzählige Male vor, was ich gerne hätte. Zur Sicherheit habe ich sogar nach möglichen reichen Verwandtschaften gesucht, die eine Erbin brauchen. Tja! Das schicke Segelboot und Privatimmobilie in Thailand existieren immer noch in meiner Fantasie, aber mein anstehender Umzug in eine neue Wohnung bleibt real, genauso wie die Kaution, die ich nicht zahlen kann..

Ich war dankbar, ich war positiv und wieder dankbar und stellte mir eine positive Entwicklung meiner Lage vor. Nur, was am Ende des Tages für ein bisschen Entspannung sorgte, war wieder ein Gläschen Schnaps. Ich propagiere keineswegs den Alkoholkonsum als Weg zum Optimismus. Die unangenehme Situation empfand ich aber bei gedanklicher „Photoshop Retusche“ auch nicht viel besser.

Woher kommt diese Idee überhaupt? 

Warum sind so viele von der Methode des positiven Denkens begeistert?Funktioniert dieser Weg etwa wirklich bei allen, außer mir?
Oder habe ich an die Philosophie nicht stark genug geglaubt?

Dazu hatte ein berühmter spiritueller Lehrer aus Indien Namens Osho eine interessante Einstellung. Er meinte, dass die Philosophie des positiven Denkens unaufrichtig sei. Sie lehre uns die Unehrlichkeit zu uns selbst. Dies bedeutete in seinen Augen, bestimmte Dinge zu sehen und gleichzeitig ihre Existenz zu verneinen. Im Klartext, lernen wir damit uns selbst und die anderen zu betrügen.

Die Philosophie des positiven Denkens kam in den 1920er in Amerika auf die Welt. Dale Carnegie, Napoleon Hill und ein christlicher Priester Namens Norman Vincent Peale waren die ersten, die die süße Idee der positiven Philosophie in die Köpfe der Amerikaner gepflanzt haben.

Der Bestseller von Carnegie „Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden“ hat sich genau so schnell und mehrfach verbreitet, wie die christliche Bibel. Danach gab es lange Zeit kaum ein anderes Buch das solch eine Nachfrage erzielt hat. In Wahrheit war die Bibel kein richtiger Konkurrent für den Carnegie’s Erfolgsratgeber, weil die Kirche sie damals kostenfrei verteilte. Die Menschen haben die Bücher von Carnegie aus den Händen gerissen.
Obwohl die Bibel damals einfach verschenkt wurde, kostete der Ratgeber viel Geld und die Leser haben es gern bezahlt. Das führte zur Entstehung der bestimmten Ideologie, die viele ähnliche Bücher nach dem Prinzip generierte:“Wo viel verlangt wird, muss auch viel drin sein“.

Dale Carnegie erschuf die Schule des positiven Denkens, wo man über schlechte Aspekte und
Schattenseiten weg sieht. Warum glaubt man, dass das Ignorieren der
negativen Aspekte diese auflösen lässt? Sieht das nicht aus, wie
ein gezielte Versuch sich selbst was vorzumachen? Egal wie sehr wir
daran glauben, die Sonne wird nicht scheinen, wenn die Nacht
anbricht.

Napoleon Hill , bevor er seinen Erfolgsratgeber „ Denke nach und werde reich“ schrieb, war
er sein Leben lang sehr arm. Allein das reicht aus, um die Nichtigkeit seiner Philosophie zu untermauern. Sein Reichtum kam erst, durch sein Buch, welches sich mit schlagartigem Erfolg verkaufthat. Nicht das positive Denken machte Napoleon reich, sondern dieIdioten, die in der ganzen Welt sein Buch lesen wollten. An dem Tagder Veröffentlichung seines Bestsellers, stand Napoleon Hill ineinem Buchladen neben seinen Werken, wartend auf potenzielle Käufer.
In Amerika ist es für einen Schriftsteller üblich sein neues Werkpersönlich zu präsentieren und die frisch gedruckten Exemplare für die Käufer eigenhändig zu signieren. Am gleichen Tag war der
erfolgreiche Henry Ford in jenem Buchladen auf der Suche nach neuem Lesestoff. Napoleon ergriff sofort die Initiative sein Buch einem der reichsten Männer vorzustellen und präsentierte es als die
ultimative Anleitung zum Erfolg.

Henry Ford nahm das Buch in die Hand und las den Titel „Denke nach und werde reich“. Danach musterte er kritisch den Schriftsteller von Kopf bis Fuß mit einem Blick und fragte: „- Sind sie mit dem Auto hier oder mit dem Bus?“ 

Hill hat die Frage nicht verstanden, und erwiderte: „Klar. Ich kam mit dem Bus“. 

„An dem Tag, an dem Sie ihr eigenes Auto besitzen werden, können Sie gern mit Ihrem Buch zu mir kommen, erst dann werde ich es ernst nehmen können. „Denke nach und werde reich“schreibt
jemand, der einen öffentlichen Bus fährt? Und Sie haben noch Nerven mir das Buch zu präsentieren? Ich habe Tag und Nacht hart geschuftet, um dahin zu kommen wo ich jetzt stehe. Ich stamme aus ärmsten Verhältnissen und arbeitete mich durch zu der Spitze!“ – sagte Ford und verließ den Laden.

Wie man erzählt, schuf es Napoleon Hill nie wieder seinen Mut zu packen und dem alten Henry Ford erneut unter die Augen zu treten. Obwohl er nach dem Gespräch viel reicher geworden ist, im Vergleich mit Henry Ford war er immer noch ein armer Schlucker. Die Logik von Ford war dennoch von Anfang an ersichtlich. Durch positives Denken allein wird das Geld keineswegs vom Himmel regnen. Selbst der Bestseller vom Hill entstand nicht durch Gedankenkraft, sondern durch großen Energie- und Zeitaufwand und kostete Napoleon einige graue Haare

Um im Leben voranzukommen reicht positives Denken allein schon Mal nicht aus. Es hilft vielleicht nicht aufzugeben, aber ohne aktive Teilnahme bringt es keine Resultate. 

Positive Gedanken bewältigen Schwierigkeiten, verhindern die Katastrophen und lassen die Hämorrhoiden sekundenschnell schrumpfen.

Die Probleme werden gelöst indem wir sie lösen. Die Lage kann man nur dann verbessern, wenn man die negativen Aspekte aktiv behandelt und sie nicht aktiv ignoriert. Wenn dein Lebenspartner
dich schlägt, wird der Glaube an sein gutes Herz die Schmerzen von einer gebrochenen Nase nicht lindern. Wenn du von deinen Arbeitskollegen gemobbt wirst, wird positives Denken dich nicht aus
der Situation befreien und dem Terror ein Ende setzen.
 

Angepisst sein bringt voran!  

 Allein schon alles gute, was wir erreicht haben, ob in wissenschaftlicher oder kultureller Hinsicht, entstand durch Kampf, Opfer und schlaflose Nächte. Wurde etwa die Sklaverei durch positives Denken und Optimismus abgeschafft? Oder haben Frauen ihre Rechte durch eine positiv-fröhliche Einstellung erlangt? Verbesserungen entstanden durch negative Stimmung und Auseinandersetzung mit Miseren, aus Leid und Unzufriedenheit. 

Die Menschen sind leider so programmiert, dass unser Verstandsich in Glück und Freude nicht weiter entwickelt. Wenn alles gut ist, sind keine Hindernisse zu bewältigen die uns zum Handeln
antreiben. Nur wenn wir gezwungen sind durch die Umstände zur tat zu schreiten, erlangen wir neue Erkenntnisse über uns und die Umwelt. 

Die wichtigsten Lektüren werden an den tiefsten Punkten des Lebens gelernt. Nietzsche brachte es perfekt in seinem berühmten Zitat auf den Punkt: “Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“ Die Stärke ist in dem Sinne mit Weisheit oder Reife gleichzustellen. Sie ist eine Art Bonus oder der
Pokal für schmerzhafte Erfahrungen und bewältigte Krisen. Mit dem Pokal wird man gelassener, angstfreier und gewinnt eine entspannte Haltung gegenüber Problemen. 

 Positives Leugnen und optimistisches Verdrengen

Zweifel, Ängste und Sorgen gehören zum Menschsein dazu. Sie sind unmittelbarer Teil unseres Lebens und wenn jemand schlecht drauf ist, dann gibt es dafür bestimmte Gründe. Vielleicht liegt
es daran, dass er seinen Ballast zu lange schön geredet hat, anstatt irgendwo mit der Faust auf den Tisch zu hauen. Jede unserer Emotionen hat Existenzberechtigung und ist ein Teil von uns. Sie zu
leugnen, zu verstecken oder sie zu ignorieren fügt der Gesundheit erheblicheren Schaden zu als das Rauchen. Davon kann jeder Psychotherapeut ein Liedchen singen. Die dauerhaft unterdrückten Gefühle finden früher oder später ihren Ausweg. Sie fließen in die körperlichen Beschwerden, wie Rückenschmerzen oder Herzattacken. Und im schlimmsten Fall in Krebs oder Diabetes.
 

Manchmal sind es einfach die Hormone, die bei uns für den emotionalen Tiefpunkt sorgen, Melatonin zum Beispiel. Er befindet sich in den Hormonen, die den Tag-Nacht-Rhythmus steuern und seine Menge hängt direkt vom Sonnenlicht ab. Er ist schuld, dass so viele im Winter der depressiven Stimmung und Niedergeschlagenheit verfallen. In der Zeit bringen die Bemühungen positiv drauf zu sein weniger, als sich ab und zu unter eine Sonnenbank zu legen.
 

Die Lösung steckt im lösen

Zur Problemlösung hilft es, es zu lösen. Um voranzukommen muss du voran gehen. Gegen Anspannung hilft Entspannung. Und in der stressigen Lage auszurasten ist manchmal die beste Lösung um sich besser zu fühlen.

 

Werdet Besser

INVOLVERINA

 

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