Das Silicon Valley mit der Stanford Universität, dem YCombinator Accelerator und seinen Unicorns fasziniert nicht nur Gründer weltweit. Seit ein paar Jahren haben die Delegationsreisen von Berlin nach San Francisco massiv zugenommen. Die deutsche Old Economy, junge Gründer, Abgeordnete und Journalisten geben sich bei Facebook, Google und Airbnb die Klinke in die Hand. Sie wollen den Erfolg des Ökosystems verstehen und am liebsten ein Rezept mitnehmen, den Erfolg Zu Hause nachzubauen.
Was macht das Silicon Valley aus?
Die Selbstverständlichkeit zu gründen, die Ambition dabei die Welt zu verändern, der lockere Umgang miteinander, die Pay Forward Mentalität, das gute Essen (Avocado-Toast!) und das kalifornische Wetter zu jeder Jahreszeit, sind so attraktiv, dass sich viele Valley-Besucher wünschen, ihren Rückflug zu verpassen.
Wie wandert man ins Silicon Valley aus?
Im achten Anlauf habe ich die Greencard gewonnen und bin im Januar 2015 nach San Francisco ausgewandert. Auf meinem Blog Kaliforniakati.com könnt Ihr mehr über meinen Weg von Berlin nach San Francisco lesen und bekommt regelmäßig Tipps angefangen beim Visum über die Wohnungssuche bis hin zu Steuern und Versicherungen. Hier die ersten wichtigen Schritte:
Die passende Aufenthaltsgenehmigung ergattern
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J1 für Studenten und Praktikanten
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H1B mit begrenztem Kontingent, das meist schon im Frühjahr aufgebraucht ist und eine Qualifizierung benötigt
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L1, ein Transfervisum, das eine einjährige Tätigkeit bei der Tochterfirma im Heimatland voraussetzt
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O, das Special Alien Visum für Hochbegabte und Künstler mit überzeugenden Referenzen
Die Greencard Lottery: Jedes Jahr im Oktober kann sich jeder mit einem qualifizierten Schulabschluss oder mindestens zweijähriger Berufserfahrung auf eine Greencard bewerben. Dazu muss man nur seine Kontaktinformationen angeben und ein Foto hochladen. Wichtig ist, am Ende des Prozesses seine Nummer zu speichern (am Besten online, digital UND offline – sicher ist sicher), die man Anfang Mai des Folgejahres benötigt, um zu schauen, ob man zu den glücklichen Gewinnern zählt. Die Bewerbung dauert ca. fünf Minuten und ist kostenlos. Lasst also die Finger von fadenscheinigen Agenturen, die Euch Geld für die Bewerbung abknöpfen wollen. Noch-President Trump hat bereits angekündigt, die Lottery abzuschaffen, bewerbt Euch also so lange Ihr könnt!
Das eigene Bankkonto eröffnen und mit der Kreditkarte Meilen sammeln
Erinnert Ihr Euch noch an den Stolz bei der Eröffnung des ersten Girokontos bei der Sparkasse? Ähnlich aufgeregt war ich als ich meinem Chase Bank Berater gegenüber saß. Zur Eröffnung eines Checking Accounts (Girokonto) benötigte ich lediglich einen Ausweis (z.B. die Greencard), ca. $100 Startguthaben und meine Social Security Number (SSN), die ich nur wenige Minuten zuvor wie folgt beantragt hatte:
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Hier kann man per Postleitzahl das nächstgelegene SSN Büro ausfindig machen.
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Zum Antrag benötigt man zwei der vier folgenden Unterlagen:
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Greencard oder anderes Visum (Arbeitserlaubnis)
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Geburtsurkunde
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Steuernummer (falls vorhanden)
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Department of Homeland Security Dokument (I-551, I-94, I-766)
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Die SSN wird einem innerhalb von ca. zwei Wochen an eine amerikanische Adresse geschickt. Falls man noch keinen Wohnsitz in den USA hat, gibt man die Visums-/Greencard-Adresse an.
Geld ausgeben macht mehr Spaß, wenn man dabei Meilen sammelt. Mir schwebte die United Airlines Kreditkarte vor, um mir möglichst viele Star Alliance Flüge nach Europa zu subventionieren. Mein erster Antrag wurde allerdings prompt abgelehnt, da ich keine Credit History in den USA vorweisen konnte.
Aber so schnell ließ ich mich nicht unterkriegen. Ein halbes Jahr später stapfte ich mit meinem Offer Letter (jederzeit widerrufbarer typischer amerikanischer Arbeitsvertrag) und meinen letzten Gehaltschecks zur nächsten Chase Filiale. Zunächst eröffnete ich einen Savings Account (Sparkonto) und erhielt auch gleich das Premium Upgrade, da mein Offer Letter den Bankberater anscheinend ausreichend beeindruckte. Ein paar Minuten Small Talk (Greencard in der Lottery gewonnen, Germany is great in soccer) und zwei interne Anrufe später, konnte ich endlich eine Kreditkarte beantragen – mit immerhin 3.000 Dollar Limit. Mein Bankberater versprach außerdem, wenn ich brav wäre und meine Ausgaben regelmäßig ausgleiche, im Sommer das Limit zu erhöhen und die United Airlines Kreditkarte für mich anzufragen.
Folgendes Verhalten führt zu einer guten Credit History:
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Daumenregel: Maximal ein Drittel des Limits sollte regelmäßig per Kreditkarte ausgereizt werden. Wird der Betrag regelmäßig zurückgezahlt (zum Beispiel via Autopay), sammelt man Pluspunkte.
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Je mehr Kreditkarten man gleichzeitig bedient und ordentlich führt, desto mehr Punkte sammelt man.
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Jede (erfolglose) Kreditanfrage kostet Punkte.
Um sich selbst zu tracken, kann man sich kostenlos bei Credit Karma anmelden und an seiner Credit History arbeiten.
Die richtige Krankenversicherung auswählen
Bei der Auswahl der Krankenversicherung, müssen sich Arbeitnehmer zwischen der freien Arztwahl („Preferred Provider Organization“, PPO) oder einem festen Hausarzt „Health Maintenance Organization“, HMO) entscheiden. Einige HMO-Anbieter betreiben gleichzeitig eigene Gesundheitszentren und Krankenhäuser, so dass man dort die Krankenversicherung und ärztliche Behandlung aus einer Hand bekommt. Der HMO-Tarif ist weniger flexibel, aber etwas erschwinglicher. Ich habe mich damals für die PPO bei Anthem Blue Cross entschieden und bin bisher sehr zufrieden. Therapiekosten und Kosten zur Allergiedesensibilierung werden großteils von meiner Krankenversicherung übernommen.
Um die Belastung durch Arztkosten zu reduzieren, gibt es bei den meisten Arbeitgebern die Möglichkeit einen Flexible Spending Account („FSA“) zu eröffnen. Dabei handelt es sich um ein Konto, auf das man Geld aus dem Bruttogehalt einzahlen kann (also nicht versteuern muss), welches man dann z.B. für Arztkosten verwenden kann.
Besuche beim Augenarzt, Zahnarzt und Auslandskrankenversicherungen müssen separat versichert werden.
Mehr Tipps zum Auswandern ins Silicon Valley und Erfahrungsberichte gibt es auf Kaliforniakati.com. Lasst Euch nicht von der Bürokratie abschrecken, sondern schaut Euch zwischendurch Instagramfotos von der amerikanischen Westküste und den US Nationalparks an oder lasst Euch von ein paar Folgen Silicon Valley inspirieren.