Schwanger werden, ein Kind bekommen, muss nicht immer die Karriere behindern. Ich glaub es ist manchmal sogar förderlich – wenn frau den richtigen Zeitpunkt wählt (bzw. wählen kann).
Schwanger werden und Karriereschritt in einem Satz? Wie kann das gehen werden sich viele fragen. Ich glaube, wenn man es planen kann und richtig angeht, ist dies sehr wohl der Karriere förderlich.
Schwanger in wirtschaftlich unsicheren Zeiten
Oft habe ich erlebt, gesehen und gelesen, dass Frauen – bevorzugt in Konzernen angestellt – vor allem in wirtschaftlich unsicheren Zeiten schwanger werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: dem Unternehmen geht es temporär nicht gut, es gibt weniger Aufträge, manche bangen gar um ihre Stelle. In solch einer Lage schwanger zu werden ermöglicht den Frauen neben einer gewissen Sicherheit durch den Kündigungsschutz auch die Überbrückung dieser unsicheren Zeit durch die Elternzeit. Im Idealfall erfolgt ihr Wiedereinstieg genau dann, wenn es im Unternehmen wieder bergauf geht. Wenn man es so planen kann, wenn alle Randbedingungen stimmen, ist das meiner Meinung nach gar keine so falsche Idee.
Schwangerschaft in die Karriere einplanen?
Und es gibt noch eine andere Situation, in der eine Schwangerschaft sogar ein Karriereschritt sein kann. Ich selbst erlebe das gerade und versuche es zu nutzen: ich bin aktuell mit meiner beruflichen Situation nicht hundertprozentig zufrieden, weiß jedoch, dass dies eine temporäre Situation ist.
Sieben Monate nach der Geburt unseres Sohnes bin ich erst mit zwei Tagen, ein paar Monate später mit vier Tagen wieder eingestiegen. Ich bin in einer anderer Abteilung wiedereingestiegen als vor der Schwangerschaft, eine Abteilung die fast fünf Jahre nicht bestand, da man sie nicht für wichtig erachtet hat und die meinem absoluten Traumjob entspricht. Genau in dieser Abteilung war ich auch damals, vor fünf Jahren, so dass ich nun von meinen alten Erfahrungen profitieren konnte, noch dazu weil ich erstmal allein in dieser Abteilung war.
Langfristig war geplant, die Abteilung wieder aufzubauen und ich habe beim Mitarbeitergespräch sofort den Wunsch geäußert, dann Teamleiterin zu werden. Dies wurde auch begrüßt, wenn auch mit dem Hinweis, dass es dafür erstmal mehr Mitarbeiter benötigen würde. Soweit verständlich für mich.
Umso erstaunter war ich, als wenige Wochen später mein neu hinzugekommener Kollege – ehemals persönlicher Referent eines Senior Managers – auf einmal zum Teamleiter ernannt wurde. Scheinbar ganz von oben dazu auserkoren, mit geringem Fachwissen über unseren Aufgabenbereich, kaum Erfahrung in diesem Bereich und noch dazu mit einem “Team”, welches nur aus mir besteht. Mein Unverständnis, meine Enttäuschung war unbeschreiblich.
Doch was soll’s, ich konnte nichts machen, konnte zwar meinen Unmut ausdrücken, mich jedoch nur fügen. Wir haben zum Glück eine ganz klare Aufgabentrennung, ich bin ihm natürlich loyal gegenüber, informiere ihn über alle Themen, etc., doch seitdem – es sind jetzt ungefähr 6 Monate vergangen – bin ich nicht annähernd mehr so glücklich in meinem Job wie zuvor.
Schwangerschaft als Karriereschritt!
Da wir uns sowieso ein zweites Kind wünschen ist dies nun für mich genau der richtige Zeitpunkt um wieder schwanger zu werden. Denn wenn mein Teamleiter wirklich nach oben will – was ja der Fall zu sein scheint – wird er seinen Weg in den nächsten Monaten machen. Und bis ich aus der Elternzeit wieder zurück bin, ist er hoffentlich schon ein Stück weiter und ich werde Teamleiterin für diese “meine” Abteilung.
Ich glaube daher, dass eine Schwangerschaft zur “richtigen Zeit” ein Karriereschritt sein kann. Gerade wenn man im Job aktuell unzufrieden ist, dies jedoch von einem “temporären Faktor” (aktuelle Führungskraft, derzeitige Teammitglieder, aktuelles Projekt oder ähnliches) abhängt, kann eine Schwangerschaft die nötige Auszeit bieten. Denn ohne sie würde ich mich wahrscheinlich über kurz oder lang nach einer anderen Stelle umschauen – und das, obwohl das Unternehmen und meine Aufgaben absolut meinem Traumjob entsprechen.