Dass Marketing richtig viel Spaß machen kann und dabei auch noch gar nicht viel Geld kosten muss, kann man sich kaum mehr vorstellen. Das Startup Einhorn beweist das Gegenteil. Ein Interview mit Gründer Philip Siefer.
Auch Einhörner brauchen gutes Marketing
„Chief Executive Unicorn“ – Ausführendes-Chef-Einhorn – das ist die Berufsbezeichnung von Philip Siefer. Oder eben einfach Gründer. Denn gemeinsam mit Waldemar Zeiler gründete er 2015 einhorn products GmbH. Das Startup produziert Kondome, die vegan, fair und nachhaltig sind. 50 Prozent der Gewinne werden in gemeinnützige Projekte gesteckt. Als wäre das nicht schon Verkaufsargument genug, punkten die beiden außerdem durch ihr äußerst ausgefallenes Marketing. So haben sie etwa, als sie auf der Suche nach einem neuen Mitarbeiter waren, statt sich an an Headhunter oder eine Jobbörse zu wenden, einfach mal ihre eigene kleine Online-Serie „Condom CEO“ ins Leben gerufen. Damit erreichten sie hohe Reichweiten, erregten Aufsehen und bewiesen, dass man mit etwas Mut auf außergewöhnliche Weise punkten kann. Verantwortlich für das Einhorn-Marketing ist Philip. Weil man ihm nachsagt, dass er ziemlich lustig sei und auch sonst einiges auf dem Kasten hat, haben wir ihn im Interview mal unter die Lupe genommen. Selbst überzeugen könnt ihr euch von ihm am 19.01. im Webinar zum Thema „Wie du richtig gutes Marketing machst – ohne Geld auszugeben“.
Euer Marketing ist farbenfroh, laut und mutig – erfrischend anders. Woher nehmt ihr eure Inspiration?
„Unser Grundsatz bei Einhorn ist: Wir wollen, dass die Menschen ein Grinsen ins Gesicht bekommen, wenn sie etwas von uns in die Hand nehmen. Da ist es egal, ob das eine Postkarte, ein Tattoo-Bogen oder eben ein Kondom ist. Kein lautes Lachen, sondern so ein schmunzelndes, zufriedenes Grinsen.
Marketing hat aber auch bei uns weniger mit Inspiration, sondern tatsächlich mehr mit Arbeit zu tun. Wir haben natürlich manchmal verrückte Ideen auf dem Klo, unter der Dusche oder beim Prosecco-Trinken. Aber wir nehmen uns auch sehr viel Zeit, machen uns eine Menge Gedanken zu unserem Produkt und unserem Auftreten. Wir schauen uns sehr viele Werbungen an und dabei sehen wir, dass Marketing oft sehr gedankenlos gemacht ist. Da geht es nur um den praktischen Nutzen und nicht um die Kommunikation mit den Benutzern. Dabei glaube ich, dass die Kommunikation mit den Benutzern vielleicht wichtiger ist, als die Verpackung selber.“
Viele hält das Geld zurück, wenn sie gründen wollen. Was sagst du dazu? Ein Fehler?
„Ich glaube, wenn man wirklich Geld haben will und eine gute Idee hat, dann kriegt man auch irgendjemanden dazu, einem Geld zu geben. Man sollte sich einfach trauen, seinen Traum anzugehen. Wir mussten keine Angst davor haben, dass wir pleite gehen. Wir leben in so einem engen sozialen Netz, dass einem eigentlich nichts passieren kann. Und wenn man irgendetwas gut kann, dann kann man das ja sonst auch immer noch machen.“
Warum war Crowdfunding für euch der richtige Weg?
„Beim Crowdfunding ist cool, dass man Leute um Geld bittet, die das Produkt im voraus kaufen. Wenn man einfach nur nach einer Meinung fragt, sagen die Leute meistens, dass sie etwas sehr gut finden. Wenn man sie allerdings zu Bestätigung um Geld bittet, sieht das schon ganz anders aus. Man macht es den Leuten nicht so leicht und erfährt am Besten, was die Leute wirklich davon halten. Und das ist gerade bei Geld sehr wichtig! “
Im Webinar-Teaser wird das Wort „Konfliktmarketing“ genutzt –Kannst du dazu mehr verraten?
„Ja, wir hatten ein paar Konflikte mit Mitbewerbern. Also wir haben das Konflikt genannt, eigentlich waren das aber knallharte Rechtsstreitigkeiten. Wir haben darüber sehr anders gesprochen, als man das eigentlich machen würde und versucht, es mit Humor zu nehmen. Damit ist es Teil unserer Geschichte geworden. Wir haben zum Beispiel auf der Packung mit multiplen Orgasmen geworben. Dafür wurden wir abgemahnt, weil es so interpretiert wurde, als würden wir zur Mehrfachnutzung aufrufen. Was wir natürlich nie machen würden! Also haben wir eine Demo für den Orgasmus der Frau organisiert und uns für multiple Orgasmen eingesetzt, statt uns darüber zu ärgern. Also sehr pro-aktiv genau in die andere Richtung. Das kam mega gut an, hat uns total Spaß gemacht und hat auch fürs Produkt total funktioniert.“
Ist eine deiner Ideen auch schon einmal total nach hinten losgegangen?
„Eine Geschichte ist tatsächlich auf meinem Mist gewachsen. Wir arbeiten total gerne mit Influencern zusammen und da habe ich einen entdeckt, der eine super hohe Reichweite auf YouTube hatte. Priinzz hieß der. Der macht echt weirde Videos und hat sehr viele Follower auf Youtube. Ich habe ihm komplett freie Hand gelassen und er hat ein cooles, etwas verrücktes Video zu Sex-Positionen gemacht. Was ich nicht wusste war, dass er sehr viele Hater hat, die seine Videos nur ansehen, um danach gemeine Kommentare zu hinterlassen – also ganz schrecklich. Das Video hat dann eine halbe Millionen Klicks bekommen und trotzdem haben wir darüber nur etwa drei Gutscheincode-Einlösungen erhalten. Die schlechteste Conversion aller Zeiten! Außerdem kamen Morddrohungen über unsere Youtube-Seite. Wir waren total schockiert. Ich hätte vorher alle Bereiche richtig durchleuchten sollen.“
Also würdest du sagen, dass Influencer für euch der wichtigste Social Media Kanal sind?
„Ja, das kann man so sagen. Wir machen ja viele soziale Projekte, wir setzen uns für Sexualaufklärung ein, wir wollen jetzt was für politische Bildung tun und achten darauf, dass wirklich alles fair und nachhaltig wird. Wenn ein Influencer das versteht, dahinter steht und von selber Lust hat, mit uns zusammen zu arbeiten, dann ist das mega authentisch und geil.“
Ihr folgt Einhorn noch nicht auf Snapchat? Mit dem Snapcode ganz easy!
Und welche Social Media Plattform ist für euch selbst am stärksten?
„Snapchat, hier versammeln sich unsere größten Fans! Ich glaube auch, dass die Plattform es am Besten ermöglicht, den Followern einen authentischen, ehrlichen Einblick zu geben. Unsere Einstellung ist, dass wir lieber 1.000 Lover haben, als eine Million Liker. Und wenn man nach diesen 1.000 Lovern suchen würde, dann würde man die am ehesten auf Snapchat finden. Das sind einfach die Leute – Einhörner würde ich fast sagen – die uns jeden Tag zugucken.“
Woran merkt ihr sowas?
„Besonders krass haben wir das gemerkt, als wir bei Dm gelistet worden sind. Da haben ein paar Leute auf Facebook gegen den ,Einhorn-Hype’ gehated. Wir als Firma haben das unkommentiert stehen gelassen, weil unsere Freunde, also unsere Einhörner, angefangen haben, uns in Schutz zu nehmen. Die haben da drunter geschrieben, dass die Leute sich richtig informieren sollen und haben Links dazu gepostet. Sie waren dabei richtig nett und verständig! Wenn die Leute so genau informiert sind, dann kommen sie meistens von Snapchat. Also die machen fast unseren Job, weil die echt dahinter stehen. Das ist super wertvoll! Und die Posts von den Supportern haben dann mehr Likes bekommen als die von den Hatern! Da dachte ich: ,Krass, wenn das auch bei den AfD-Posts so wäre – das wäre voll geil!’ Wenn die Parteien eine Marke aufgebaut hätten und dagegen anstinken könnten. Wenn sie ein Netzwerk aus Supportern hätten, die das echt unterstützen. “
Hast du eine Traum-Idee, die du dich noch nicht getraut hast umzusetzen?
„Ja, sogar so ein paar. Wir arbeiten gerade ein bisschen an unserer Unternehmenskultur, Waldemar und ich machen ja den Entrepreneur’s-Pledge. Und wir haben gerade für unsere Marke ein paar neue Sachen eintragen lassen. Da mussten wir uns überlegen, was für Produkte uns eigentlich interessieren würden, das war krass spannend. Also ich glaube da kommen noch einige Produkte von Einhorn raus, die auch nicht unbedingt was mit Kondomen oder Sex oder so zu tun haben.“
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