Mary Ellen Rudloff hat eine Agentur für Blogger Relations, mit der sie Influencer und Unternehmen zusammenbringr. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit, Kommunikationsprobleme und die Zutaten für ein erfolgreiches Blogger-Dasein gesprochen.
„Mein Berufsalltag ist alles, aber nie langweilig“
Wenn man Mary-Ellen Rudloff während ihrer Ausbildung als Krankenschwester gesagt hätte, dass sie irgendwann Agenturinhaberin sein wird, hätte sie wohl selbst gelacht – aber im Leben kommt es meist etwas anders, als man das zunächst geplant hat. Und so hat sie sich mit dem Aufbau von Cover PR und ihrer neuen Agentur Salut Communications das Thema Blogger-Relations zur Aufgabe gemacht, begleitet Bloggerinnen und Blogger auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit sowie berät Unternehmen zur Arbeit mit den Influencern.
Wie macht man denn nun am besten auf sich aufmerksam und was ist am Klischee dran, dass das Leben eines Blogger vor allem aus Party-Hopping besteht? Darüber haben wir mit ihr gesprochen.
Mary-Ellen, heute hast du eine Social-Media und Kreativ-Agentur, hast aber nach der Schule erst einmal eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Ein ganz schöner Sprung! Wann hast du das Marketing für dich entdeckt und vermisst du deinen Ausbildungsberuf manchmal?
„ (Lacht) Ja, mein Lebenslauf ist nicht ganz gradlinig, denn eigentlich wollte ich immer Ärztin werden. Daher auch erst die Ausbildung zur Krankenschwester. Aber auch wenn es jetzt so aussieht, als wäre die Arbeit damals vergeudete Zeit gewesen, bin ich froh über die Erfahrung mit Menschen zu arbeiten und profitiere noch heute von dem Gelernten. Ich war in einem katholischen Krankenhaus, wo wir als Lernschwestern bewusst zum Mitfühlen und Zuhören erzogen worden sind. Das sind Eigenschaften, die auch in meiner jetzigen Arbeit sehr wichtig sind und ich quasi von der Pike auf an gelernt habe. In den Bereich PR und Marketing kam ich dann eher über Umwege und auch erst nach dem Studium.“
Viele hadern ja mit vermeintlich unsinnigen Nebenjobs neben Schule oder Studium. Für dich war ein Nebenjob bei einer großen Modekette entscheidend für deine berufliche Laufbahn. Hast du deinen Job einfach besser genutzt oder war das einfach ein glücklicher Zufall?
„Ich glaube, es war eine Mischung aus beiden. Ich habe mir eigentlich kaum Gedanken über die Zeit nach dem Studium gemacht. Als Geschichts- und Kunstgeschichtsstudentin geht man ja oft in den Journalismus oder in die Forschung. Als dann der Anruf von H&M kam, lehnte ich blauäugig erst mal ab. Erst das Zureden meines damaligen Vorgesetzten stimmte mich um, es zumindest zu probieren. Wider Erwarten war die PR-Arbeit für mich dann sehr aufregend und abwechslungsreich. Das Unternehmen hatte damals begonnen in eine neue Richtung zu gehen und wir durften als kleines Team die Pressearbeit aktiv mitgestalten. Das war super spannend, aber auch sehr arbeitsreich.“
„Junge Menschen werden häufig eingeschüchtert, hier wird viel Potential verspielt“
Wie wichtig ist es, dass Chefs die Talente von Mitarbeitern erkennen und dann auch fördern? Kann man ohne einen solche Führungskultur weiterkommen, was denkst du?
„Ich denke, das ist sogar sehr wichtig. Als guter Vorgesetzter weiß man, dass jedes Team nur so gut ist, wie das schwächste Glied in der Kette. Darum ist es so essentiell Mitarbeiter zu integrieren und die Synergien jedes Einzelnen individuell zu nutzen. Ich hatte meistens das Glück, dass meine Vorgesetzten mir viel Freiraum gelassen haben. Das bedeutet aber nicht, dass ich machen konnte, was ich wollte. Ganz im Gegenteil. Es war ein Vertrauensverhältnis und ich wusste klar, wo mein Aufgabengebiet war. Gleichzeitig konnte ich bei Fragen immer auf meine Vorgesetzten setzen. Das Schöne war, dass die Freiheit mir viel Selbstvertrauen gab und ich nicht ausgebremst worden bin. Das ist besonders für junge Leute sehr wichtig. Häufig sehe ich, dass gerade junge Menschen durch Ängste eingeschüchtert werden und daher ihr Potential gar nicht ganz ausgeschöpft werden kann. Das ist fast immer sehr schade.“
Mit Anfang 30 kam dann die Selbstständigkeit und der Fokus auf den Bereich Blogger-Relations. Hast du eigentlich auch mal selbst gebloggt?
„Nein, nicht wirklich. Ich habe viel für Zeitschriften und Tageszeitungen geschrieben und wollte eigentlich auch eher in dieser Richtung beruflich Fuß fassen. Das dann aber doch oft alles anders kommt als man denkt, kann ich ein Liedchen von singen.“
Mit deiner Agentur bringst du Blogger auf den Weg und mit potentiellen Kunden zusammen. Was reizt dich an dieser Aufgabe?
„Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, da jedes Blog anders ist, andere Ziele und auch Talente hat. Diese individuell hervorzubringen und auf dem Weg zu unterstützen, macht riesig Spaß und ist nie langweilig. Es ist außerdem schön, dass von meinen Erfahrungen der letzten Jahre nun auch andere profitieren können.“
„Erfolgreiche Blogger haben viel Ausdauer, Diziplin und eine Portion Glück.“
Du kennst viele Blogger und hast sie auf dem Weg zum Erfolg begleitet. Was sind denn die wichtigsten Eckpfeiler, um auf sich aufmerksam zu machen?
„Die meisten wären wahrscheinlich überrascht, wie viel Arbeit hinter dem Erfolg einzelner Blogger steckt. Nach außen sieht es ja immer nach Party, schönen Dingen und Goodiebags aus. Dass die Blogs und auch die Personen im Hintergrund sich immer noch behaupten und daher doppelt so gut wie andere Medien sein müssen, wird oft nicht gesehen. Ausdauer, Disziplin, Qualität und eine Portion Glück sind daher meine Meinung nach die wichtigsten Punkte zum Erfolg. Das gilt für das Bloggen wie für viele andere Dinge im Leben.“
An welchem Punkt rätst du Bloggern, dass sie sich ganz auf das Schreiben konzentrieren und sich damit selbstständig machen sollen? Gibt es da Hinweise, wann der Zeitpunkt gekommen ist?
„Wie überall im Leben kommt der Punkt, wo man sich entscheiden muss. Das ist beim hauptberuflichen Bloggen genauso wie beim Schritt sich mit einem Café selbstständig zu machen. Es gibt zum Schritt in die Selbstständigkeit kein Patentrezept, daher ist es schwierig einen allgemeingültigen Zeitpunkt festzulegen. In meinen „How to be a professional blogger“-Workshops sind viele aber überrascht, wie viel Potential sie eigentlich mit ihrem Blog brach liegen lassen. Die meisten wissen oft nicht, welche Preise sie verlangen dürfen und wie sie den Schritt in die Hauptberuflichkeit gehen können. Genau das übe ich mit ihnen. Trotzdem rate ich aber allen Influencern, erst ihre Ausbildung bzw. das Studium zu beenden. Der Bereich der Onlinemedien ist noch vergleichsweise jung und keiner weiß, wie lange der Erfolg bleibt. Ein Plan B für die Zeit danach, ist daher enorm wichtig.“
„Was viele Unternehmen nicht verstehen: Nicht jeder Influencer passt zu jeder Marke.“
Was sind denn die häufigsten Missverständnisse oder Probleme, die es in der Kommunikation zwischen Bloggern und Kunden gibt? Verstehen gerade alteingesessene Unternehmen, was genau sie von der Zusammenarbeit mit Bloggern erwarten können und was sie dafür brauchen?
„In den letzten Jahren ist der Bereich Blogger-Relations immer ‚salonfähiger’ geworden. Trotzdem merke ich, dass auf beiden Seiten noch große Unsicherheiten und Unkenntnissen voneinander herrschen. Viele Unternehmen merken zwar zunehmend, dass das Thema wichtiger wird, überlegen sich aber selten eine richtige Strategie für die Zusammenarbeit mit Influencern. Oft wird blind drauflos gelaufen und dann ist die Kundenseite enttäuscht, dass das Resultat nicht den Erwartungen entspricht und der Blogger zum Beispiel etwas ganz anderes als erhofft veröffentlicht hat. Die Erkenntnis, dass nicht jeder Influencer zu einer Marke passt, kostet oft viel Geld und Nerven. Bei meinen Workshops sehe ich mich daher in erster Linie als Berater und Vermittler von beiden. Ziel ist den richtigen Topf für jeden Deckel zu finden und eine langfristige Partnerschaft aufzubauen. Das geht aber nur, wenn sich beide kennen und Bescheid übereinander wissen.“
Gerade geht es in Sachen Blogs, so empfinde ich das, viel Richtung Reisen und Ernährung. Gibt es Trends, die sich schon für die nächsten Jahre abzeichnen?
„Das Thema Blogging ist aktuell in aller Munde und die Nachfrage steigt stetig. Der Bereich Mode und Beauty ist vergleichsweise recht etabliert, aber ich sehen auch wie du schon richtig meintest, dass das Thema Food immer wichtiger wird. Besonders der Bereich gesunde Ernährung und Fitness ist nicht mehr wegzudenken und für viele eine tägliche Inspiration. Ich glaube außerdem, dass die Zahl der Interieur-Blogs steigen wird. Designtipps, Wohninspirationen und DIY Themen sind auch wahnsinnig beliebt.“
Wie lautet der wichtigste Karriereratschlag, den du mal bekommen hast?
„Den wichtigsten Rat habe ich von meiner Mama zum Beginn der Ausbildung bekommen: Sei ehrlich und bleib dir immer treu.“
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