Foto: Stocksnap | Vitaly Taranov

Beim Geld hört die Freund*innenschaft auf? Von wegen!

Langjährige Freund*innen kennen dich aus deiner Kindheit, haben mit dir Umzüge, Jobwechsel und Liebeskummer durchgestanden – und dabei deine wundesten Punkte kennengelernt. Aber es gibt diese eine Sache, über die nie geredet wird: Geld.

We need to talk!

Geld in einer Freundschaft ist unwichtig, weil in einer Freundschaft das Zwischenmenschliche überwiegt, Vergleiche oder Konkurrenzdenken fehl am Platz sind und überhaupt Geld ja sowas unwichtig ist.

Sich nicht viel aus Geld zu machen, ist eine tolle Eigenschaft, die man sich auch mit steigendem Gehalt bewahren sollte. Doch reden sollten wir trotzdem darüber! Denn, wie bitte kann ein gemeinsamer Urlaub geplant werden, wenn das Budget nicht im Vorhinein festgelegt wird? Und, wie kann guten Gewissens ein Tisch beim teuren Lieblingsitaliener reserviert werden, wenn man gar nicht weiß, ob die Freunde sich das leisten können, oder nur zusagen, um sich nicht bloßzustellen?

Also: We need to talk. Auch und gerade über Geld. Wieso? Careercontessa hat drei Gründe zusammengefasst:

1. Nur so kannst du Geld sparen

Quelle: Unsplash | Kristina Flour

Wer nicht auffallen will, orientiert sich gerne an seinen Mitmenschen. Heißt: Wollen die anderen essen gehen, schließt man sich der Gruppe an, anstatt abzusagen, nach Hause zu gehen und sich dort sein eigenes, günstigeres Essen zu kochen. Ist ein Ausflug geplant, sagt man zu, bevor man einen Blick auf das Konto geworfen hat. Tut man so, als könnte man sich diesen Lebensstil leisten, nehmen deine Freunde an, dass das der Wahrheit entspricht.

Jetzt aber mal ehrlich: Was hast du zu befürchten? Deinen engsten Freunden solltest du in allen Bereichen vertrauen. Keiner wird dich für deine finanzielle Situation verurteilen. Und du brauchst mit Sicherheit nicht nur für deine Freunde, rote Zahlen zu schreiben.

Deswegen: Rede darüber. Sei ehrlich und erkläre deine Situation. Mache ihnen deutlich, wo deine Grenzen liegen, dass der Lieblingsitaliener nur einmal im Monat drin ist, dass du für den Urlaub nicht mehr als 500 Euro ausgeben kannst. Und, anstatt nur zu sagen, was nicht geht, ist es an dir, Gegenvorschläge zu machen: anstelle des nächsten Restaurantbesuchs würdest du deine Freunde gerne zu dir nach Hause einladen und bekochen, statt ins Kino zu gehen, macht ihr eine gemütliche Filmnacht in den eigenen vier Wänden und statt des teuren Städtetrips, bucht ihr eine urige Holzhütte in den Bergen. Alles geht, niemand wird es dir übel nehmen. Doch nur, wenn du offen darüber redest, kannst du etwas daran ändern.

2. Wir schwimmen viel zu stark mit dem Strom

Quelle: Unsplash | Todd Quackenbush

Das kennen wir vermutlich alle. Haben wir einen Partner oder eine Partnerin, die deutlich mehr verdient als man selbst, passt man sich an. Es wird offen darüber geredet, wer was bezahlt, wer was im Monat zur Verfügung hat – und trotzdem: unterbewusst schwimmt man mit dem Strom. Der Lebensmitteleinkauf wird teurer, das Kino öfter besucht, der Urlaub alles andere als low-budget. Warum? Weil wir uns viel zu schnell beeinflussen lassen. Vor allem von Menschen, die wir lieben.

Die comdirect Jugendstudie von Ende 2016 zeigt, dass auch schon in jungen Jahren, in denen der Umgang mit Geld vermutlich noch am unbefangensten ist, nur 43 Prozent der Befragten zwischen 16 und 25 Jahren mit ihren Freunden gerne über Geld reden. Dabei ist das die einzige Möglichkeit, unsere Zurückhaltung gegenüber dem Finanzthema abzulegen. Einfach reden – offen und am besten regelmäßig. Schließlich sollte eine Beziehung nicht von Finanzen beeinflusst werden.

3. Was spricht denn dagegen?

Quelle: Unsplash | Corinne Kutz

Nachdem die Finanzen nun offengelegt, Gespräche geführt und die Gewohnheiten im Freundeskreis umgestaltet wurden, ist es an der Zeit, die Vorteile zu sehen. Haben deine Freunde das Gefühl, du bist absolut unterbezahlt, sind sie es, die dir das vor Augen führen, mit dir deine nächste Gehaltsverhandlung durchproben oder dich zu einem Bewerbungsgespräch ermutigen. Sei offen für ihre Tipps – schließlich haben sie es auch irgendwie geschafft.

Bei allem Reden ist vor allem eines wichtig: Drehe nicht den Spieß um und trage die Schuld deinen Freunden zu. Sie haben dir zwar einen Lebensstil vorgelebt, zugesagt hast aber du. DU hättest schon viel früher reagieren und etwas daran ändern sollen. Behandle sie daher mit Respekt, überlege dir bereits vor dem Gespräch, welche Punkte du grob ansprechen willst, so dass du in einem impulsiven Moment nicht doch etwas sagst, was du später bereust. „Beim Geld hört die Freundschaft auf?“ Ganz bestimmt nicht.

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