Thato Kgatlhanye hat in Südafrika ein außergewöhnliches Social-Startup aufgebaut, das Recycling mit Stromerzeugung verbindet.
Wie aus Plastikmüll stromspendende Schultaschen werden
Thato Kgatlhanye ist erfolgreiche Unternehmerin in Südafrika. Das Besondere dabei? Mit 18 gründet sie ein Startup, das den Alltag von tausenden Schulkindern revolutioniert.
Auf den ersten Blick ist Rethaka eine von Frauen gegründete südafrikanische Firma, die wie jede andere Geld verdient. Auf dem zweiten Blick offenbart sich eine nachhaltige Lösung für eines der größten Bildungsprobleme Südafrikas. Täglich legen abertausende Kinder auf ihrem Schulweg lange Fußmärsche zurück. Wenn sie am Abend in ihre Häuser zurückkehren, fehlt es oftmals an Elektrizität. Dieser Herausforderung stellen sich täglich 11 Prozent der südafrikanischen Familien.
Geniestreich einer Visionärin
Zwei Probleme, denen sich Thato Kgalthanye annahm, um nebenbei auch noch den Umweltschutz zu fördern. Ihr Produkt „Repurposed Schoolbags“ wandelt Plastikmüll in trendige Schultaschen um. Hierfür werden weggeworfene Plastiktüten gesammelt, gereinigt, zurecht geschnitten und vernäht. Der Verschluss ist mit einem Solarpaneel verbunden, das Sonnenenergie speichert und als Energiequelle für eine Nachtlampe dient. Dieser Geniestreich fiel auch Bill Gates auf, der über das Projekt twitterte, die junge Südafrikanerin in seinem Nelson-Mandela-Memorial-Vortrag erwähnte und sie danach persönlich traf. Und auch das afrikanische Forbes-Magazin wurde auf das Startup aufmerksam. Vier junge Unternehmerinnen, darunter Tahto Kgalthanye, zieren das Cover der diesjährigen Märzausgabe von Forbes Woman Africa. Der passende Artikel „The Millenials – The New Look of Entrepreneurship“ skizziert den neuen Ansatz Business und Social Good zu verbinden.
„Wir hatten viele Geschäftsideen, aber erst die Schultaschen haben uns wirklich überzeugt: Eine ökonomisch sinnvolle Unternehmung, die zugleich unsere Community in das Zentrum der Arbeit stellt“, beschreibt Kgalthanye die Motivation im Interview mit dem Onlinemagazin Quartz. Mittlerweile erfreuen sich mehr als 10.000 Kinder an den stromspendenden Schultaschen. Das Geschäftsmodell ist denkbar einfach: Die Taschen werden für rund 20 Euro an Sponsoren und Partner verkauft, die diese wiederum den Schülerinnen und Schülern ausgewählter Bildungseinrichtungen schenken. Die Auswahl der Schulen übernehmen Kgalthanye und ihr Team höchstpersönlich. Hierbei ist es ihnen wichtig, Schulen mit mangelnder Ausstattung zu finden, sowie Einrichtungen, die keine öffentliche Verkehrsanbindung bieten. Die eigentliche Übergabe wird zudem gemeinsam mit der Schule und dem Sponsor gefeiert.
Das ist alles erst der Anfang
Kann die heute 22-jährige Unternehmerin stolz sein auf das Geleistete? Mit Sicherheit, aber es ist für Thato Kgalthanye kein Grund, um sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Noch in diesem Jahr möchte sie die Produktion in 24 weitere afrikanische Staaten expandieren. Aber auch das eigentliche Geschäftsfeld wird erweitert. Dank einer Partnerschaft mit Standard Bank, einer führenden Großbank Südafrikas, produziert Rethaka gepolsterte Laptoptaschen für Konferenzen und Firmenevents. In naher Zukunft soll es zudem modische Rucksäcke im Angebot geben.
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