Die aktuellen Ereignisse machen vielen Angst, Menschen verrennen sich in Ressentiments. Online-Debatten sind für den Austausch wichtig, aber sie müssen uns anders gelingen.
Für mehr Achtung und Respekt in den sozialen Medien
Die Ereignisse aus aller Welt überschlagen sich schier. Jeden Tag liest man neue schlechte Nachrichten aus der ganzen Welt. Müde klappe ich nachts meinen Laptop zu. Müde machen mich aber nicht nur die Ereignisse selber, sondern die Reaktionen vieler Nutzer in den einzelnen sozialen Netzwerken.
Respekt und Empathie scheinen Begriffe zu sein, die in den endlosen Wortgefechten in den Kommentaren unter Artikeln nicht mehr vorhanden sind. Aber das ist ein einseitiges Abbild von uns. Denn: Was macht eine Gesellschaft aus? Die vielfältigen Meinungen und Menschenbilder. Aber warum verachten einige Menschen vieles, was ihnen fremd ist?
Nach einer Meldung überschlagen sich Theorien, Ressentiments werden geschürt, rassistische oder beleidigende Äußerungen überschlagen sich in der Onlinewelt. Aber sie sind das, was Menschen denken.
Was mich am meisten zum Nachdenken bringt, sind Aussagen mancher Nutzer wie: „Wenn es dir nicht passt, was ich schreibe, kannst du mich löschen!“ oder „Wenn es xy in unserem Land nicht passt, können sie ja gerne das Land verlassen!“ Ich könnte hunderte von ähnlichen Äußerungen aneinanderreihen. Doch das ist nicht die Lösung für das Problem.
Probleme wegzaubern?
Vermutlich denken sich viele Menschen – egal wer oder was das Problem für sie sein mag – weg von der Bildfläche und das Problem ist gelöst? Wirklich? Ich glaube kaum. Wir müssen uns wieder daran erinnern, was uns als Gesellschaft ausmacht. Lernen, wieder Meinungen auszuhalten und in Ruhe zuzuhören. Versuchen Neues oder Unbekanntes fachkundig zu recherchieren und danach einzuordnen. Ja, Angst und Unsicherheit scheint das dominierende Thema in den Medien zu sein. Angst vor einem weiteren Anschlag, Bilder von toten oder verletzten Menschen, aus aller Welt. Es ist jedoch keine Lösung seinen Kopf in den Sand zu stecken und abzuwarten oder sofort „lauthals“ im übertragenen Sinne in seine Tastatur zu hämmern und Verantwortliche festzumachen.
Und meine Bitte an diejenigen, die keine Stimme haben oder stumm alles verfolgen: Bitte traut euch, und lasst euren Gedanken freien Lauf. Jede einzelne Stimme, jedes einzelne Wort ist wertvoll. Eure Meinungen sollten sichtbar werden, damit nicht nur die Lauten dominieren.
Was wir dabei nicht aus den Augen verlieren dürfen – jede einzelne Meinung ist gleichwertig und verdient Respekt. Respekt zuzuhören, Respekt nicht jede andere Meinung im bildlichen Sinne niederzutrampeln, nur weil sie dem eigenen Gedankengut und Weltbild nicht entsprechen. So werden sich die Fronten nur verhärten.
Bild: Johnny Silvercloud – Flickr – CC BY-SA 2.0
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