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Refugees Welcome?!

Wie wir es Migranten in der Arbeitswelt einfacher machen

 

In der Mittagspause am Buffet wird der Unterschied deutlich:
tiefe kulturelle Gräben klaffen auseinander. Wenn ein Puten Cordon Bleu mit
Schweineschinken gefüllt ist, bleiben für manche Muslime nur Salat und
Kartoffeln zum Hauptgang.

Akzeptieren statt bloß tolerieren

Viele Firmen tolerieren zwar die religiöse Einstellung ihrer Mitarbeiter, akzeptiert wird sie hingegen selten. Doch wer engagierte Fachkräfte möchte oder mit den Geschäftspartnern aus Südostasien Geld verdienen, sollte auf die Details achten.

Denn die Zahlen lügen nicht: Jeder Fünfte Arbeitnehmer in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Neben Türken und Italienern gesellen sich Syrer, Vietnamesen und Marokkaner unter die Kollegen. Weil viele von ihnen hier geboren sind und akzentfrei Deutsch reden, ist die Sprache meist kein
Problem.

Pfingstbraten trifft auf Meerschweinchen-Menü

Ein Blick in das Betriebsrestaurant eines Versicherungsunternehmens
liefert hingegen Erkenntnis: Nach den Pfingsttagen reden die Angestellten beim
Mittagessen über das erlebte Fest. Familientreffen und Pfingstbraten werden
besprochen. Alles ist vertraut, bis die junge, kolumbianische Studentin an der
Reihe ist und voller Inbrunst berichtet: „Ich war meine Oma in Bogotá besuchen.
Da gab es endlich wieder einmal mein Lieblingsgericht: Meerschweinchen mit
Bohnen und Reis.“

„Die verlegene Stille am Tisch ist verständlich“, erklärt Elisabeth Sonntag. Die Ethnologin kennt solche Situationen aus vielen Seminaren. Weil die Arbeitswelt internationaler wird, werden Fettnäpfchen größer, in die getreten wird. Sonntag arbeitet als interkulturelle Trainerin bei carriere & more aus Stuttgart. Sie empfiehlt sich fremden – aber auch der eigenen Kultur – mit Achtsamkeit zu nähern, statt vorschnell zu urteilen. „Ein Minirock, getragen von einer Europäerin, kann bei Kenianern Scham auslösen“, verdeutlicht die Expertin für interkulturelles Management. Hingegen ist ein blanker Busen in Zentralafrika nichts, woran man Anstoß nimmt.

Sich Kulturen mit Achtsamkeit nähern

Vielleicht wundert sich die ältere Kollegin Müller darüber, wieso der neue Auszubildende Hakan den Blick senkt, wenn er mit ihr spricht. Und außerdem Anweisungen nicht hinterfragt, wenn er sie nicht versteht. Stattdessen einen Ablagevorgang falsch macht und schweigt. Dazu Sonntag: „In vielen Kulturen wird den Jungen beigebracht, Älteren nicht zu widersprechen.“ Hakan handelt nicht aus Dummheit oder Ignoranz, er kennt es nicht anders.

Hinzu kommen Kulturschocks. „Fremd im Land verändert sich mitunter die Persönlichkeit, weil die eigene Identität verloren geht“, erklärt mir Elisabeth Sonntag. Betroffene fühlen sich fehl am Platz. Eine gute Arbeitsleistung kann in so einem mentalen Zustand keiner erwarten.

Political Correctness hilft niemandem

Daher appelliert die Ethnologin: „Machen Sie sich mit Sitten und Gebräuchen ihres Gegenübers vertraut. Interessieren Sie sich dafür.“ Fatal sind Reaktionen, die in politischer Korrektness wurzeln. Im Betrieb keine Weihnachtsfeier mehr zu veranstalten, weil ein Fünftel der Belegschaft Muslime ist, hilft keinem. Stattdessen Weihnachten und das Ende des Ramadans zu ehren und die Kollegen in der Fastenzeit zu unterstützen, schafft verbindende Akzeptanz.

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