Wir alle tun es: Dinge aufschieben, statt sie einfach anzupacken. Und besonders heroisch fühlen wir uns dabei nicht. Aber Prokrastination komplett abstellen? Das ist schwer. Also machen wir die scheinbar schlechte Angewohnheit eben zur Tugend und nutzen sie dazu, produktiver zu werden.
Besser Prokrastinieren
Dieser starre Blick auf die To-Do-Liste, nur um sich dann
schnell wieder abzuwenden. Lieber schnell noch etwas das Netz durchstreifen, oder
die Wohnung putzen. Langsam rückt die Deadline näher. Schnell noch einen Kaffee
machen. Diese andere Aufgabe, die ist doch sowieso viel wichtiger. Jetzt aber. Ach, Moment, diese Aufgabe sollte auch nicht warten. Und was macht XY eigentlich
gerade bei Twitter? Nicht, dass man eine wichtige Nachricht verpasst.
Es ist manchmal wirklich zum Verrücktwerden! Da
prokrastiniert man endlos vor sich hin, während man eigentlich ganz andere
Dinge machen sollte – und man weiß es. Man weiß, dass man sich gerade in
Teufelsküche bringt, das später eine Nachtschicht ansteht, nur weil man den Tag
damit verbracht hat zu … ja, was eigentlich? Nichts zu tun.
Prokrastination ist nicht so schlimm, wie ihr Ruf
Aber nein, in der Regel ist das kleine Wörtchen
Prokrastination mit einer wesentlich schlimmer Assoziation besetzt, als es sein
müsste. Denn meist machen wir nicht nichts, sondern lediglich etwas anderes.
Kann also alles nicht so schlimm sein. Wie man dieses „etwas anderes machen“ so kanalisieren
kann, dass daraus ein produktiver Vorgang wird, hat Blake Thorne für Business
Insider aufgeschrieben. Wir haben uns das mal angesehen und die wichtigsten
Infos herausgefilter.
Was mache ich hier eigentlich?
Zunächst einmal, sollte man sein eigenes Prokrastinations-Verhalten
untersuchen. Also, wann habe ich das letzte Mal etwas vor mir hergeschoben? Waren da lebenswichtigte Umstände im Spiel? Ging es
dabei um eine Sache, die man wirklich und von vollem Herzen erreichen und
möglichst schnell sowie sauber umsetzen wollte?
Wahrscheinlich eher nicht. Denn der Mensch ist gar nicht so
schwach, wie man in diesen Momenten denkt. Jeder von uns weiß ganz genau, wann
man etwas aufschieben kann und wie lange, um am Ende doch ans Ziel zu kommen. Prokrastination ensteht letztlich aus dem ewigen Tanz vom limbischen System
(Gefühle) mit dem Präfrontalen Cortex ( logisches Denken). Aber wie bringt man das nun in Takt?
So wird der Vorgang produktiv
Es gibt nach Graham drei Prokrastinationsformen:
1. Man macht gar nichts
2. Man macht etwas, das weniger wichtig ist
3. Man macht etwas, das wichtiger ist
Um also Prokrastination im positiven Sinne für sich zu
nutzen, sollte man sich so langsam der dritten Variante annähern. Das machen auch viele sehr erfolgreiche Menschen, von denen nämlich auch sehr viele zu fleißigen „Prokrastinierern“
gehören. Wieso und warum, das hat Silicon Valley
Entrepreneur und Investor Paul Graham, in seinem Essay „Good and Bad
Procrastination“ schon deutlich gemacht.
Essentiell dabei ist: Sie schieben Dinge nicht einfach auf, sondern fragen sich dabei: Warum mache
ich das gerade und warum entscheide ich mich dazu, etwas anderes vorzuziehen?
Um auch dahin zu kommen, hat Thorne fünf Fragen
zusammengestellt, die man für sich beantworten sollte:
1. Welche
langfristigen Nutzen habe ich, wenn ich die Aufgabe erledige?
2. Ist
dieser Nutzen wirklich wichtig für mich?
3. Kann
ich diesen Nutzen auch aus anderen Arbeiten schlagen?
4. Kann
ich diesen Nutzen durch einen gleichwertigen Nutzen ersetzen, den ich auf
anderem Wege für mich erreichen kann?
5. Kann
ich die Aufgabe extern oder an andere vergeben und den gleichen Nutzen daraus
ziehen, als hätte ich es selbst gemacht?
Bevor
man also die Prokrastination verteufelt, sollte man sich erst einmal klar
machen, wie sie zustande kommt. Denn meist erledigt sie sich dann von
selbst – und das schlechte Gewissen kann
man erst einmal für eine Weile verabschieden.
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