Lisa Schölzel schreibt über die kleinen und großen Momente im Leben – immer in Verbindung mit gutem Essen. Bei EDITION F teilt sie jeden Mittwoch ein Rezept. Wir haben mit Lisa über die Bedeutung von gemeinsamem Essen, Freundschaft und Vorbilder gesprochen.
Kochen ist Learning-by-Doing
Lisa kocht und lässt die Welt über ihr Blog „What’s cooking, Lisa?“ am Geschehen in ihrer Küche teilhaben – dabei geht es keinesfalls um Perfektion und ein makelloses Dinner, sondern vor allem darum, in welchem Kontext die Mahlzeit auf den Herd kommt und welche Geschichten rund um den Küchentisch entstehen. Wir wollten mehr über die Community-Autorin wissen und haben mit ihr über ihre Leidenschaften und Vorbilder gesprochen. Bevor ihr nächstes Rezept erscheint, backt doch schon mal ihre Cookies nach.
Was bedeutet gutes Essen für dich?
„Gutes Essen bedeutet für mich, dass ich die einzelnen Komponenten herausschmecken kann. Und manchmal bedeutet es auch einfach Reis mit Scheiß nach einem langen Tag. Dabei kann gutes Essen sehr einfach in der Zubereitung sein und aus wenigen Zutaten bestehen. Dann heißt es für mich aber auch mal, etwas Neues auszuprobieren – und darüber zu lachen, wenn alles anbrennt oder nichts schmeckt. Das ist auch ein bisschen das Ziel von meinem Blog: Learning-by-Doing, mutiger sein, über sich selbst lachen und darüber hinwegsehen, wenn etwas mal nicht nach Plan verläuft.“
Für wen kochst du?
„Ich koche für die gute Zeit, die man beim Essen mit lieben Menschen hat. Essen ist für mich etwas Soziales, es hat mit Menschen zu tun. Ich sitze mit meiner Familie beim Abendessen zusammen und wir reden über alles, was gerade so los ist. Oder ich quatsche mit meinen Freunden nach einer Lasagne bei ein paar Gläsern Wein bis in die Nacht hinein. Das ist schön und das tut gut.“
Warum hast du angefangen, darüber zu schreiben?
„Ich bin gerade mit meinem Studium fertig geworden und versuche, jetzt noch mehr als eh schon, als freie Journalistin Fuß zu fassen. Ein Blog hat sich angeboten, um zu zeigen, dass ich konsequent bin und mich für Dinge begeistern kann. Ich hätte das Blog aber niemals gestartet, wenn ich keinen Spaß am Kochen und Backen hätte. Ich habe mir überlegt, was zu mir passt, für was ich brenne, bei welchem Thema ich dranbleibe. Und das ist nun mal nicht Mode, sondern Essen und die Momente und Geschichten, die damit erzählt werden. Ich bin irgendwie immer voll da, wenn ich Kuchen backe oder einen Pasta-Berg koche.“
Welche Blogs liest du selbst? Oder liest du eher Kochbücher?
„Kinderschokoladen-Muffins von Dreierlei Liebelei – das erste Rezept, das ich jemals von einem Food-Blog nachgebacken habe. Nadines Blog ist, glaube ich, auch das erste, das ich regelmäßig verfolgt habe. Apt. 2B Baking Co. ist ein weiteres Back-Blog, den ich liiiebe: Schöne Fotos, simple Rezepte. Witzig finde ich Minimalist Baker: Einfache Zubereitung, wenige Zutaten und Dana schreibt so geil trocken. Auf Oh, Ladycakes findet man immer eine schöne Geschichte zu jedem Rezept. Weil ich mir nur ab und zu ein gutes Stück Fleisch gönne, bin ich natürlich Fan von vegetarischen Blogs wie Krautkopf oder Green Kitchen Stories. Und da ich Gedrucktes liebe: Der Hype um Yotam Ottolenghi ist berechtigt und für seine Kochbücher lohnt es sich, Geld auszugeben!“
Welches Land hat dich zuletzt kulinarisch inspiriert?
„Portugal. Da war ich im August mit meinem Freund und es war so unglaublich schön! Die engen Gassen, der Duft nach gegrilltem Fisch, die überlaufenen Flohmärkte, der eiskalte Atlantik, der feine Sandstrand, die hilfsbereiten und herzlichen Menschen … ich könnte noch viel mehr aufzählen. Und das Essen: Ganz simpel, frische Meeresfrüchte, gegrilltes Gemüse und zum Nachtisch das berühmte Nationalgebäck Pastèis de Nata oder brasilianische Quindins. Ein Träumchen, wirklich!“
Was machst du, wenn du gerade nicht in der Küche stehst?
„Als Journalistin bin ich immer auf der Suche nach Ideen und guten Geschichten. Privat bin ich ein Freunde- und Familienmensch und versuche so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. Gleichzeitig bin ich ein kleiner Netflix-Junkie und lese immer irgendein Buch. Dann kümmern sich meine Mutter, meine Schwester und ich seit einem Jahr um ein Pferd, weil die Besitzerin nicht mehr reiten kann. Kein dummer Spruch, sondern wirklich wahr: Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“
Wer hat dich für das Kochen begeistert?
„Es gibt da einen Menschen, der mich von Anfang an gefordert und gefördert hat. Ich würde ihn als meinen Mentor bezeichnen. Er – selbst ein freier Journalist – hat mir mit 15 Jahren mein erstes Praktikum bei einer lokalen Zeitung verschafft, mich mit seiner Leidenschaft für gutes und echtes Essen angesteckt und mir seitdem praktisch alles beigebracht, was ich heute darüber weiß. Er ist neugierig und intelligent, kreativ und chaotisch und ein großes Vorbild von mir.“
Hast du noch andere Vorbilder?
„Meine kleine Schwester ist so ein tolles, ehrliches und liebes Mädchen. Das weiß sie selber überhaupt nicht. Sie ist immer positiv und was ich noch bewundernswerter finde: Egal wie oft und wie schlimm sie in der Vergangenheit verletzt wurde, mit jedem neuen Menschen, mit jeder neuen Situation fängt sie wieder ganz ohne Vorurteile bei Null an.“
Was bedeutet Freundschaft für dich?
„Freundschaft bedeutet, sich nach langer Zeit zu sehen und es fühlt sich wieder genau wie früher an. Freundschaft bedeutet, sich nicht jeden Tag melden zu müssen, aber immer zu wissen, dass es da diesen Menschen gibt, der immer für einen da ist und hinter dem man auch selber steht, egal was kommt. Freundschaft bedeutet, einfach mal einen zu trinken, du selbst zu sein und kein „so tun als ob“, ernste Gespräche zu führen, nicht nachtragend zu sein und im nächsten Moment wieder Spaß zu haben.“
Wie sieht eine Woche aus, an deren Ende du sagen kannst: Das war eine gute Woche?
„Ich glaube, eine gute Woche heißt für mich, mir genügend Zeit für Freunde und Familie zu nehmen, lecker zu essen, gute Gespräche zu haben, regelmäßig zu kochen und zu backen – und Musik darf nicht fehlen. Die richtige Musik macht irgendwie alles besser. Und am Besten habe ich so ganz nebenbei meine To-do-Liste komplett abgearbeitet.“
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