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Das erste Avocado-Restaurant Europas – alle flippen aus, aber ist das wirklich so cool?

Derzeit reden alle über das neue Restaurant in Amsterdam, das ausschließlich Gerichte mit Avocados auf der Speisekarte stehen hat. Was bei dem Hype darum oft vergessen wird: unser Avocado-Konsum hat Folgen – nur eben nicht für uns.

 

Avocados – so lecker, so problematisch

In aller Munde (harr harr) ist derzeit das erste Café Europas, im Szenekiez De Pijp in Amsterdam, das ausschließlich Gerichte mit Avocados auf der Karte stehen hat. Klingt für alle Liebhaber nach der Traumlocation schlechthin, um der Lust an der Frucht mal so richtig ausgiebig frönen zu können – schließlich gibt es da mehr zu holen, als den obligatorischen Toast. Und ja, auch für mich hört sich das erstmal verdammt gut an – denn gibt es überhaupt Menschen, die nicht auf Avocados stehen? Schließlich ist sie sehr gesund, ist kein tierisches Produkt und schmeckt auch noch ziemlich gut.

Bild: The Avocado Show | Instagram

Und doch sollte man bei aller Freude über die neue hippe Futterkrippe „The Avocado Show“ nicht außer Acht lassen, dass unser Avocado-Konsum, der sich von Jahr zu Jahr steigert ( im Jahr 2015 wurden 45.000 Tonnen in Deutschland eingeführt) , in den Anbaugebieten und für die Umwelt insgesamt zu echten Problemen führt.

Das Avocado-Geschäft: mitmischen kann nur, wer reich ist

Was genau hierbei kritisch zu sehen ist, hat beispielsweise Elisabeth Raether vergangenes Jahr in einem langen Stück für die Zeit skizziert. „Die Avocado ist die Frucht der reichen Farmer“, schreibt sie. Denn der Anbau sowie die Ernte ist nicht nur kompliziert und langwierig, man muss auch sehr viel Geld in eine Plantage stecken, bis man mit den Erträgen Gewinne einfahren kann. Eine Avocado (meist aus Mexiko, Südafrika, Chile oder Peru) braucht verdammt viel Wasser – ein Kilogramm benötigt 1.000 Liter, im Vergleich dazu braucht eine Kilo Tomaten gerade einmal 130 Liter. Eine Menge, ganz besonders angesichts des Klimawandels, der für immer weniger Wasser in den Anbaugebieten sorgt. Während sich also ein paar wenige Farmer teure Pipelines zu ihren Plantagen leisten können, leben Teile der Bevölkerung ohne Wasseranschluss und Rinder verdursten auf der Weide.

Zudem ist die CO2- und Verpackungsmüll-Bilanz des Transports und der Lagerung der Frucht beachtlich, und das noch bevor sie überhaupt bei uns in den Läden eintrifft. Obendrauf werden in Mexiko jedes Jahr illegal tausende Hektar Wald gerodet, um sie anzubauen. Angesichts dessen klingt es fadenscheinig, To-Go-Becher zu verteufeln, keine Plastiktüten mehr zu nehmen oder beim Zähneputzen das Wasser auszumachen – sich aber jede Woche mehrere Avocados reinzuknallen, oder sie einfach im Obstkorb vergammeln zu lassen. Macht nix, morgen kann man schließlich einfach zwei neue kaufen. Das ist leider die hässliche Seite, die auch zur Legende der zum Superfood ausgerufenen Frucht gehört.

Und, na klar, es gibt auch unzählige Steak-Häuser auf der Welt und auch da sollte man kritisch hinschauen. Hier geht’s auch nicht um den erhobenen Zeigefinger oder Verbote, sondern um das Bewusstsein. Und darum, sich nicht nur in Sachen Fleisch zu überlegen, ob und wenn ja, wie oft man sich das die Woche auftischt. Auch bei der Avocado ist es nicht die schlechteste Idee, nicht jeden Tag zuzugreifen.

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