Foto: Aziz Archarki | Unsplash

Dein*e Vorgesetzte*r gibt kein Feedback? So kannst du dich trotzdem weiterentwickeln

Wenn man sich im Job weiterentwickeln will, ist konstruktives Feedback essentiell. Was aber kann man tun, wenn der*die Chef*in sich gar nicht äußert?

Mach ich das überhaupt richtig?

Mit Feedback konstruktiv umzugehen, ist oft gar nicht so leicht. Gerade Berufsanfänger kommen aber oft gar nicht erst in die Situation, Feedback verarbeiten zu müssen: Ihre Chefs geben nämlich einfach gar kein Feedback – weder negatives noch positives. Das ist ein Problem, das Unsicherheit verstärken oder manifestieren kann und Mitarbeiter ratlos zurücklässt. Denn wenn man nicht weiß, was man gut oder schlecht macht, kann man sich auch nicht verbessern – oder?

Jack Zenger und Joseph Folkman von Harvard Business Review sehen das anders. Gemeinsam haben sie deshalb rund 12.000 Datensätze über Personalbewertungsbögen durchforstet, um herauszufinden, welche Eigenschaften Vorgesetzte bei Mitarbeitern besonders wichtig finden. Herausgekommen sind fünf Faktoren, die die meisten Chefs mit guter Arbeit gleichsetzen. Auch wenn diese Bewertungskriterien individuelles Feedback nicht ersetzen, können sie eine gute Orientierung zur Selbstreflexion geben. Wir haben sie uns für euch angeschaut.

1. Trete als Team-Player auf

Viele denken, dass sie Einzelkämpfer sein müssen, um für ihre Arbeit Wertschätzung vom Chef zu bekommen. Die Datensätze von Zenger und Folkman haben aber das Gegenteil gezeigt: Chefs bewerten vor allem die Mitarbeiter gut, die vertrauensvolle Team-Player sind. Menschen, die von ihren Kollegen als Vorbilder wahrgenommen werden und ein hervorragendes Kommunikationsvermögen haben, sind besonders angesehen. Gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern zu arbeiten und durch Zuverlässigkeit Vertrauen zu gewinnen, bringt uns also weiter. Daran sollte man arbeiten, wenn man das Gefühl hat, dass man sich nicht genug einbringt.

2. Sei Experte

Mitarbeiter und Vorgesetzte, die besonders viele technische und/oder fachliche Kompetenzen aufweisen, werden besonders gut bewertet. Im Gegensatz dazu werden Angestellte und Chefs, denen dieses Wissen fehlt, schlechter eingestuft. Wissen ist also Macht. Und wenn man gut in seinem Job sein will, sollte man nicht aufhören, dazuzulernen.

3. Kenne die Vision des Unternehmens

Wofür steht das Unternehmen, für das ich arbeite? Mit dieser Frage sollte sich jeder Mitarbeiter auseinandersetzen. Denn, so zeigen es auch die Datensätze der Harvard Business Review, wer es schafft, die Vision des Unternehmens in seine Arbeitsziele einzubinden, gilt als besonders guter Mitarbeiter. Wer das nicht tut, neigt dazu in einem abgekapselten Raum zu arbeiten – und wird dementsprechend kritisch wahrgenommen. Dafür muss man sich nicht zu 100 Prozent mit dem Unternehmen identifizieren, aber es ist gut, die Strategie zu kennen und in den eigenen Fokus einzubeziehen.

Die Frage, wofür das Unternehmen steht, in dem man arbeitest, ist noch aus einem anderen Grund eine sehr wichtige: Wenn man seine eigenen Ansichten so gar nicht damit in Einklang bringen kann, sollte man sich vielleicht fragen, ob das tatsächlich der richtige Job für einen ist.

4. Stell sicher, dass du greifbare Ergebnisse lieferst

Dieser Faktor wurde in den Datensätzen am allermeisten genannt. Der beste Beweis für gute Arbeit sind immer noch gute Ergebnisse. Wenn Mitarbeiter in der Lage sind, Ziele in der vorgesehenen Zeit zu erreichen und alles dafür tun , um greifbare Ergebnisse liefern zu können, ist der Personalverantwortliche am meisten beeindruckt. Darüber hinaus ist auch eine hohe Qualität der Ergebnisse enorm wichtig für eine gute Bewertung. Trotzdem sollte man immer darauf achten, dass die Ziele, die einen vorgegeben werden, auch wirklich realistisch erreichbar sind. Wenn die Arbeit Unmögliches von einem verlangt, sollte man das kommunizieren und sich nicht kaputt machen lassen.

5. Trau dich, dich und deine Arbeit anzupreisen

Selbstmarketing ist etwas, mit dem sich viele Leute schwertun. Das ist verständlich – und trotzdem nicht besonders schlau. Die Wahrheit ist: Gute Arbeit alleine reicht nicht, man musst sie auch als solche präsentieren. Dabei muss man nicht in Arroganz abrutschen, aber ein bisschen Marketing braucht einfach jede noch so gute Arbeit.

All diese Dinge in einer Person zu vereinen, ist ganz schön schwer. Wenn die Chefin oder der Chef also kein Feedback gibt, kannst du dich an diesen Faktoren gut langhangeln. Bin ich vielleicht ein guter Team-Player, neige aber dazu, meine eigene Arbeit unter den Scheffel zu stellen? Kann ich mich gut verkaufen, arbeite dafür aber manchmal fehlerhaft? Wo liegen meine Stärken? Und wo kann ich mich noch verbessern? Wenn es einem schwerfällt, manche dieser Fragen selbst zu beantworten, kann man auch Kollegen nach ihrer Einschätzung fragen. Wichtig ist nur, wenn man kein Feedback von oben bekommt, heißt das nicht, dass man sich nicht weiterentwickeln kann.

Mehr bei EDITION F

Plötzlich Chefin – so gibst du als neue Vorgesetzte effektiv Feedback. Weiterlesen

Bewerbungsphase: Wir brauchen mehr konstruktives Feedback! Weiterlesen

Höchste Zeit: Wie Männer bessere Mentoren für Frauen werden. Weiterlesen

Anzeige