„Was ist deine größte Schwäche?“: Bei dieser Frage könnt ihr zeigen, dass ihr erkannt habt, worauf es im neuen Job ankommt. Wie man am besten mit den eigenen Schwächen umgeht und diese im Bewerbungsgespräch für sich nutzen kann.
Bei der Antwort authentisch und ehrlich bleiben
Bei der Bewerbung gibt es ein paar typische Fragen, die euch in jedem Unternehmen begegnen werden. Die Frage „Was ist deine größte Schwäche?“ ist eine davon. Nathalie Gauliac von Business Insider erklärt, was Personaler wirklich wissen wollen und was nicht.
Wer sich ein bisschen im Internet schlau macht, stößt bei vielen Bewerbungs-Ratgeberseiten auf Antwortvorschläge dieser Art: „Ich neige zu Perfektionismus, ich nehme die Dinge zu genau und erledige alles immer zu 100 Prozent“ oder „Meine größte Schwäche? Schokolade“. Klingt vielleicht charmant, mit einer Prise Humor – das ist aber nicht das, was Personaler von euch hören wollen — sie suchen nämlich nach Authentizität und Ehrlichkeit.
In unserer Interview-Reihe rund um das Thema Bewerbung hat uns Karriere- und Bewerbungscoach Bernd Slaghuis erklärt, was Personaler wirklich mit der Frage „Was ist Ihre größte Schwäche?“ bezwecken wollen und ob flunkern erlaubt ist.
Auswendig gelernte Floskeln vermeiden
„Bei der beliebten Frage nach den größten Schwächen geht es Personalern um zweierlei: Zum einen möchten sie sehen, wie Bewerber*innen auf diese schwierige und sehr persönliche Frage reagieren“, erklärt Slaghuis. „Stresst es sie, sagen sie auswendig gelernte Floskeln wie Perfektionismus oder Ungeduld auf, oder sind sie sich bewusst darüber, woran sie in der zu besetzenden Position in Zukunft gerne an sich arbeiten möchten? Zum anderen geht es ihnen auch darum, wirklich etwas über die*den Bewerber*in als Menschen zu erfahren, der vor ihnen sitzt.“
Er rate daher, statt verkrampft zu lügen, ehrlich und gelassen mit dieser Frage umzugehen. „Schwächen sind Entwicklungspotenziale und die Eier legende Wollmilchsau bleibt der Wunschgedanke mancher Arbeitgeber. Wir alle wissen, was wir heute noch nicht so gut können, jedoch in Zukunft gerne lernen möchten.“ Warum also nicht auf das Entwicklungspotenzial hinweisen, anstatt über Schwächen zu reden?
Der Meinung ist auch Claas-Personalleiter Christoph Molinari. Auf dem Absolventenkongress in Köln sagte er: „Ich gebe Ihnen einen kleinen Tipp. Wenn Sie einer nach Ihren Schwächen fragt, drehen Sie den Spieß um und sagen Sie: ‚Schwäche ist vielleicht nicht der richtige Begriff, lassen Sie uns über mein Entwicklungspotential reden‘. Das Wort ist nicht negativ belegt, da stoßen Sie bei jedem Personaler erstmal Türen auf.“
Warum reden wir nicht von Entwicklungspotential?
Das Entwicklungspotential könne sowohl im fachlichen Bereich („Mit diesem Programm bin ich nicht so vertraut, möchte aber gerne einen Kurs belegen, um mein Wissen zu erweitern“) als auch im menschlichen Bereich („Ich habe Schwierigkeiten damit, vor Publikum zu sprechen, aber ich versuche, es in den Griff zu bekommen“) liegen.
Ihr habt eine Schwäche, die wirklich ausschlaggebend dafür sein könnte, ob ihr den Job bekommt oder nicht? Dann solltet ihr euch genau überlegen, ob die Bewerbung tatsächlich sinnvoll ist. Wie Slaghuis weiter ausführt, ergebe eine Bewerbung schließlich keinen Sinn, wenn man sich beispielsweise mit einer ausgeprägten Rechtschreib-Lese-Schwäche als Journalist*in oder Tagesschau-Sprecher*in bewirbt. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, die*der Expert*in würde in einem solchen Falle ohnehin von einer Bewerbung absehen.
„Solche Schwächen, die tatsächlich K.o.-Kriterien für die Ausübung eines Jobs sind, sind uns bewusst. Ich persönlich bin daher der Meinung, es gibt keine echten Schwächen, die Bewerber nicht zugeben können und die das Aus für den neuen Job bedeuten.“
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