Foto: David Shankbone – CC BY 3.0

Diane von Fürstenberg: „Die Frau, die ich sein wollte“

Eine Idee, ein Kleid, Millionen von Fans. Diane von Fürstenberg hat mit ihrem „wrap dress“ Modegeschichte geschrieben. Wie sie ihr Leben mit allen Höhen und Tiefen meisterte, haben wir bei der Deutschlandpremiere ihrer Biografie erfahren.

 

Ihr Wickelkleid – seit 1974 ein Dauerbrenner

Ein Kleid, das wie eine zweite Haut am Körper liegt und die Kurven der Frau umspielt. Das durch den perfekt „gewrappten“ Schnitt die Blicke der Männer auf sich zieht, jedoch nie zu tiefe Einblicke gibt. Eine Kreation, die dank des Jerseys nicht nur gut aussieht, sondern ebenso bequem ist. Dieser Kleidertraum stammt von Designerin Diane von Fürstenberg. 1974 das Debüt gefeiert, träumen auch heute noch – rund 40 Jahre später – Frauen von einem ihrer Wickelkleider. 

Nun hat Diane von Fürstenberg ihr Leben aufgeschrieben und gab ihrer Biografie den Titel „Die Frau, die ich sein wollte“. Bei ihrer Deutschlandpremiere in der Autorenbuchhandlung in Berlin-Charlottenburg erklärt sie, was genau für sie dazu gehörte. Und das sind ganz klar: ein eigenes Leben, persönliche sowie finanzielle Unabhängigkeit. 

DvF bei der Deutschlandpremiere ihrer Biografie in der autorenbuchhandlung.         Quelle: Redaktion 

Die Stuhlreihen sind bis auf den letzten Platz belegt, mehrere Fernsehteams sind vor Ort, die Aufregung der Organisatoren ist nicht zu übersehen. Für Diane von Fürstenberg ist das nichts Neues. Als sie auf dem Stuhl sitzt und die Fragen des Moderators beantwortet, wirkt sie erschöpft und teilweise abwesend. Zwischendrin überprüft sie ihre Maniküre oder „zippelt“ an ihrer Bluse herum. Ihre Antworten sind teilweise knapp und scharf – sodass auch dem Moderator mal die Worte fehlen. Man merkt schnell: Diese Frau weiß, was sie will. 

„Angst ist keine Option“

Als Tochter einer Überlebenden des Holocaust war für sie ein Leben nach ihren eigenen Wünschen nicht selbstverständlich. Ihre Mutter, die nach ihrer Rückkehr aus dem Konzentrationslager nach Belgien nur noch 29 Kilogramm wog, wusste, was es hieß, der Freiheit beraubt zu werden. Diese Erfahrung prägte sie, und so auch ihre Erziehung. Um ihrer Tochter jegliche Angst zu nehmen und als starke Persönlichkeit großzuziehen, setzte sie Diane etwa bereits im Kindesalter grenzwertigen Situationen aus, ließ sie beispielsweise in einem dunklen Zimmer sitzen und zeigte ihr dadurch: „Angst ist keine Option“. 

Radikal. Aber genau mit diesem Motto stürzte sich Diane als junge Frau kopfüber in das Leben einer Modedesignerin. Die Stücke ließ sie bei einem kleinen Hersteller in Italien anfertigen, den sie per Zufall entdeckte. Anfangs entwarf sie ausschließlich Röcke und Oberteile. Sie heiratete Egon von Fürstenberg, von dem sie sich nach der Geburt ihres zweiten Kindes, ihrer Tochter Tatiana, wieder trennte. 

Ihre Designs waren bereits beliebt, doch der große Durchbruch stand ihr noch bevor. Als sie Julie Nixon Eisenhower bei einem TV-Auftritt in einer ihrer Kleiderkombinationen sah, kam ihr die Idee, die ihr den Erfolg brachte: Aus zwei einzelnen Teilen eins machen. Daraufhin verbrachte sie mit einer Freundin mehrere Tage in der italienischen Fabrik ihres Vertrauens, wo sie sich immer wieder mehrere Meter Stoff um ihre Körper wickelten, und die Schnitte um Zentimeter veränderten, bis sie in das Kleid schlüpften und es wie angegossen passte. Das „wrap dress“ war geboren. 

15.000 verkaufte Kleider pro Woche 

Die Kleider stapelten sich in ihrer New Yorker Wohnung. Sie faltete und verschickte sie allesamt per Hand. Ihr Umsatz stieg um das Siebenfache, sie verkaufte 15.000 Kleider pro Woche. 

Als Neuling in der Modewelt habe sie selbst nicht gewusst, welche Verträge und Kooperationen für sie sinnvoll seien und unterschrieb daher einfach: alles. Es habe lange gedauert, bis sie sich selbst als „Designerin“ bezeichnete und realisierte: 

„Ich wurde eins mit den Kleidern und wofür sie standen. Ich erkannte: Ich war eine Marke.“

Als sie mit ihrem Namen in 17 Produktkategorien vertreten war, zog sie sich im Jahr 1985 aus dem Modegeschäft zurück. Mit ihrem damaligen Freund Alan wohnte sie fünf Jahre in Paris und gründete ihr eigenes Verlagshaus „Salvy“. 1997 folgte ihr Comeback. 

„Was wäre wenn…“ 

Sie habe sich schon oft gefragt, so Diane, was gewesen wäre, wenn sie nicht den italienischen Hersteller getroffen hätte, der ihrem Talent so viel Vertrauen schenkte. Oder, wenn sie nicht den einen Vertriebsleiter engagiert hätte, der Kontakte zu allen großen Modehäusern herstellte und ihr dazu riet, einen Showroom auf der 7th Avenue zu eröffnen. 

„Ich glaube, dass diese ,was wäre wenn’s‘ die Türen unserer Zukunft sind. Lange habe ich mich nicht getraut, sie zu öffnen. Doch letztendlich waren sie der Schlüssel zu der Frau, die ich heute bin.“

Ihr habe die Vorstellung gefallen, die Frau zu sein, die im Flieger sitzt, umher wirbelt und sich smart präsentiert. 

„Ich war eine Frau im Männerkörper, die ihrem Schatten im Spiegel zuzwinkerte.“

40 Jahre nach der Geburt ihres Labels, ist von Fürstenberg und ihr Kleid noch immer präsent: auf dem roten Teppich, in Filmen wie „Hustle“, im Weißen Haus am Körper der First Lady Michelle Obama.

Heute verbringt die 69-Jährige die Wochenenden am liebsten in ihrem Haus auf dem Land, denn ihre Ruhe und Einsamkeit seien ihr heilig. Schwimmen, klettern, „hiken“ – Sie liebt alles, was sie alleine machen kann

Auch wenn das Leben der Modeikone nicht immer nur von Höhepunkten geprägt war und Diane als allein erziehende Mutter zweier Kinder, Vollzeit-Designerin und jetzt noch vierfacher Großmutter, alle Hände voll zu tun hatte, klingt auf keiner einzigen Seite ihres Buches eine Beschwerde durch. Sie verurteilt niemanden, allerhöchstens sich selbst. 

„In meinem Alter fühle ich mich immer noch bedeutsam. Das ist ein wunderbares Abenteuer.“

Ob denn nach dem Buch nun ein Film folgt? Nein, auf keinen Fall, so Diane. Das sei jetzt momentan echt genug. 

Wenn ihr mehr über das Leben der Modeikone erfahren wollt, könnt ihr die Biografie „Die Frau, die ich sein wollte. Mein Leben“ hier kaufen.

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