Jeder trauert anders und verschieden lang. Und jeder Trauerprozess ist richtig genau so, wie er ist. Doch wie geht man als Angehöriger damit um? Wir haben elf Tipps für dich, wie du Trauernde in dieser Zeit unterstützen kannst.
Kein Allgemeinrezept
Jeder trauert anders und es gibt nicht die eine Art und Weise, wie man am besten damit umzugehen hat. Daher löst der Umgang mit Trauer in vielen Menschen ein Gefühl der Unsicherheit aus. Wie geht man am besten damit um? Was hilft den Betroffenen dabei, sich nicht ganz so alleine zu fühlen, und was wollen sie in den Momenten der Trauer ganz und gar nicht hören?
Fest steht: Niemand sollte mit seinem Kummer alleine sein. Deshalb hat die schwedische Kirche Gedanken und konkrete Tipps gesammelt, die es uns als Mitmenschen leichter machen, für jemanden da zu sein, der trauert. Trauer kann nicht direkt geheilt werden – indem man sie teilt, kann sie jedoch erträglicher werden.
1. Übernimm die Verantwortung für den ersten Kontakt
„Ruf mich an, wenn es etwas gibt, ich bin hier.“ Solche Sätze lässt man schnell mal fallen, wenn unsere Freunde oder Bekannten um einen Menschen trauern. Man weiß nicht so recht, was man anbieten soll, was gewollt ist und was vielleicht auch zu viel. Doch solche Sätze sollten unbedingt vermieden werden. Denn wer trauert, hat andere Gedanken, mit denen er zurecht kommen muss, und kann nicht auch noch daran denken, die sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten. Du musst selbst die Verantwortung übernehmen und dich um deinen Freund kümmern. Wähle daher lieber Sätze wie: „Ich ruf dich am Dienstag nochmal an – du antwortest einfach, wenn du kannst.” Wenn der Trauernde nicht antwortet, ist das völlig okay, manchmal brauchen sie einfach ihren Raum. Dann ruf einfach noch mal am nächsten oder übernächsten Tag an.
2. Ergreif die Initiative
Wenn ihr euch trefft, musst du keine außergewöhnliche Aktivität oder ein Programm vorschlagen – das, was sich Trauernde in solchen Momenten wünschen, ist ein ganz gewöhnliches Treffen. Wie jedes andere auch. Lade deine Freundin auf einen Kaffee ein, schaut einen Film oder macht einen Spaziergang. Viele, die trauern, sehnen sich nach einer kurzen Pause und einem ganz gewöhnlichen Leben.
Denk daran: Auch wenn der Trauernde Nein sagt, ist das in Ordnung. Sei nicht gekränkt, sondern frag ganz einfach ein paar Tage später noch einmal nach.
3. Zeig Anteilnahme
Viele denken, dass Trauernde nur für sich sein und alleine gelassen werden wollen. Das endet damit, dass sich Freunde zurückhalten und warten „bis das Schlimmste vorbei“ ist. Doch die Annahme ist in den meisten Fällen falsch. Es ist wichtig, deutlich zu vermitteln, dass wir für unsere Freunde da sind, und sie sich nicht allein gelassen oder ausgeschlossen fühlen.
4. Brich die Stille
Viele Menschen tun sich schwer damit, einen trauernden Menschen zu besuchen und sich mit ihm zu unterhalten. Was soll man bloß sagen? Was ist, wenn es still wird oder wenn die Person anfängt zu weinen? Meistens geht es gar nicht um das, was wir sagen, sondern einfach nur darum, für unsere Lieben da zu sein. Erzähl ihr, was du in den vergangenen Tagen gemacht hast, was im Freundeskreis passiert ist, frag sie, wie es ihr geht, wie sie sich fühlt. Wenn sich deine Freundin lange nicht meldet, dann ruf sie an oder schreib ihr eine SMS. Brich das Schweigen, egal in welcher Form, und zeig ihr: Ich bin da, wenn du mich brauchst.
5. Erinnere dich an das Leid
Wir können uns den Tag im Kalender notieren, an dem drei, sechs oder zwölf Monate seit dem Tod der Person vergangen sind – zu glauben, dass die Trauer mit der Zeit jedoch kontinuierlich weniger wird, ist falsch. Klar, die Welt dreht sich weiter, doch das Verarbeiten kostet Zeit. Und manche Menschen erleben sogar das Gegenteil und nehmen die Trauer noch viel stärker wahr, wenn sich immer weniger Menschen an den Tag und die Person zurückerinnern. Heilen kann man Trauer nicht, aber sie wird durchaus erträglicher, wenn man sie teilt.
6. Sei geduldig
Jede Trauer hat ihren ganz eigenen Genesungsprozess, den wir als Angehörige verstehen müssen. Wir müssen Geduld haben. Klar, kann Trauer ein Gefühl der Frustration auslösen, weil sie nicht so schnell verfliegt, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Weil sie uns in den unpassendsten Momenten, wenn wir schon denken, wir haben sie im Griff, einfach wieder überkommt. Jeder trauert auf seine ganz eigene Weise – es gibt keine normale oder ungewöhnliche Zeitspanne dafür. Manche Dinge müssen einfach immer wieder und wieder erzählt werden, also lass es deine Mitmenschen wissen und binde sie in deinen Trauer-Genesungsprozess mit ein. Das wiederholte Erzählen kann ein wichtiger Teil des Verstehens und der Verarbeitung der Trauer sein.
7. Feier die Jahrestage mit
Egal, ob Todestage, Geburtstage oder andere besondere Tage – Jahrestage sind immer hart, auch noch nach 29 Jahren. An solchen Tagen hilft es, die eigene Trauer mit anderen zu teilen und sich gemeinsam an die Toten zu erinnern. Wichtig ist, dass man nicht alleine bleibt mit seiner Trauer – und dass man seine Lieben nicht mit ihrer Trauer alleine lässt.
8. Teile deine Erinnerungen
9. Schaff Platz
Oft gibt es viele, die gleichzeitig um einen Menschen trauern – und jeder hat seine eigene Beziehung und Geschichte mit den Toten. Es ist wichtig, dass wir die Trauergefühle, egal wie stark sie sind, zulassen, und uns dafür den Raum nehmen, der dafür nötig ist – und anderen gleichzeitig den Raum lassen, den sie brauchen.
Biete Hilfe an
Es gibt viele Dinge, die man in Zeiten der Trauer einfach nicht mehr auf die Reihe bekommt. Wer sich also unsicher fühlt, mit dem Trauernden über den Verlust zu reden, kann auch seine Anteilnahme ausdrücken, indem er seine Hilfe anbietet. Man könnte zum Beispiel auf die Kinder aufpassen, Essen vorbeibringen, den Garten pflegen oder einkaufen gehen. Manchmal sagen Taten mehr als Worte.
10. Besuche einen Lieblingsort
Quelle aller Illustrationen: Stina Löfgren
Gibt es einen besonderen Ort, der den Betroffenen an die verstorbene Person erinnert? Es hilft, genau diesen Ort aufzusuchen und sich der Trauer bewusst zu stellen. Zündet gemeinsam eine Kerze am Grab an, badet an der Brücke, wo ihr immer gemeinsam ward, oder geht zu dem Stammlokal des Verstorben und bestellt sein Lieblingsgericht. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich an eine Person zu erinnern.
Hinweis: Der Text ist auf der Webseite der schwedischen Kirche erschienen und wurde uns netterweise zur Verfügung gestellt. Die Illustrationen sind von Stina Löfgren.
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