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Alleinsein macht einsam? Über die ständige Angst, etwas zu verpassen

Die Angst, etwas zu verpassen. Viele von uns kennen das Gefühl. Wir wollen immer in der ersten Reihe tanzen, sehen und gesehen werden. Wer Zeit mit sich alleine verbringen will, wird zum Außenseiter – wie gesund kann das sein?

Wann nehmen wir uns eigentlich mal Zeit für uns selbst?

Seid ehrlich, wie oft nehmt ihr euch Zeit für euch selbst? Eine halbe Stunde am Tag, ein Mal am Wochenende, nie? Unser Leben ist gefüllt mit Einflüssen, Reizen. Wir erleben jeden Tag unglaublich viel, sind ständig unterwegs, immer mobil und immer erreichbar. Vielen von uns bleibt gar keine Zeit mehr zur Ruhe zu kommen. Work-Life-Balance ist uns wichtig. Wir wollen gut im Job sein, arbeiten gerne viel, um erfolgreich zu werden. Aber trotzdem darf das Privatleben nicht darunter leiden. Wir wollen zum Sport gehen, uns mit all unseren Freunden treffen, gemeinsam ins Kino gehen, danach zum Dinner und am Wochenende steht wieder die coolste Party an. Und zwischendrin die Selbstverwirklichung. Wir wollen etwas Sinnvolles tun, uns jeden Tag neu entdecken und gleichzeitig die Welt verbessern. Wir sammeln unsere Erlebnisse wie Briefmarken.

Die Angst, etwas zu verpassen. Viele von uns kennen das Gefühl. Wir wollen immer in der ersten Reihe tanzen, sehen und gesehen werden. Wer nicht dabei ist, der ist schnell raus. So unser Gefühl. Doch wo bleibt bei all dem Zirkus Zeit für uns? Wann kommen wir mal zur Ruhe und nehmen uns eine Auszeit? Wenn nicht mal mehr der Schlaf eine Pause ist, weil wir unterbewusst all die Einflüsse des Tages verarbeiten müssen, geht es uns dann noch wirklich gut? Warum ist es mittlerweile uncool geworden, einfach mal an einem Wochenende bewusst alle Termine abzusagen und Zeit alleine verbringen zu wollen? Warum werden wir als Einsiedler und Außenseiter abgestempelt, wenn wir mal Pause von allem brauchen?

All die Möglichkeiten und wie sie uns überfordern

Uns stehen alle Türen offen. Wir haben ein Leben voller Möglichkeiten. Wenn wir etwas wirklich wollen, dann können wir das meist auch erreichen. Entfernungen sind heutzutage keine wirklichen Entfernungen mehr. Was sind schon 1.000 Kilometer, wenn wir mal eben ins Flugzeug einsteigen können und in nicht mal eineinhalb Stunden am Ziel sind? Doch wie soll man sich zwischen all den Optionen für eine Möglichkeit entscheiden? Zu viele Möglichkeiten führen meist nur zu noch mehr Überforderung. Wir nehmen uns nicht die Zeit, um uns bewusst zu werden, was wir wirklich wollen. Wie sollen wir wissen was wir wollen, wenn wir uns selbst nicht mal richtig kennen?

Natürlich ist es toll, einen großen Freundeskreis zu haben, mit dem man viel unternehmen kann und aufregende Dinge erlebt. Aber für mich ist es manchmal genauso erfüllend, wenn ich einen „langweiligen“ Abend zuhause mit Netflix und Schokolade verbringen kann. Denn wenn ich nur unterwegs bin, immer neue Dinge erlebe, immer spannendere Tage habe, werden meine Erwartungen an das nächste Event immer größer. Es muss noch aufregender sein, ich muss noch mehr Spaß haben. Jeder Tag muss den anderen toppen. Doch mir bleibt gar keine Gelegenheit, das alles zu verarbeiten. Wie heißt es doch eigentlich so schön: Vorfreude ist die schönste Freude.

The fear of missing out

Warum setzen wir uns selbst so unter Druck? Die Qual der Wahl. Doch wer hat uns eigentlich gesagt, dass es die Qual der Wahl ist und nicht das Glück der Wahl? Ich glaube, wir haben uns irgendwann selbst in diese Richtung gedrängt. Wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir heutzutage all diese Möglichkeiten haben und nicht gezwungen sind etwas zu tun, was uns gar nicht gefällt. Und wir sollten kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir hin und wie eine Partyeinladung einfach zur Seite legen und nicht hingehen, wenn uns einfach nicht danach ist. Wir werden schon nichts verpassen. Und wenn doch, dann werden uns unsere Freunde sicherlich ausführlich davon berichten. Wichtiger ist doch, dass es uns selbst gut geht. Dass wir uns für das entscheiden, was wir für richtig halten.

Ich glaube, gerade in einer Konsumzeit wie der heutigen wird es immer wichtiger, Zeit mit sich alleine zu verbringen. Sich mal wieder darauf zu konzentrieren, was uns eigentlich glücklich macht und nicht was die Welt von uns erwartet. Ruhe ist das Zauberwort, denn genau in ihr finden wir Kraft. Wir sollten ab und an versuchen ein wenig Abstand von allem zu gewinnen. Versuchen, Dinge als Ganzes zu sehen und Verbindungen zu verstehen. Häufig kommt uns so die Antwort auf das, was wir uns schon so lange gefragt haben. Ruhe kann für jeden anders aussehen. Wie schon erwähnt, finde ich Ruhe erst dann, wenn es um mich wirklich ruhig ist. Wenn ich an einem Ort bin, an dem ich mich wohlfühle. An dem ich sein kann wie ich will, ohne dass mich jemand beobachtet. An dem ich mich zurückziehen, mir Kerzen und schöne Musik anmachen kann und einfach mal für mich bin. Ohne all den Trubel. Andere wiederum finden Ruhe im Sport, sei es Yoga, Joggen oder Boxen. Für wieder andere ist es Ruhe, alleine an einen fremden Ort zu fahren, an dem man niemanden kennt und sich mit niemand unterhalten muss.

Hauptsache ist aber, dass wir uns irgendwann in unserem straffen Zeitplan diese Momente gönnen. Um uns auf das Wesentliche zu fokussieren. Was uns bewegt, beschäftigt und besorgt. Denn gerade wenn man an einem Punkt angekommen ist, an dem es nicht weitergeht, helfen solche Momente wahnsinnig, um uns neue Energie zu geben. Um uns neue Kraft und Motivation zu geben, um raus zu gehen und der Welt zu zeigen, was man drauf hat.

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