Foto: Straight

Felicia Mutterer: „Frauen haben oft Angst, eine andere starke Frau könnte ihnen die Karriere verhageln“

Nicht so viel reden, lieber mal machen – das hat Felicia Mutterer im Leben weitergebracht. Darüber und was Frauennetzwerke noch besser machen können, haben wir mit der Journalistin und Straight-Gründerin gesprochen.

 

„Zweifel nicht so viel!“

Zusammen kommen wir weiter als alleine – aber dafür braucht es auch eine (Arbeits-)Kultur, die ohne Neid den anderen gegenüber auskommt. Besonders bei Frauennetzwerken, hakt es da noch etwas, sagt Felicia Mutterer. Die Wahlberlinerin hat mit Straight das zweite Magazin auf den deutschen Markt gebracht, das sich explizit an lesbische und queere Frauen richtet, zuvor war sie als Sportjournalistin und Moderatorin unterwegs.

Im Interview hat sie mit uns über die Kraft des „Einfach-mal-Machens“ gesprochen und darüber, warum jede Veränderung mit einer Haltung beginnt.

Wann hast du zuletzt einen anderen Menschen dazu bewegt, mutig zu sein?

„Neulich habe ich eine Freundin ermuntert, ihren Job zu schmeißen, mit dem sie seit Jahren unzufrieden war. Jetzt hat sie einen Neuen – und toi toi toi – sie sagt, es fühlt sich gut an. Ich ermutige fortlaufend, weil ich an Mut glaube. Ich weiß aber auch, man kann Menschen nur Mut zusprechen. Zur Umsetzung müssen sie sich selbst bewegen.“

Welche Erkenntnis hat dich im Leben entscheidend weitergebracht?

„Das ist nicht die eine Erkenntnis, sondern vieles: Das Heil liegt im Machen. Nicht zu viel denken! Bei sich bleiben. Alle fließt. Vorwärts leben. Loslassen. Mutig sein.“

Hast du dich schon einmal komplett neu erfunden?

„Neu erfunden? Eher nicht. Ich glaube an Prozesse, an Lebensphasen. Ich war lange Zeit Sportjournalistin beim SWR und RBB, habe Fernsehsendungen moderiert. Heute arbeite ich mit Straight auf eigene Faust und mit gesellschaftlichem Impact, vernetze Macherinnen und mache Facetten des Lebens von LGBTQ-Personen sichtbar. Das erfüllt mich. Das Handwerkszeug ist ähnlich, alles drumherum aber ist anders. Und ich bin heute mehr bei mir.“

Bild: Felicia Mutterer

Was ist deine Super-Power?

„Ich gehe mit Urvertrauen und loyalen und liebenden Menschen durchs Leben. Und ich habe früh gelernt Tore zu schießen.“

Warum gehen die Themen Weiblichkeit und Zukunft für dich Hand in Hand?

„Ich habe das gute Gefühl, dass das Bewusstsein für Feminismus da ist, dass die Menschen heute – Frauen, wie Männer – sensibilisiert sind. Nun müssen sich flächendenkend die Strukturen ändern. Wir Frauen sind mehr als bereit. Also: zupacken.“

Was ist entscheidend dafür, dass Netzwerke gut funktionieren und etwas bewegen können?

„Dass sich darin Entscheiderinnen und Macherinnen wiederfinden, damit Einfluss und nicht nur ein prima Austausch, möglich ist. Und, dass ein Interesse an gegenseitigem Support vorhanden ist. Ich habe leider den Eindruck, Frauennetzwerke bremsen sich noch zu oft selbst aus, weil sich Frauen gegenseitig den Erfolg neiden, weil Frauen Angst haben, eine andere, starke Frau könnte ihnen die eigene Karriere verhageln. Doch, solange es eine Art Frauenticketdenke gibt, die Strukturen männlich und heteronorm geprägt sind, ist das wohl nachvollziehbar.“

Was müssen wir jetzt bewegen, damit die Zukunft sich für alle in eine positive Richtung wendet?

„Bewegung fängt bei Haltung an und führt übers Machen zu Macht. Ich wünsche mir, dass mehr Personen mit Werten, Mut und Willen zum Handeln in Führungspositionen in Politik oder in die Wirtschaft kommen. Persönlich fände ich es toll, wenn Parteien und Unternehmen mehr Möglichkeiten für Quereinsteiger*innen bieten würden.“

Welcher Mann und welche Frau haben dich in deinem Leben besonders inspiriert und wieso?

„Mich inspirieren immer wieder Menschen. Mir ringt Professionalität gepaart mit Durchhaltevermögen und Offenheit viel Respekt ab. Als passionierte Tennisspielerin hat mich Steffi Graf total umgehauen. Ich wollte wie sie die Nummer 1 werden. Sie war die einzige Frau, die jemals über meinem Bett hing.“

Welchen Rat würdest du heute deinem jüngeren Ich geben?

„Leg deine Hemmungen ab. Sei bei dir. Mach und zweifle nicht so viel.“

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