Foto: Frauen gegen die AfD

Frauen gegen die AfD: „Die Politik dieser Partei ist frauenfeindlich“

Die „Frauen gegen die AfD“ haben am Wochenende eine Facebook-Kampagne gestartet, um auf die frauenfeindliche Haltung der Partei aufmerksam zu machen. Wir haben mit ihnen gesprochen.

 

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Wen soll ich am 24. September wählen? Viele haben auf diese Frage immer noch keine Antwort und auch die inzwischen zahlreichen TV-Duelle im Fernsehen, die nicht überzeugte Wähler mobilisieren sollten, scheinen bislang vor allem einer Partei zu nützen: der AfD. Denn war es noch vor wenigen Wochen wieder relativ still um die mit sich selbst kämpfende Partei geworden, so scheint sie nun fast den Wahlkampf zu dominieren. Das sicher auch, weil einige Medien über jedes Stöckchen springen, das die AfD ihnen hinhält – Stichwort: Vorzeitiger Abgang von Alice Weidel in einer TV-Sendung.

Und dennoch bleibt die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Haltung und den Forderungen der rechtspopulistischen Partei wichtig. Genau das macht die Hamburger Initiative „Frauen gegen die AfD“, die sich der antifeministischen Politik der Partei widmet und sich die Frage stellt: Wie würde sich unsere Realität ändern, wenn die AfD in den Bundestag einzieht? Denn gestaltet diese Partei unsere Politik demnächst mit, dann bedeutet das unter anderem: Politik gegen Alleinerziehende, ein Abtreibungsregister und die Forderung danach, der „Schrumpfung unserer angestammten Bevölkerung“ entgegen zu wirken.

Über diese Forderungen und die Ziele von „AfD gegen Frauen“, haben wir mit einer Initiatorin gesprochen, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will.

Ihr habt euch vor fast einem Jahr gegründet – warum war das der Zeitpunkt zu sagen: Jetzt wollen und müssen wir etwas tun?

„Wir haben uns im Dezember 2016 gegründet. Ausgangspunkt waren die rechtspopulistischen Tendenzen des letzten Jahres, Brexit und vor allem die Wahl Trumps, die gezeigt haben, dass man nicht einfach nichts tun kann, und alles bleibt wie es ist. Zu dem Zeitpunkt stand auch die Bundespräsidentschaftswahl in Österreich bevor, wo ebenfalls nicht klar war, ob mit Hofer der nächste Rechtspopulist gewählt wird. Die Kampagne ist direkt angelehnt an ‚Frauen gegen Hofer’, die diese Aktion in Österreich ins Leben gerufen haben. Erfolgreich.“

Wie viele Menschen seid ihr im Hintergrund dieser Initiative?

„Auf den ersten Aufruf haben sich nach einem Tag schon mehr als 200 Frauen gemeldet, die etwas machen wollten. Beim ersten Treffen im Januar waren wir rund 60 Menschen. Mittlerweile gibt es einen festen Kern von etwa 15 Frauen und ca. 30 Unterstützer*innen.“

Eure Unterstützung kommt aber nicht nur von Frauen, richtig?

„Ganz genau, wir haben sehr viele Unterstützer, das sind nicht nur Frauen. Sie haben Videos für uns gedreht, teilen unsere Botschaften auf den Kanälen, unterstützen uns mit Kommentaren, und und und. Ist ja auch logisch, betrifft ja auch alle, nicht nur Frauen.“

30 Prozent der AfD-Wähler sind Frauen. Warum fühlen sich so viele Frauen von der Partei angesprochen, habt ihr eine Antwort darauf?

Die AfD arbeitet ganz viel damit, Angst zu schüren. Angst vor Ausländern, Angst vor Veränderungen, Angst davor, dass einem was weggenommen wird. Diese Ängste werden natürlich auch von Frauen geteilt. Gerade in den sozialen Medien lebt man in einer Blase, die nicht immer die ganze Realität wiedergibt. So geht es uns in unserer safen Blase, so geht es aber auch den AfD-Anhänger*innen, die in ihren Ängsten bestätigt werden, weil sie immer wieder die gleichen Inhalte teilen und Informationen voneinander beziehen.

Welche drei Punkte aus dem Wahlprogramm der AfD sollte man zum Thema Frauenpolitik unbedingt kennen?

„Thema Alleinerziehende, also die Einschränkung der finanziellen Hilfen für Alleinerziehende, siehe Punkt 7.3. im Wahlprogramm. Dann Punkt 7.5. Schutz des ungeborenen Lebens, hier wird sich gegen Abtreibungen und für eine Meldepflicht ausgesprochen. Und  7.7.2, wo vermerkt ist, die Gender-Forschung zu beenden und Gleichstellungsbeauftragte abzuschaffen. Aber eigentlich liest sich alles schlimm, Schuldprinzip bei Scheidungen, Väterrechte stärken, Deutschland nicht abschaffen. Alles im Wahlprogramm ab Seite 36 „Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung.“

Ihr seid in vielen Städten unterwegs gewesen, um Video-Statements von verschiedenen Menschen einzuholen. Was habt ihr dort erlebt – sowohl was Menschen betrifft, die gegen die AfD als auch für die AfD sind. Was treibt die Menschen in Bezug auf die Partei um?

„Tatsächlich haben wir nur positive Reaktionen bekommen. Fast alle waren komplett baff über die Zitate, die wir ihnen gezeigt haben, und sehr schnell bereit, ein Statement abzugeben. Das hat uns gezeigt, wie wichtig und aufklärend unsere Aktion ist.“

Quelle: Frauen gegen die AfD

Wen wollt ihr mit eurer Initiative erreichen – denn glühende AfD-Anhänger werdet ihr sicherlich nicht mehr umstimmen können, oder doch?

„In erster Linie möchten wir mit unserer Aktion Nichtwähler*innen erreichen, denen durch die Zitate deutlich gemacht wird, wie frauenfeindlich die Politik der AfD ist, und was es besonders für Frauen für Konsequenzen hat, wenn die AfD im Bundestag mitsprechen darf. Glühende AfD-Anhänger*innen werden wir nicht umstimmen können, das ist klar, womöglich aber können wir Menschen, die mit dieser Partei liebäugeln, noch einmal zum Nachdenken anregen …“

Und zu guter Letzt: Bitte vervollständigt diesen Satz: „Wer als Frau AfD wählt, der ….“?

„ … unterstützt eine rückwärtsgewandte Politik, die ablehnt, was bereits an Frauenrechten erkämpft wurde.“

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