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Geld, vermehre dich

Zum ersten mal was zum Investieren übrig? Wie du mit deiner Kohle richtig Asche machst.

 

Alina führt seit fünf Jahren ihr eigenes Startup. Zum ersten Mal im Leben hat die 37-Jährige Geld zum Sparen übrig. Sie will rentabel anlegen. Doch wie und wo geht das? Aktien, Lebensversicherung oder doch das Eigenheim? Dieses Beispiel lichtet den Finanzdschungel.

No-Go Lebensversicherung

„Vorsicht vor Lebensversicherungen“, warnt Finanzplaner Markus Sobau aus Mannheim. Steckt Alina ihre Rücklagen da rein, gedeihen sie nicht. Im Gegenteil: Gebühren, Inflation und Steuern (ja, wir lieben sie) zehren genüsslich an den Rücklagen. Während der garantierte Zins bei mickrigen 1,25 Prozent liegt. Denn: „Versicherungen sind gesetzlich verpflichtet zu Niedrigzinsen anzulegen“, erklärt der Fachmann. Also festverzinsliche Schatzbriefe oder Anleihen. Klar, da gibt’s keine Kursschwankungen. Aber auch keine dicken Erlöse. „Schuld ist der Leitzins“, führt Sobau aus. Den hat die Europäische Zentralbank auf gerade noch 0,05 Prozent gesenkt. Gut für schwächelnde Euro-Länder. Schlecht für Alina als Sparer.

Zuhause im Glück?!

`Ne eigene Wohnung. Das wär’s doch. Sagen doch immer alle: Immobilien sind wie Gold, nur besser. Und Alina müsste sich nicht mehr mit ihrem pingeligen Vermieter rumschlagen. Die Mittdreißigerin recherchiert. Drei Zimmer in ihrer Wahlheimat nahe Stuttgart kosten locker 200.000 Euro. Finanzmann Sobau ist skeptisch: „Ein Kauf ist nur sinnvoll, wenn Eigenkapital vorhanden ist.“ Konkret meint er, Alina muss mindestens ein Fünftel des Preises aus ihren Ersparnissen aufbringen. Plus Kaufnebenkosten wie Notar, Makler und Grunderwerbssteuer. Uff! Das sind mehr als 40.000 Euro. Dazu kommt ein Kredit, denn sie monatlich abstottert. Tilgung und Zinsen sollten dabei höchstens 40 Prozent des Nettoeinkommens verschlingen. „Sonst wird’s eng, wenn das Auto streikt oder der Kühlschrank den Geist aufgibt“, gibt der Berater Beispiele.
Und wenn sie vermietet? „Dann sind sogar noch mehr Rücklagen nötig“, weiß Sobau. Denn als Wohnungschefin müsste Alina für sämtliche Kaputt-Meldungen aufkommen. „Und Mietausfälle miteinkalkulieren.“ Nicht immer zahlt der Mieter pünktlich. Nicht immer verlaufen Wechsel ohne Übergangszeit. Klingt nach Stress? Alinas Euphorie sinkt. Alles auf eine Karte setzen, will sie nicht. Den nervigen Vermieter wird sie so schnell also nicht los.

Investmentfonds: In der Defensive

Der Finanzberater rät Alina zu Investmentfonds. Doch beim Stichwort Aktien schrillen die Alarmglocken der bodenständigen Schwäbin. Solche Anlagen sind doch super riskant! Damit hat schon so mancher sein Eigentum verjubelt. „Depot ist nicht gleich Depot“, beruhigt Sobau. Mit einer defensiven Anlagestrategie erwirtschaftet Alina drei bis vier Prozent Rendite, ohne große Kursschwankungen aushalten zu müssen. Wichtig: Breit streuen. Verliert ein Fond an Wert, gleichen Erlöse aus den anderen aus. Zwölf Misch- und Rentenfonds bilden das Depot der 37-Jährigen. Ein bisschen Angst bleibt trotzdem. Deshalb besteht Alina auf ein sogenanntes Stopp-Loss-Limit. Bei Kursverlusten ab zehn Prozent, werden Fonds sofort verkauft.

Berater nur auf Honorarbasis beauftragen

Mit Partner, Tochter und Boutique ist Alina voll ausgelastet. Ihr Geld soll sich zwar vermehren, aber bitte ohne zusätzlichen Zeitaufwand. Am liebsten soll sich ein Experte um den Finanzkram kümmern. Aber die Website des Verbraucherschutzes warnt vor Beratern. Oft arbeiten die auf Provisionsbasis. Verkaufen nicht das, was am besten zu Alina passt. Sondern das, für das Geschäftspartner am meisten springen lassen. Deshalb sagt Sobau: „Suchen Sie sich einen unabhängigen Berater.“ Der wird ausschließlich von seinen Kunden, Alina & Co, bezahlt. Treue Kunden sind für ihn die Existenzgrundlage. Deshalb wird er tun was er kann, um Alinas Geldhäufchen wachsen zu lassen.
Bald ist es geschafft. Alina muss nur noch festlegen, wo ihr Depot liegen soll. Ihre Hausbank will fünf Prozent Ausgabeaufschlag. Bei 50.000 Euro immerhin 2.500 Euro, welche die Anlage zusätzlich erwirtschaften muss. Und laufende Gebühren packt das Finanzhaus gleich noch drauf. „Unnötig“, sagt Sobau, „gute Berater empfehlen kostengünstige Depots bei Direktbanken ohne Ausgabeaufschlag und Agio.“ Vor allem aber bleibt Alina flexibel. Zwar läuft ihr Laden momentan wie geschmiert, aber hey: Notfälle kündigen sich selten an. Auch deshalb entscheidet sich die Neuanlegerin für das Investmentfondsdepot. Keine starren Laufzeiten, Monatsbeiträge oder Fristen. Wird’s brenzlig, kommt sie an die Kohle ran.

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