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Über wen Medien berichten: Männer

Wie hoch ist der Anteil an Frauen und Männern in der medialen Berichterstattung? Sehr ungleich verteilt, wie eine aktuelle Analyse ergeben hat. Haben Männer einfach die wichtigeren Geschichten auf Lager?

Gerade erst hat die MaLisa-Studie gezeigt, wie ungleich das Verhältnis von Männern und Frauen im deutschen TV ist – wenn Frauen überhaupt vorkommen, dann nur in ihrem „besten Alter“ von um die 30. Nun wurde sich mit einer aktuellen Analyse der Berichterstattung von großen Medienhäusern gewidmet, die zeigt, dass es hier nicht viel anders aussieht. Das Ergebnis: 81 Prozent Männer stehen gerade einmal 19 Prozent Frauen gegenüber, die als Expertinnen, Interviewpartnerinnen oder Protagonistinnen in den Artikel vorkommen. Auf diese Zahlen kommt das Startup Echobot Media Technologies, das 20.000 Artikel im September und Oktober diesen Jahres von Focus, Spiegel, Taz und Zeit untersucht hat, wie WUV berichtet. Zahlen einer Langzeitstudie der weltweiten Medienbeobachtung GMMP, die in Deutschland mit dem Journalistinnenbund zusammengearbeitet haben, hat im Jahr 2015 ähnliche Zahlen ergeben: Sie kommen auf 28 Prozent Frauenanteil, der also immer noch deutlich unter dem der Männer liegt.

Was bezüglich des TVs niemanden groß überraschte, da Bilder uns nachhaltig präsenter sind als das geschriebene Wort, verwundert bei den Medienberichten vielleicht dann doch. Einerseits, weil also auch ein – noch sehr schleppender – Anstieg von weiblichen Führungskräften in Medienhäusern, sich offenkundig nur minimal auf Geschlechterverteilung in den Artikeln auswirkt (die Medienhäuser mit einem höheren Frauenanteil hatten auch eine höhere Frauenquote in der Berichterstattung). Andererseits, weil man sich über die inhaltlichen Faktoren Fragen stellen könnte. Denn es mag sein, dass in Wirtschaft und in der Politik immer noch mehr Männer in Entscheider-Positionen sitzen und sie so häufiger in der Berichterstattung vorkommen, doch in anderen Bereichen des Lebens, wie Kultur, Gesundheit oder Sport, die nun auch Teil des medialen Interesses sind, sollten sich genügend Frauen finden lassen, so dass nicht solche Missverhältnisse entstehen.

Aber Moment – der Bereich „Leben und Lernen“ scheint bei Spiegel Online, das auf einzelne Ressorts untersucht wurde, eine Ausnahme zu bilden. Hier sind die Geschlechter gleichauf. In die „weichen Themen“ haben es die Frauen also mittlerweile geschafft, während die „harten Themen“ weiterhin, und das vollkommen ohne Not, weiterhin von Männern besetzt werden.

Keine Frauen in den Medien, dem TV und auf Konferenzen

Haben Männer einfach die wichtigeren, besseren Geschichten zu erzählen? Wohl kaum. Es dürfte sich ähnlich wie bei Konferenzen, Panels und anderen öffentlichen Events verhalten, bei denen bei Male-only-Veranstaltungen gerne mit der missglückten Suche nach Expertinnen argumentiert wird. Wer aber einmal in einschlägige Listen wie auf Speakerinnen.org schaut oder einfach etwas länger als ein paar Minuten recherchiert, wird sie finden – zu jedem Thema. Das gestaltet sich aber wiederum schwieriger, wenn nicht über jene Frauen berichtet wird.

So oder: Wenn wir zu einer Chancengleichheit unter Geschlechtern kommen wollen, sollten Frauen in den Medien ebenso häufig stattfinden wie Männer. Ganz einfach, weil wir die Hälfte der Weltbevölkerung stellen und das öffentliche Leben mitbestimmen – aber auch, weil der Zugang zu Vorbildern es der nachkommenden Generation auch leichter macht, sich nicht mehr mit den Themen rumzuschlagen, mit denen wir heute noch zu tun haben. Das ernsthaft zu versuchen, kann doch wirklich nicht zu viel verlangt sein.

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