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Miss Platnum: „Ich habe keine Zeit für Schubladendenken“

Mit „Mädchen sind die besseren Jungs“ ist Ende Mai die erste Singleauskopplung ihres neuen Albums erschienen. Höchste Zeit, mit Miss Platnum zu sprechen.

 

Man muss auch mal Blockaden haben

Miss Platnum, die mit bürgerlichem Namen Ruth Renner heißt, ist eine der stimmgewaltigsten und auch vielfältigsten Sängerinnen Deutschlands: Ob Hip Hop, Balkan oder Elektro, sie hat als Solokünstlerin und gemeinsam mit anderen Musikern wie Peter Fox und Marteria schon viel ausprobiert.

Auf ihrem letzten Album sang sie dann das erste Mal auf Deutsch – und wird das auch vorerst beibehalten. Wie sich das auf ihre Schreibprozesse auswirkt, ob ihre Eltern begeistert waren, dass sie Sängerin geworden ist und warum sie sich überhaupt nicht um Schubladen schert, hat sie uns erzählt.

Bald erscheint dein neues Album, diesmal wieder auf Deutsch. Hat sich die Albumproduktion mit dem Sprachwechsel verändert?

„Nein, ich geh nicht da anders heran. Das erste was mich treibt ist ein Gefühl oder eine Idee zu einem Song. Das hat mit der Sprache nichts zu tun. Das neue Album ist in kurzer Zeit entstanden, in einem sehr komprimierten Zeitraum. Diese Energie spürt man, wenn man die Lieder hört.“

Dein letztes Album war deutlich melancholischer als die davor. Hatte das mit dir persönlich oder vielleicht eben auch mit dem Sprachwechsel zu tun?

„Ich kann das eine von dem anderen nicht trennen. Schließlich ist es meine Entscheidung gewesen, die Sprache zu wechseln.  Ein Album ist immer eine Momentaufnahme, und manchmal fällt einem erst danach auf, was für einen Moment man eingefangen hat.“

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Auf Deutsch muss man beim Texten sicherlich genauer sein, weil ja nun jeder alles versteht. Geht dir das Texten nun trotzdem leichter von der Hand oder denkst du länger über die Zeilen nach?

„Texten auf Deutsch ist viel präziser, es macht mir sehr viel Spaß. Auf Englisch zu schreiben ist auch super, aber eine gewisse Distanz bleibt bestehen. Genau diese Distanz wollte ich aufheben. Es soll ja gar nicht immer leicht von der Hand gehen, es ist gut, wenn man auch mal Blockaden hat – man darf nur keine Angst haben und dann geht es weiter und der Knoten platzt und man kann wieder kreativ sein. Das ist ein ewiger Kreislauf und es wird nie langweilig. Ich habe einfach den besten Job der Welt!“

Mädchen sind die besseren Jungs“ heißt die erste Singleauskopplung. Was genau ist die Message des Songs?

„Ich will sagen: Mädchen sind die besseren Jungs sind die besseren Mädchen. Irgendwie sind wir alle gleich und irgendwie auch nicht. Mädchen haben manchmal mehr Mut als Jungs – das ist aber nicht schlimm. Dafür sehen manche Jungs auch in Skinny-Jeans ziemlich gut aus.“

Du bist in der deutschen Musiklandschaft eine der Sängerinnen, die sich als Vertreterin für die starken Frauen und für ein selbstbewusstes Auftreten positioniert haben – oder auch durch Zuschreibung von außen positioniert wurden. Fühlst du dich da wohl?

„Ich bin wie ich bin, das spricht hoffentlich für sich selbst. Wenn jemand Schubladen dafür braucht, bitte sehr. Ich brauche sie nicht! Ich hab keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen.“

Du bist mit acht Jahren mit deinen Eltern nach Deutschland gekommen. Wie haben diese eigentlich deinen Wunsch, Sängerin zu werden, aufgefasst? Hatten sie andere Pläne für dich?

„Ich hatte wenig übrig für die Pläne meiner Eltern. Ich war damals schon zielstrebig  und als ich mich dazu entschlossen habe Sängerin zu werden, habe ich das durchgezogen und mich nicht beirren lassen. Zum Glück!“

Angefangen hast du als Studiosängerin, dann folgten Alben, die sich durch eine Mischung aus Hip Hop, RnB und Balkan auszeichneten. Lässt du das gerade hinter dir oder ist das das Ausprobieren von etwas Neuem, das auch zurückführen kann?

„Es ist für mich sehr wichtig offen zu bleiben, ich möchte immer denken können: Wenn ich will kann ich jederzeit neue musikalische Wege einschlagen. Das hält mich am Ball, das erlaubt mir kreativ zu bleiben. Der rote Faden ist meine Stimme und meine Interpretation von Pop-Musik, die sich immer weiterentwickelt. Früher war es mehr Balkan, jetzt ist es mehr Elektro.“

Wie schaust du auf die Kollaborationen mit Peter Fox und Marteria zurück, die für sehr viel Aufmerksamkeit gesorgt haben?

„Wir haben uns gegenseitig geholfen. Ich habe viele sehr erfolgreiche Songs mit meiner Stimme bereichert. VonHaus am See bis ‚Kids’ und noch vielen anderen Songs. Dann war da noch unser Hit ‚Lila Wolken’, der für Yasha, Marten (Anm. d. Red. Marteria) und mich sehr überraschend kam. Wir haben sehr viel zusammen gefeiert in dieser Zeit: Nummer Eins, Platin Gläser an die Wand! Riesengeil! Und wir feiern immer noch zusammen.“           

Gerade wurde bekannt, dass du in diesem Jahr in der Popstar-Jury sein wirst. Glaubst du, dass aus einem Casting-Format wirklich eine musikalische Karriere entstehen kann?

„Ich freue mich sehr darauf – und ja, ich glaube, dass auch aus einem Casting-Format eine Karriere entstehen kann. Man muss einfach selbst eine Vision haben. Die Show ist nur das Trittbrett aber keine Garantie, es gibt sowieso keine Garantie. Genau das möchte ich den Kandidatinnen mitgeben und meine Erfahrungen als Sängerin und Songschreiberin weitertragen.“


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