Foto: WonderLAB

Nicht nur Fashionshop, sondern auch ein Inkubator: WonderLAB, eben!

Mode kann stimmig, erreichbar, nah sein. Das spürt man, wenn man Evas Marillais Modewunderland „WonderLAB“ betritt. Dieses begann in einem wunderschönen selbst renovierten Keller, in dem Eva und ihre Schwester die Teile befreundeter Designer zugänglich machten. Mittlerweile ist der Raum zu klein geworden und der Shop in die Budapester Innenstadt umgezogen. Das Konzept aber blieb. Und direkt zwischen außergewöhnlichem Schmuck, toller Kleidung und aufregenden Taschen hat sie sich Zeit genommen meine Fragen zu einem unüblichen Geschäftsmodell zu beantworten:

 

Es  macht schon Spaß deinen Shop zu betreten. Was genau ist denn deine Idee dahinter?

Ich habe angefangen, weil ich ungarische Designermode zu bezahlbaren Preisen zugänglich machen wollte. Außerdem ist meist die Lücke zwischen Designer und Konsumenten viel zu groß. Der eine entwirft und produziert sein Teil, der andere findet es im Laden und kauft es. Dabei gehen aber viel von Idee, Prozess und Styling verloren. Das finde ich schade und wollte diese Lücke wieder verkleinern.

Eva und Ildiko Marillai im WonderLAB

Wie machst du das möglich?

Mit einem Geschäftsmodell, das wohl mehr auf Gemeinschaft als auf Profit ausgerichtet ist. Aktuell haben 30 Designer ihre Stücke in meinem Geschäft. Wir teilen uns die Kosten für den Betrieb und der Erlös eines jeden verkauften Stücks geht direkt an den Designer zurück. So müssen wir keine große Marge aufschlagen und auch das Risiko sinkt für alle Parteien. Reich werde ich davon nicht, darum geht es mir aber auch nicht.

Dazu kommt, dass wir wie ein Inkubator für neue Labels funktionieren. Wenn man eine Designschule abschließt, hat man meistens keinen blassen Schimmer von betriebswirtschaftlichen Herausforderungen. Wo produziere ich wie? Wie muss ich meine Preise gestalten und was verkauft sich tatsächlich? Wir unterstützen unsere Designer dabei und vernetzen sie, damit sie sich gegenseitig helfen und Tipps geben können. Wir organisieren das Lernen über eine Facebook Gruppe, monatliche Treffen, aber auch ganz direkt im Laden. Ich kann auch mit jedem sehr direkt reden, wenn es mir gerade nicht passt, dann sage ich das auch.

Wie bekommt das der Kunde zu spüren?

Neben den günstigen Preisen haben meine Kunden vor allem direkten Zugang zu den Schöpfern der Mode. Sie können erfragen, wie eine Linie entstanden ist, was den Designer inspiriert hat und was dieser besonders liebt! Man kann sich sogar vor Ort Fashion Beratung abholen. Da entsteht ein ganz besonderes Gefühl von Verbundenheit.

Damit das funktioniert müssen aber viele Leute gut zusammenspielen. Wie wählst du deine Designer aus?

Mittlerweile habe ich eine Warteliste. Wegen des besonderen Geschäftsmodells will ich bevorzugt kleine Labels und Start-ups unterstützen. Sobald sie groß genug sind, eröffnen die Designer meist ihre eigenen Shops. Das macht mich dann besonders stolz. So erreichen wir auch ein rotierendes System und der Kunde findet neben seinen Bekanntem auch immer wieder Neues.

Es ist mir auch wichtig, dass sich die Labels nicht gegenseitig kannibalisieren. Ähnliche Konzepte vermeide ich, um ein stimmiges Bild im Laden und viele Kombinationsmöglichkeiten für meine Kunden zu schaffen. Außerdem hat niemand etwas davon, wenn die Designer auf einer kleinen Fläche miteinander konkurrieren müssen.

Du hast dafür deinen sicheren Job in der Marketingabteilung eines großen Pharmaunternehmens an den Nagel gehängt. Wann kam der Moment, als du dachtest: “Das mache ich jetzt so”?

Das ist eine schöne Geschichte. Als ich diese Entscheidung getroffen habe, hatten wir WonderLAB schon eine Weile in der Innenstadt und ich habe vormittags meinen Bürojob gehabt und mich danach noch um den Laden gekümmert. Meine Schwester hat schon Vollzeit viel im Laden geregelt, trotzdem war ich gestresst. Ich glaube schon an Wunscharmbänder und habe eines getragen, das mir helfen sollte, mein Leben wieder in Balance zu bringen. Als ich dann während meines Weihnachtsurlaubs meine ganze Zeit hier im Laden verbrachte und gerade ganz zufrieden an meinem Laptop arbeitete, fiel mir plötzlich das Band vom Handgelenk. Da wurde es mit bewusst, dass ich das hier machen will und kann. Dann habe ich meinen anderen Job sofort gekündigt. Ab Februar war ich nur noch hier.

Was ist deiner Meinung nach dein Erfolgsrezept?

Dass es bei uns um gute Zusammenarbeit, klare Kommunikation und Persönlichkeit geht. Es ist toll, wenn der Kunde eine Gemeinschaft von Modeschöpfern so nah bei sich hat. Für die Designer ist es perfekt, weil sie sich durch direktes Feedback auch sofort verbessern können. Wir erreichen so eine steile Lernkurve und können Produkte anbieten, die rundherum zusammen passen, ohne dass es künstlich wirkt.

Außerdem waren wir das erste Start-up, was bei Creative Selector, eine Plattform ähnlich Kickstarter, unterstützt wurde. Das war für unsere Bekanntheit natürlich ideal. Dazu nutzen wir Instagramm und Facebook für unsere PR und Marketing. Das bringt für uns wirklich viel!

Und was hast du in Zukunft geplant?

Ich will einen zweiten Concept Store in Budapest eröffnen. Dieser soll größer sein und neben Mode auch Kunst und vielleicht ein Cafe beherbergen. Außerdem sollen dann in dem Shop auch etabliertere Linien vertreten sein, die zu meiner eigenen Marke, INQ, passen. Damit würde der neue Shop WonderLAB perfekt ergänzen. Aber das ist erst einmal noch Zukunftsmusik.

Geometrische Mode mit einem Twist: INQ

In naher Zukunft werde ich mit INQ in Berlin sein und einen Popup Store im Bikini Berlin betreiben. Darauf freue ich mich riesig. Die Kleidung ist geometrisch, minimalistisch, hat aber immer einen kleinen Twist. Die Designer Orsolya Csík,
Lilla Demeter
und Pál Monostori
lassen sich viel von osteuropäischen Elementen inspirieren. Ich denke, dass das gut zu Berlin passt.

Ihr wollt mehr über WonderLAB wissen? Hier geht es zur Facebookseite!

Wer nicht extra nach Budapest reisen will, um Evas tolle Mode zu kaufen und sich mit ihr über Design und Business zu unterhalten, sollte demnächst im Bikini Berlin vorbei schauen. Dort ist sie gerade mit INQ in einem Pop-up Store vertreten.

Ein Kleid aus der Herbstkollektion von INQ

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