Eine neue Studie zeigt: Männer, die Frauen online drangsalieren, sind die größten Verlierer.
Wenn männlich dominierte Hierarchien gesprengt werden
Zwei Wissenschaftler haben sich das Verhalten von männlichen „Halo 3“-Spielern ganz genau angeschaut. Bei „Halo 3“ handelt es sich um einen klassischen Ego-Shooter, die „Halo“-Trilogie wurde bisher 14,5 Millionen Mal verkauft. Ihre Fragestellung: Was treibt Männer an, die online Frauen schikanieren? Ihr Ergebnis: Männer, die während des Spiels gehässige Kommentare an weibliche Mitspieler schrieben, stellten sich beim Spiel besonders schlecht an. Oder anders gesagt: Männer, die Frauen online drangsalieren, sind Verlierer.
Michael Kasumovic von der australischen University of New South Wales und Jeffrey Kuznekoff von der Miami University in Ohio stellten folgende Hypothese auf: Wenn Frauen eine bisher männlich dominierte Hierarchie sprengen, führt das zu feindseligem Verhalten jener Männer, die im Spiel besonders schlecht abschneiden und damit die größte Angst vor einem Statusverlust haben.
Um diese These zu testen, entschieden sie sich für eine Analyse von „Halo 3“, bei dem Spieler mit Informationen über das Geschlecht und die Ergebnisse anderer Spieler versorgt werden. Sie untersuchten die Kommentare, die die Spieler untereinander austauschten. Ihr Ergebnis: Männer, die im Spiel schlecht performten, verhielten sich devot und schmeichelnd gegenüber anderen Männern, die besser als sie spielten, aber ausfallend gegenüber Frauen, die ebenfalls besser performten.
Ausgleich von Statusverlust
„Wir schließen daraus, dass Männer mit geringem Status ihre Feindseligkeit gegenüber Frauen verstärken, um ihren Statusverlust zu minimieren, der dadurch entsteht, dass eine Frau die Arena betritt und die Hierarchien neu gemischt werden“, schreiben die beiden Forscher im Wissenschaftsmagazin „PLOS One“.
Andersherum verhielten sich erfolgreiche männliche Gamer mit größerer Wahrscheinlichkeit positiv und höflich gegenüber ihren weiblichen Kontrahenten, da sie in Sachen Statusverlust weniger von den Mitspielerinnen zu befürchten hatten.
Drei Eigenschaften von „Halo 3“ waren es, die das Spiel für die Forscher zu einem idealen Vergleichfeld für die Wirklichkeit machten, wie Michael Kasumovic der Washington Post berichtete: Die Anonymität während des Spiels; die Spieler begegnen sich zufällig, ihre Wege werden sich danach nie wieder kreuzen; der Männeranteil ist hoch, vergleichbar mit dem Geschlechterverhältnis im Berufsleben.
Wie ist dieses Verhalten zu erklären? Nach Ansicht der Forscher sind es evolutionsbedingte Faktoren, die bei jenen Männern wirken, die Frauen schikanieren: Männer würden oft auf aggressives Verhalten zurückgreifen, um ihren sozialen Status zu erhalten. Die Feindseligkeit von Männern mit geringem Status gegenüber Frauen könne der Versuch sein, die Leistung der Frauen zu missachten und die Störung der bisherigen Rangordnung zu unterbinden – mit dem Ziel, eigene Statusverluste zu vermeiden.
Männer, die online Frauen belästigen, sagen damit also eher etwas über sich selbst aus als über die Frauen. Komisch, dass uns das nicht wirklich überrascht.
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