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Du willst andere Menschen mitreißen? Dann brauchst du eine klare Botschaft!

Um andere Menschen für unsere Vision zu begeistern, müssen wir erstmal eine haben – eine kleine Anleitung, wie wir herausfinden, was uns wirklich antreibt.

 

Was treibt dich an?

Warum stehst du morgens auf? Worüber könntest du stundenlang reden? Wenn du frei wählen könntest, was würdest du wirklich gerne in deinem Leben erreichen?

Diese drei Fragen klingen zugegebenermaßen etwas hochgestochen und abstrakt. Denn leider leben wir in einer Welt, in der viele Menschen morgens einfach aufstehen, weil der Wecker klingelt. Was man im Leben erreichen möchte? Tja, die Rente wäre schön. Uns stehen heute mehr Möglichkeiten zur Verfügung als jemals zuvor – ein Luxus, der uns bisweilen orientierungslos durchs Leben irren lässt. Wir haben mehr Chancen als jemals zuvor, über die sozialen Medien Menschen von uns, unseren Ideen und Visionen zu begeistern. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings, dass wir uns erst einmal selbst kennenlernen. Egal, ob als Unternehmerin, Führungspersönlichkeit, Freiberuflerin, Gründerin oder als Privatperson – Menschen (und auch uns selbst) können wir nur dann für unsere Vision entflammen, wenn wir uns ihr selbst bewusst sind.

Die Antworten auf die Fragen oben findest du in deiner persönlichen Kernbotschaft, die im Idealfall wie ein Leitstern über deinem Leben schwebt. Sie sollte geeignet sein, den Satz „Ich bin geboren, um …“ zu vervollständigen. Sie verdichtet deine Lebensvision, beschreibt deine Mission und fasst deine ultimativen Lebensziele zusammen. Das können edle Ziele sein wie: „Ich möchte mit meinem Engagement die Umwelt nachhaltig schützen.“ Oder wertegetriebene Ziele wie: „Als Mutter möchte ich meine Kinder vor allem zu selbstständigen und selbstbewussten Menschen erziehen.“ Achtung: Niemals erschöpft sich eine Kernbotschaft in Zahlen-Daten-Fakten-Auflistungen a la „Im nächsten Jahr möchte ich zehn Prozent mehr Nettolohn.“ Es ist eine Haltung, die dich individuell ausmacht und aus der du die Kraft ziehst, deine Ziele zu verwirklichen.

Eine eindrucksvolle Kernbotschaft

Ein eindrucksvolles Beispiel für eine Person, die ihre Kernbotschaft sehr früh gefunden hat und mit unglaublicher Leidenschaft für sie eintritt, ist Malala Yousafzai. Mit gerade einmal 17 Jahren wurde ihr der Friedensnobelpreis verliehen und sie schilderte während einer Rede vor den Vereinten Nationen ihre Vision einer gerechten und toleranten Welt. Wenn du morgen vor der UN sprechen dürftest, was würdest du sagen? Du weißt es schon? Super, das ist deine Kernbotschaft! Falls dem nicht so ist, lade ich dich ein, diese sieben Schritte zu gehen, um zu deiner Leitstern-Botschaft zu finden:

Schritt 1: Lebensvision benennen

Ich bin mir sicher: Um deine Lebensvision zu finden, brauchst du keine komplizierten Planungstools und -strategien. Sie ist schließlich in dir! Beantworte einfach mal folgende Fragen:

– Wie wurdest du bisher zu der Person, die du bist?

– Was waren die entscheidenden Ereignisse und Personen in deinem Leben? Denk an deine Schulzeit, deine Ausbildung, dein Zuhause.

– In welche Richtung soll sich dein Leben weiterentwickeln?

 Welches Thema bewegt dich eigentlich Tag und Nacht?

Die Antworten auf diese Fragen fließen in deine Kernbotschaft ein.

Schritt 2: Ziele konkretisieren

In deiner Kernbotschafts-Pyramide kommen die Ziele direkt unter der Lebensvision. Folglich ist es unglaublich wichtig, dass du deine Ziele klar formulierst, wenn du etwas erreichen willst. Passend dazu kommt mir stets ein Auszug aus Lewis Carolls „Alice im Wunderland“ in den Sinn:

„Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?“

„Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest“, sprach die Katze.

„Ach, wohin ist mir ziemlich gleich -“, sagte Alice.

„Dann ist es auch egal, welchen Weg du einschlägst“, sagte die Katze.

Ohne klares Ziel gibt es also auch keine eindeutige Marschroute, der du folgen könntest. Deine Zielformulierung sollte daher die folgenden Aspekte unbedingt miteinschließen:

–       Zielverantwortung: Wer wird aktiv?

–       Zielinhalt: Was soll erreicht werden?

–       Zielfrist: Bis wann soll es erreicht werden?

–       Zielerfolg: Woran wird die Zielerreichung gemessen?

–       Zieleinflussgrößen: Welche Randbedingungen gilt es zu berücksichtigen?

–       Inwiefern unterscheidet sich der Zustand nach Zielerreichung von dem davor?

Schritt 3: Auf Stärken und Lebenshighlights fokussieren

Du kannst deine Kernbotschaft niemals glaubwürdig vertreten, wenn du selbst nicht an dich glaubst. Um dir noch einen kleinen extra Push zu geben, fokussiere dich vermehrt auf deine Stärken und die besonderen Highlights. Den meisten Menschen fällt es beängstigend leicht, aus dem Stegreif Dinge aufzuzählen, in denen sie nicht gut sind oder Situationen, die irgendwie schiefgelaufen sind. Aber umgekehrt? Das ist schon eine höhere Hausnummer. Schuld daran ist die übermotivierte innere Kritikerin. Schalte sie für einen Moment auf stumm und erinnere dich an deine größten Erfolge und Positiverlebnisse. So findest du heraus, was dir besonders leichtfällt, wo deine individuellen Stärken liegen und mithilfe welcher Fähigkeiten du welche Situationen gewinnbringend für dich nutzen könntest.

Schritt 4: Kompetenzanalyse

Auch bei den Kompetenzen neigen wir dazu, unser eigenes Licht unter den Scheffel zu stellen. Wir sind schlicht nicht in der Lage, uns selbst annähernd objektiv zu betrachten. Nicht weiter tragisch – lass es deshalb jemand anderen tun! Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen, Führungskräfte, aber auch Kund*innen haben einen unverfälschteren Blick auf dich. Auch ein*e externe*r Coach*in ist für diese Stufe deiner Kernbotschafts-Pyramide mitunter wertvoll. In diesem Schritt sollte das Augenmerk auf folgende Fragen gerichtet werden:

–       Über welche spezifischen Fachkompetenzen verfügst du?

–       Gibt es methodisch-strategische Kompetenzen, die bei dir besonders ausgeprägt sind?

–       Was ist mit deinem EQ, also deiner emotionalen Intelligenz?

Am Ende hast du im Idealfall ein komplettes 360-Grad-Feedback, das dir den Rücken stärkt.

Schritt 5: Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsgrad feststellen

Vertrauen andere Menschen dir? Und wenn ja, warum? Komische Fragen? Eigentlich nicht. Denn nur Menschen, denen wir vertrauen, folgen wir mit Begeisterung. Nur mit diesen Menschen umgeben wir uns gerne. Und in Zeiten, in denen in sozialen Medien immer mal geschönt und retuschiert wird und Hashtags wie #fürmehrrealität nötig sind, sind Vertrauen und Glaubwürdigkeit noch kostbarere Güter. Frag deine besten Freund*innen nach ihrer ehrlichen Meinung: Wo kannst du eventuell noch nachbessern?

Schritt 6: Sei SMART

Die SMART-Formel ist mit Sicherheit kein Neuland für dich. Und genau so, wie du relevante KPIs und Unternehmensziele danach festlegst, kannst du auch deine Kernbotschaft an ihr ausrichten. Schließlich sollst du später in der Lage sein, deine Botschaft konzentriert in einem Satz auf den Punkt zu bringen:

Spezifisch: Formulier klar, einfach und verständlich. Eine kryptische Kernbotschaft bringt dich nicht weiter.

Messbar: Vermutlich möchtest du mit deiner Kernbotschaft einen Effekt haben, der irgendwo qualitativ oder quantitativ messbar ist.

Attraktiv: Das Ziel hinter deiner Kernbotschaft sollte nicht alltäglich sein, aber gleichzeitig möglichst viele Menschen berühren, denn die willst du ja für dein Ziel begeistern. Es muss nicht immer der Weltfrieden sein, aber eine Gehaltserhöhung für dich allein ist es eben auch nicht. Die Anpassung der Löhne in deiner Branche hingegen (gerechte Arbeit, gerechte Gehälter) kommt dem Ganzen schon näher.

Realistisch: Hast du alle Ressourcen zur Verfügung, die du zur Zielerreichung brauchst?

Tat: Eigentlich steht das „t“ für terminieren. Hier geht es aber noch nicht darum, ins Ziel zu schießen, sondern erst einmal loszugehen. Du willst möglichst viele Menschen ins Tun bringen – deswegen braucht deine Kernbotschaft Handlungsimpulse, die du selbst und andere aufgreifen können.

Schritt 7: Stolpersteine umgehen

Du hast es geschafft! Ziele gefunden, Kompetenzen gecheckt, smart formuliert. Damit dir auf den letzten Metern nicht doch noch ein Stock in die Speichen gerät, verrate ich dir zum Schluss noch ein paar Stolpersteine bei der Formulierung deiner Kernbotschaft, die du lieber weitläufig umfahren solltest:

– Keine Emotionen: Um so richtig zu begeistern und mitzureißen, brauchst du immer zuerst Gefühle und dann Rationalität. Versuch das emotionale „Warum“ und „Wozu“ mit in deine Botschaft aufzunehmen und die Menschen vor allem emotional abzuholen. Was dabei hilft, sind Bilder: Kannst du dir deine Kernbotschaft als Hollywood-Blockbuster vorstellen?

– Negationen: Eine Kernbotschaft darf nicht langweilig sein und sie darf vor allem nicht abschrecken. Eine Botschaft, die Menschen zum Nachteil gereicht, kann niemals ein leuchtender Polarstern sein. Etwas wie: „Ich will alle Mitbewerber*innen vom Markt fegen“ kannst du also gerne denken, aber nicht in deine Kernbotschaft einfließen lassen.

Nun bist du gerüstet und bereit: Finde deine Botschaft und reiß alle anderen mit!


 Anke Nienkerke-Springers Buch „Personal Branding durch Fokussierung: In zehn Schritten zur einzigartigen Persönlichkeit“ ist 2018 im Gabal-Verlag erschienen.


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