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Chicago schreibt Geschichte

Mit Lori Lightfoot übernimmt zum ersten Mal in der drittgrößten Stadt in den USA eine afroamerikanische Frau den Sitz des Bürgermeisters. Die ehemalige Staatsanwältin will nicht nur die Lebensbedingungen der Bevölkerung im Süden und Westen der Stadt verbessern, sie bekennt sich auch offen zu ihrer Homosexualität.

 

Die Demokratin Lori Lightfoot die Stichwahl gegen ihre ParteikolleginToni Preckwinkle gewonnen, so lautet die Nachrichtenzeile vieler Medien am heutigen Tag. Eine Frau lenkt ab Mai 2019 die Geschicke der Stadt mit den meisten Morden in den USA. Was ist so bemerkenswert an dieser Wahl?

Beiden Frauen gelang es, den gläsernen Deckel zu durchbrechen und sich gegen die männlichen Mitbewerber für das Spitzenamt in der Lokalpolitik durchzusetzen. Beide Frauen sind Afroamerikanerinnen, Mitglieder der Demokratischen Partei und es gibt nocht einen gravierenden Unterschied: Lori Lightfoot bekennt sich offen zu ihrer Homosexualität und ihrer Lebenspartnerin.

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Chicago glänzt am Ufer des Michigan Sees mit Bürohochhäusern, eleganten Boulevards und Shoppingmalls.

Im ersten Wahlgang für das Amt des Bürgermeisters lieferten sich die Beiden ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Sie waren beide als Außenseiter unter den 14 Kandidaten gestartet und verwiesen den vermeintlichen Favoriten William Daley, früherer Stabschef von Expräsident Barack Obama, auf den dritten Platz.

Chicago leidet unter Gangs, Waffengewalt und Drogenkonsum

Chicago gilt immer noch als gefährliche Stadt, 2018 wurde 561 Menschen in der 2,7-Millionen-Metropole ermordert. New York und Los Angeles kommen gemeinsam auf ungefähr diese Anzahl von Mordopfern pro Jahr.

Entscheidend für den Sieg der 56-jährigen Lori Lightfoot gilt ihre bisherige Arbeit in der Polizeiverwaltung und deren Reform. Seit 2015 war sie Vorsitzende des “Chicago Police Boards” eines Gremiuns von Zivilisten das bei Diszipliarverfahren gegen Polisten eingebunden wird. Auch als Staatsanwältin hat die kämperische Lightfoot, die immer eine Stimme der afroamerikanischen Bevölkerung sein will, sich gegen Korruption und Politikerfilz ermittelt und erfolgreich durchgesetzt.

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Problemzonen sind die mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Viertel im Westen und Süden der Stadt. Die vormalige First Lady Michelle Obama ist ein Kind der Southside of Chicago.

Mit Lori Lightfoot ist die erste afroamerikansiche Frau, die sich als homosexuell outet und sich offen zu ihrer Lebensgefährtin bekennt, Bürgermeisterin der drittgrößten Stadt der USA geworden. Sie übernimmt eine Millionenmetropole, die mit großen Problemen (Waffen, Gewalt, Korruption) kämpft. Die Wahl Lightfoots setzt ein Zeichen für die neue Stimmung im Land: Kein Vertrauen mehr in das Establishment, aber aufgeschlossen sein gegenüber Andersfarbigen und Andersdenkenden. 

Nur wenige Frauen finden Platz auf dem Stuhl des Bürgermeisters

Seit 1837 gab es erst eine Frau und den Afroamerikaner Harold Lee Washington auf dem Chefsessel des Bürgermeisters in Chicago. Harold Lee Washington (geb. 15.4.1922 in Chicago) war von 1983 bis zu seinem Tod am 25. November 1987 Bürgermeister. New York und Los Angeles haben bis heute noch keinen weiblichen Bürgermeister gehabt, aber 1983 wurde Tom Bradley in Los Angeles und 1989 David Dinkins in New York als Afroamerikaner in das höchste Amt der Städte gewählt.

In der weiblichen Hand von Catherine Pugh liegt seit 2016 die Stadtverwaltung von Baltimore und Keisha Lance Bottoms ist seit 2017 Bürgermeisterin von Atlanta.

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