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Das große Revival: Mehr Zuverlässigkeit für 2017

Zuverlässigkeit – wünscht sicher jeder Arbeitgeber von seinen Mitarbeitern, steht in fast jeder Traumpartner-Beschreibung und ist in zwischenmenschlichen Beziehungen sowieso unabdingbar. Doch warum ist es dann gar nicht mehr so einfach, diese Tugend heutzutage in den Menschen zu finden? Sitzt der Schuldige vielleicht sogar in Ihrer Handtasche oder Hosentasche?

 

„Komme 20 Minuten später.“

Das kennen Sie garantiert: Sie sind mit einer Freundin vor einem Restaurant verabredet und freuen sich schon total auf den gemeinsamen Abend. Deshalb sind Sie auch ganz gewissenhaft fünf Minuten früher am Treffpunkt – und warten und warten und warten. Und dann, ganz plötzlich, kommt diese WhatsApp-Nachricht. 

 
Toll! Da stehen Sie nun wie bestellt und nicht abgeholt. Sie überlegen vielleicht noch kurz, ob Sie schon reingehen sollen. Doch der Gedanke daran, allein in ein Weinglas starren zu müssen, ist dann doch nicht so verlockend. Also warten Sie die komplette Zeit in der eisigen Kälte vor der Tür. 

Der Start in einen gelungenen Abend sieht wahrhaftig anders aus – der fehlenden Zuverlässigkeit sei Dank. 

Das verflixte Smartphone …

Ich habe mich deshalb gefragt, ob die neuen Kommunikationsformate daran schuld sind, dass irgendwie nichts mehr verbindlich und die Tugend der Verlässlichkeit so in Vergessenheit geraten ist. Wie war es denn früher ohne Smartphone, WhatsApp, Facebook und Co.? Da haben Sie sich über das Festnetz für eine bestimmte Uhrzeit an einem genau definierten Ort verabredet und waren dann auch pünktlich dort. Und so lange sind diese „alten Zeiten“ nun auch wieder nicht her. 
Es ist schon faszinierend. Mittlerweile verabreden sich Jugendliche für ein Zeitfenster in der Stadt, eine halbe Stunde vorher wird nochmal gesimst und Ort und Zeit näher eingrenzt, bis sie dann nochmal ganz lässig schreiben: „Bin jetzt da, stehe vor dem Kino.“ Ja, wo denn sonst, wenn Sie zum Kinobesuch verabredet sind?

Zuverlässigkeit – Ihre eigene Entscheidung

Woher kommt das? So vage und unzuverlässig können Menschen doch im Job auch nicht sein. Wobei … eine Freundin hat mir einmal von der Odyssee mit ihrem Handwerker erzählt: Die Heizung war kaputt. Für den vereinbarten Termin mit dem Heizungsbauer hatte sie sich extra beim Chef einen freien Tag erkämpft. Aber der Handwerker kam nicht und auch bei der zweiten Verabredung am Folgetag war er zwei Stunden zu spät.
Das will mir echt nicht in den Kopf. Warum versprechen Menschen etwas, wenn sie es nicht einhalten können? Es ist doch ein Leichtes, um Bedenkzeit zu bitten, bevor jemand eine Zusage tätigt, oder ganz klar zu sagen: „Es tut mir leid, ich kann das nicht übernehmen.“ 
Wie handhaben Sie das? Sind Sie jemand, der sofort seine Hilfe beim Umzug anbietet und dann kurz vorher feststellt, dass es ganz plötzlich eine Terminkollision gibt? Oder sagen Sie nur zu, wenn Sie bewusst darüber nachgedacht und auch nochmal Ihren Terminkalender gecheckt haben? Wie zuverlässig und verbindlich Sie sein wollen, entscheiden Sie nämlich selbst.

Verlässlichkeit schenken, Vertrauen ernten

Aber schon Kleinigkeiten machen den Unterschied im Miteinander und zeigen den Charakter eines Menschen: Ob Brötchen mitbringen, beim Arzt das Rezept abholen oder einfach nur mal wieder anrufen – wenn Sie jemandem etwas zusagen, will sich Ihr Gegenüber auch darauf verlassen können und richtet sich ja entsprechend ein. Als zuverlässiger Mensch ernten Sie dann nicht nur den Dank. Nein, noch viel besser: Ihre Mitmenschen bringen Ihnen Vertrauen entgegen. Außerdem fällt die Notwendigkeit weg, dass Ihr Umfeld Sie „kontrolliert“ („Also nur noch mal zur Sicherheit: um acht am Restaurant, ja? Schaffst du’s?“).
Natürlich kann ein mit Verspätung gestarteter Abend im Restaurant, im Kino oder auf der Couch der Freundin dann auch trotz der Startschwierigkeiten total schön werden. Aber vielleicht wäre das für jeden von uns ein guter Vorsatz fürs neue Jahr: mehr Verlässlichkeit. 
Es wäre schön, wenn diese Tugend 2017 ein Revival erfährt und wieder so richtig auflebt. Machen Sie mit?

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