„Ob sich die Menschen immer schon gelangweilt haben oder nicht, ist ungewiss. Gewiss ist aber, dass Langeweile in der abendländischen Kultur erst zu Beginn der Neuzeit zu einem Gegenstand des Nachdenkens geworden ist.“
So beginnt das Buch Langeweile in dem Blaise Pascal über die Völlige Untätigkeit, Immanuel Kant über die Anekelung der eigenen Existenz aus Leerheit des Gemüts und Arthur Schopenhauer über das Leben zwischen Schmerz und Langeweile schreibt. Doch es findet sich auch Johann Wolfgang von Goethe der in der Unerlässliche Langweile die Mutter der Musen sieht oder Walter Benjamin der in ihr, die Schwelle zu großen Taten erkennt.
„Das philosophische Interesse an der existenziellen Langeweile gilt unter anderem ihrer anthropologischen Dimension, an die sich verschiedene Fragen knüpfen“, schreiben Renate Breuninger und Gregor Schiemann in Ihrer Einleitung:
„Handelt es sich um ein spezifisches menschliches Merkmal oder tritt existenzielle Langeweile im Ansatz schon bei Tieren auf?
Muss für den Menschen von einer kaum wandelbaren Bestimmung ausgegangen werden, so dass es wenig Erfolg verspricht, der existenziellen Langeweile entgehen zu wollen, es vielmehr darauf ankommt, sich mit ihr ins Verhältnis zu setzen?
Oder ist Langeweile ein Phänomen der Moderne, dessen Auftreten aktuell zunimmt?
Hängt sie von den Lebensumständen ab, mit denen sie sich verändert und auch wieder zum Verschwinden gebracht werden kann?“
Ganz anders als die Muße, die immer positiv konnotiert wird – da sie zum einen selbstbestimmt ist und zum anderen in der Wurzel auch Gelegenheiten und Möglichkeiten beinhaltet, wird Langeweile oft als unangenehmes Gefühl empfunden, u.a. dadurch, dass sie durch äußere Umstände erzwungen wird. Doch anders als die Trägheit des Herzens (Acedia) oder der Lebensüberdruss (Taedium vitae – siehe z.B. Die Leiden des jungen Werthers) ist sie nur von vorübergehender Dauer…
Nina Schmid, Juni 2017