Die Gedächtnissportlerin Christiane Stenger über die Frage, wie man sein Gehirn trainiert und was Führungskräfte davon haben.
Gehirntraining für Anfänger
Christiane Stenger ist mehrfache Juniorenweltmeisterin im Gedächtnissport. Sie hat mehrere Bücher über Gedächtnistraining veröffentlicht und arbeitet zudem als TV-Moderatorin. Mit unserem Partner Partner Capital hat sie darüber gesprochen, wie jeder sein Gedächtnis trainieren kann, warum man dafür nicht gut in Mathe sein muss und warum sie trotz Hochbegabung fast in der siebten Klasse sitzengeblieben wäre.
Frau Stenger, haben Sie schon einmal einen Namen vergessen?
„Also ich kann mir nicht alles merken, wenn Sie darauf hinaus wollen… Ich bin eigentlich eher faul.”
Sie haben allerdings bereits mit 16 Ihr Abitur gemacht…
„Ja, das stimmt. Aber ich bin nicht immer gern in die Schule gegangen. In der zweiten Klasse habe ich mir ständig Schmerzen und Krankheiten eingebildet. Nach lauter Arztbesuchen haben wir schließlich einen Intelligenztest gemacht. Dann war klar: Ich war einfach unterfordert.”
Wie hoch war ihr IQ in dem Test?
Der lag bei 145. Aber diese IQ-Zahlen sollte man nicht zu ernst nehmen…
Auf jeden Fall sind sie damit hochbegabt. Trotzdem wären sie in der siebten Klasse fast sitzengeblieben…
Ja. In Mathe und Latein hatte ich eine Fünf. Ich hatte keine Lust auf Schule und immer schlechtere Noten. Gottseidank hatte ich neben der Schule den Gedächtnissport entdeckt. Das hat mich gerettet.
Sie sind mehrfache Juniorenweltmeisterin darin geworden. Wie muss man sich so einen Wettbewerb vorstellen: Ist das wie eine Fußball-WM nur mir Zahlen?
„Es gibt verschiedene Disziplinen, in denen man sich misst. Aber die Leute sind sehr entspannt. Es war immer sehr lustig, man verbringt viel Zeit zusammen.”
Also ein Turnier der Super-Genies…
„Das tolle ist ja: Im Prinzip kann jeder diese Techniken erlernen. Jeder kann sein Gehirn trainieren.”
Man muss nicht besonders intelligent dafür sein?
„Man muss es einfach üben, das ist wie Sport, nur fürs Gehirn.”
Wie sehen solche Techniken denn aus?
„Im Prinzip ordnet man den Ziffern einfach Bilder zu. Zum Beispiel indem sie Zahlen in Bilder umwandeln und diese mit Möbeln hier im Raum verbinden und dann einfach eine Route vorstellen: von der Tür zum Sofa, vom Sofa zum Tisch und so weiter…”
Das klingt etwas umständlich…
„Der Trick ist, dass man Neues mit Bekanntem verknüpft. Und dass es Spaß macht. Je kreativer desto besser. Anderes Beispiel: Sie nehmen einen Baum, der sieht aus wie eine 1, ein Schaf mit vier Beinen für die 4, einen Schwan für die 2. Und dann denken Sie sich eine lustige Geschichte damit aus…”
Und das funktioniert?
„Definitiv. So kann man sich auch lange Zahlenreihen merken. Man behält die Dinge auch viel länger. Außerdem macht es plötzlich viel mehr Spaß. Das ist besonders gut, wenn man eher faul ist.”
In der Wirtschaft hat man ständig mit Zahlen zu tun. Können Manager durch solche Techniken effizienter werden?
„Na klar. Man kann sich damit super für Präsentationen vorbereiten, wichtige Zahlen aus Unterlagen schneller einprägen oder bei Konferenzen besser Namen und Gesichter merken.”
Wirtschaftsthemen sind ja oft komplex. Sollte man also im Wirtschaftskontext generell viel mehr mit Visualisierungen arbeiten, statt trockene Geschäftsberichte mit vielen Zahlen zu drucken?
„Bilder helfen definitiv. Wenn wir Dinge spannend finden, merken wir sie uns besser. Man sollte da ruhig spielerischer rangehen.”
Also sollten Banken ihre Zahlentabellen mit Schwänen und Schafen versehen?
„Naja, das ginge vielleicht etwas zu weit. Aber für Banker sind solche Techniken auf jeden Fall hilfreich.”
Und das kann wirklich jeder lernen, egal in welchem Alter?
„Ja, jeder kann sich Bilder vorstellen. Das funktioniert, egal ob jung oder alt, ob eher mathematisch oder eher sprachlich begabt.”
HINWEIS: Die Veröffentlichung des Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Capital – Das Online-Portal des Wirtschaftsmagazins Capital mit Reportagen, Analysen, Kommentaren aus der Welt der Wirtschaft und der persönlichen Finanzen.
Mehr auf EDITION F
Warum es ohne Meerings besser geht. Weiterlesen
Working out when life gets busy. Weiterlesen
5 Gründe warum wir 2015 alle mit dem Joggen beginnen sollten – und wie es gelingt. Weiterlesen