Foto: Ostrich Pillow

Fünf Aufwach-Ideen für das Mittagstief

Um Punkt 12 Uhr ein fettiges Schnitzel in der Kantine und die immer gleichen Gespräche mit den Kollegen? Es geht auch anders: Mit diesen Ideen.

 

1. Chopin zum Mittag

Als der Pianist die ersten Töne der Klaviersonate Nr.3 von Chopin spielt, lehne ich mich zurück und atme tief aus. Noch vor einer halben Stunde hatte ich in einer Telefonkonferenz mit acht Leuten festgesteckt, die allesamt munter durcheinander plapperten. Nun ist Mittagspause – und ich sitze im Foyer der Berliner Philharmonie beim Lunchkonzert. Der Eintritt zu der kurzen Veranstaltung ist frei, dementsprechend viele Menschen sind gekommen: aus Platzmangel stehen sie an die Wand gelehnt, sitzen auf den Treppenstufen oder einfach auf dem Steinfußboden. Männer in Anzügen und Frauen auf hochhackigen Schuhen lassen darauf schließen, dass die Nähe der Philharmonie zu den Bürotürmen des Potsdamer Platzes ihre gewünschte Wirkung hat; aber auch ältere Menschen, Touristen sowie Familien mit jungen Kindern sind gekommen. Für den Mittagshunger serviert ein Catering bis kurz vor Beginn des Konzerts Essen und Getränke. Als der Pianist sich am Ende seines Auftritts vor dem klatschenden Publikum verbeugt, habe ich mich erfolgreich für eine Dreiviertelstunde aus dem Alltag ausgeklinkt und den Kopf wieder frei. Lunchkonzerte gibt es übrigens auch in Köln.

2. Tanz dich glücklich

Laute Musik als Ausgleich zu monotonem Tastaturgeklapper ist definitiv eine gute Sache – warum also das Großraumbüro nicht für ein Stündchen gegen eine Disko eintauschen? Mitten am Tag zum Tanzen in einen Club gehen, ist zwar zumindest in Berlin nichts ungewöhnliches, doch das Konzept des Lunch Beat wirkt auf mich dennoch ausgefallen: Es war eine Gruppe tanzwütiger Schweden, die es vor zwei Jahren als Alternative zu den weit verbreiteten After Work Parties nach Berlin importierten. Doch so gut die Idee ist, die Resonanz war mager. Zu wenige Menschen kamen in den Prenzlauer Berg, um dort bei frischen Smoothies und kleinem Buffett über die Tanzfläche zu hüpfen. Momentan liegt die Veranstaltungsreihe auf Eis – doch sicher nicht lange. In der Zwischenzeit: Einfach das Büro umfunktionieren.

3. Links, Rechts, Tap

Beim Gedanken an meine Erfahrungen in der Tanzschule, werden eher unangenehme Erinnerungen wach: schwitzige Hände, unüberbrückbare Größenunterschiede und chronischer Mangel an männlichen Tanzpartnern. Bekam man zufällig doch einen Jungen zugeteilt, hatte man dessen meist überproportional große Füße schnell auf dein eigenen Zehen stehen. Will ich das wirklich nochmal erleben – und dann auch noch in meiner wertvollen Mittagspause? Ich probiere es aus. Eine Stunde Tango Argentino im Tanzstudio bringt wider Erwarten keine alten Traumata ans Licht. Im Gegenteil: Die Leidenschaft, mit der dieser Tanz zelebriert wird, bewirkt nicht nur, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes aufrechter durchs Leben gehe, sondern auch wahre Wunder für meine Kreativität – und lässt sogar die Kalkulationstabelle, die im Büro auf mich wartet, kinderleicht wirken.

4. Lunch Yoga

Mindestens einmal die Stunde sollte man aufstehen, ein wenig durch das Büro schlendern oder ein paar Stockwerke Treppen steigen – doch oft kommt die Bewegung während der Arbeitszeit viel zu kurz. Folglich knackt es leise in meinen Knien und Ellenbogen, als ich mich beim Lunch Yoga in die Position des Kriegers stelle und die Arme zur Decke strecke. Damit bin ich zum Glück nicht allein: Wer sich für die Dreiviertelstunde entspannender Asanas entschließt, gehört in den meisten Fällen zu den Schreibtischtätern mit eingerosteten Gliedern. So hilft mir die Kurzversion der Yoga-Stunde nicht nur, meine steifen Gelenke geschmeidig zu machen und insgesamt zu entspannen, sondern auch, auf neue Ideen zu kommen. Denn sehen die Dinge nicht gleich ganz anders aus, wenn man die Welt aus der Position des „Herabschauenden Hundes“ betrachtet?

5. Power Nap

Doch seien wir ehrlich: Wenn sich das Mittagstief anfühlt als sei man mit einer Abrissbirne kollidiert, dann helfen weder Spaziergang noch eine weitere Ladung Koffein. Ein Mittagsschläfchen müsste man jetzt halten können – doch setzt man die Schlafbrille auf und legt die Füße auf den Tisch, sind einem überraschte Blicke der Kollegen sicher. Während in Japan und den USA ein Power Nap schon fest in der Unternehmenskultur integriert ist, wird der Kurzschlaf bei uns sehr zögerlich aufgenommen. Dabei gibt es bereits die passenden Accessoires zu kaufen: Wer sich das in Großbritannien entwickelte Ostrich Pillow wie eine wattierte Taucherglocke mit Atemlöchern über den Kopf zieht, sieht zwar etwas beknackt aus, bekommt aber von den Geräuschen im Büro garantiert nichts mehr mit. Schon 15 bis 20 Minuten später ist man wieder fit – und hat sogar noch genügend Zeit, die durch das Straußenkissen verwuschelte Frisur zu richten.

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