Foto: Mattel

Gründerin: Barbie hat einen neuen Beruf

Mattel widmet 2014 selbstständigen Frauen. Kann die Entrepreneur-Barbie für Mädchen ein Vorbild sein?

 

Ist Barbie böse?

Die beliebteste Puppe der Welt hat nicht nur Freundinnen: Als 2013 in Berlin das „Barbie Dreamhouse” eröffnete, protestierten Femen und andere Gruppen vor dem überdimensionalen Puppenhaus, das die pinke Plastikwelt für echte Menschen begehbar machte. In Diskussionen über Esstörungen und den Berufswunsch Model fällt ihr Name häufig zuerst: Es liegt an Barbie, dass Mädchenträume noch immer rosa sind und um schlanke Taillen kreisen, statt um große Ideen.

Die neuste Barbie trägt wieder einmal ein pinkes Kleid und sorgt dennoch besonders unter berufstätigen Frauen für Diskussionen. Der Hersteller Mattel hat die Entrepreneurin zur „Official Career of the Year” bestimmt und für die Vermarktung der Puppe echte amerikanische Gründerinnen gewonnen, die erklären, dass die neue Business-Barbie Vorbild für Mädchen sein kann. Dass Barbie selbstbewusst in die Berufswelt tritt, ist dabei keinesfalls neu.

Pionierin der Berufswelt

Denn Barbie ist schon seit Jahrzehnten mehr als eine Miniaturfrau mit unnatürlichen Maßen: Schon wenige Jahre nach ihrer Vorstellung auf der „American Toy Fair” 1959 schlug die Puppe einen außergewöhnlichen Karriereweg ein, der immer wieder in Männerdomänen eindrang und ihren lebenden Kolleginnen oft weit voraus war. In jedem Jahr lebt Barbie Mädchen und Fans seitdem mindestens einen neuen Beruf vor: „Career Girl“ war es 1963, schon zwei Jahre später wurde sie das erste Mal Astronautin – noch vor den ersten Menschen auf dem Mond. 1973 konnte sie im Kinderzimmer als Chirurgin Leben retten, 1990 flog sie als Pilotin der Air Force.

„Dream big” galt für die langbeinige Plastikfrau schon seit den frühen Neunzigern in den Bereichen, die für Frauen noch immer am wenigsten durchlässig sind: 1992 durchbrach Barbie die gläserne Decke und rückte im pinken Kostüm an die Spitze eines Unternehmens. Im gleichen Jahr kandidierte sie ebenfalls das erste Mal als amerikanische Präsidentin. Seitdem hat Mattel mehr weibliche Kandidatinnen ins Rennen geschickt als Republikaner und Demokraten: 2004, 2008 und 2012 hatten Kinder die Möglichkeit sich mit einem politischen Role Model das Zimmer zu teilen: mit sowohl einer schwarzen, einer asiatischen, einer hispanischen und einer weißen Präsidentschaftskandidatin. Die Merkel-Barbie, die Mattel 2009 vorstellte, war jedoch nur eine Ehrenanfertigung und ging nie in den Verkauf. 

Gründerinnen sehen in Barbie ein Vorbild

Reshma Saujani, Gründerin von „Girls who code” und erste Frau indischer Abstammung, die für den amerikanischen Kongress kandidierte, erinnert sich im Gespräch mit TechCrunch daran, wie sie es empfand, dass Barbiepuppen schon früh ethnische Diversität widerspiegelten: „In den 80ern gab es keine Puppen, die wie wir aussahen. Als dann es dann die erste Barbie im Sari gab, war das einfach toll.” Sie hat das Buch „Women Who Don’t Wait in Line” geschrieben und engagiert sich nun als „Chief Inspiration Officer” in der Mattel-Kampagne, weil sie in der Puppe eine Vorbildfunktion sieht. „Man kann nicht sein, was man nicht sehen kann”, sagt Saujani. Nur Ermuting, jede Körperform zu lieben, finden Mädchen bei Barbie bis heute nicht. 

Deborah Jackson von Plum Alley, einer Plattform, die Frauen unterstützt das nötige Kapital für ihre Geschäftsidee zu sammeln, glaubt daran, dass die Barbie mehr als nur Mädchen erreichen wird: „Auch Väter und Jungen sehen so, was weibliche Entrepreneure tun können.” Die Frage ist nur, ob die Barbie-Gründerinnen-Kollektion tatsächlich Mädchen erreicht. Auf den ersten Blick ist nur schwer erkennbar, dass die Puppen „Serious Business” spielen wollen. Ein kurzes pinkes Kleid und ein iPad machen noch keine Geschäftsfrau. Die Entrepreneur-Barbie wird pädagogische Begleitung durch Ältere brauchen, um in Mädchen Gründergeist zu wecken. Vielleicht besitzt die größere Schwester ja schon die Programmierer-Barbie, die Mattel 2010 produzierte. Noch sind nur knapp über zehn Prozent der Programmiererinnen im Silicon Valley weiblich, doch bis die Mädchen von 2010 als Coderinnen ins Startups gehen könnten, dauert es auch noch ein wenig.

Berufsorientierung von Mädchen unterstützen

Es wäre ein Fehler, die Barbie als einzelnes Instrument zu sehen, dass die nächste Generation Gründer motivieren soll. Mädchen ernst zu nehmen und in ihren Träumen zu unterstützen, muss von Familien, Bildungseinrichtungen und Medien gleichermaßen geleistet werden. Zusätzlich zur Barbie kann man einem Mädchen daher weiteres Spielzeug schenken, was sie zu Kreativität ermutigt und ihnen Gelegenheiten geben, Gründerinnen bei der Arbeit zu begleiten und technisches Wissen zu erwerben.

Vorwerfen kann man Spielzeughersteller Matell jedenfalls nicht, dass er Mädchen in stereotype weibliche Berufswege dränge. Die Barbies der letzten Jahrzehnte geben Kinder breite Wahlmöglichkeiten und bieten ihnen zudem mehr als Karrieren, die Hochschulabschlüsse voraussetzen: Feuerwehrfrau, McDonalds-Kassiererin oder Rapperin – Mädchen finden zu nahezu jedem Berufswunsch ein Vorbild in Puppengestalt, das sie in ihre Fantasiewelten einbauen können. 

Die Präsidentschaftswahl 2016 wird dann beantworten, wie lange es vom Vorbild in die Wirklichkeit braucht. Sollte Hillary Clinton 2016 die erste amerikanische Präsidentin werden, folgt sie 24 Jahre später auf ihre Vorreiterin Barbie.

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