Kitchenstories heißt das Startup von Verena Hubertz und Mengting Gao. Rezepte mit Liebe. Ein Gespräch über Investoren, die Kochliebe und Bürorezepte.
Mengting, ihr habt zu zweit gegründet und kennt euch aus dem Studium, wieso der Schritt zum gemeinsamen Unternehmen?
Mengting: „Wir haben während unseres Studiums gerne zusammen gekocht, wurden allerdings bei der Rezeptsuche immer wieder vom Angebot und der Nutzerfreundlichkeit enttäuscht. Ausgehend von unserer gemeinsamen Hingabe für gutes Essen ergab sich dann die perfekte Möglichkeit, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen, und die meist männerdominierte Berliner Startup-Szene aufzumischen. Es kam für uns nicht in Frage nach dem Studium beispielsweise in einem Konzern oder in der Unternehmensberatung anzufangen, da wir dort immer das Gefühl hatten, erst einmal nichts bewegen zu können. Wir wollten daher etwas Eigenes aufbauen und den Markt für digitale Kochrezepte mit der ersten video-basierten und designorientierten Koch-App neu aufrollen.“
Hattet ihr auch einmal Sorge, dass es zwischen euch nicht klappen wird? Und was war der absolute Tiefpunkt?
Verena: „Um ehrlich zu sein haben wir uns darüber noch keine Sorgen gemacht. Wir wissen, dass wir uns absolut aufeinander verlassen können. Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, muss es selbstverständlich auch menschlich passen. Wir ergänzen uns sehr gut und haben die Geschäftsbereiche auch klar aufgeteilt. Mengting ist zuständig für die Produktentwicklung und das Marketing. Ich kümmere sich um die B2B-Kooperationen, um das Thema HR und die Finanzen. Ein Dämpfer waren die anfänglichen Vorurteile. Unsere Idee „noch“ eine Koch-App auf den Markt zu bringen, wurde häufig belächelt. Dennoch haben wir immer an unser Konzept geglaubt und uns nicht beirren lassen.“
Ihr seid im Februar 2014 gestartet, zu einer Zeit in der es Kochseiten schon massig gab, was wolltet ihr anders machen?
Verena: „Wir stellten damals fest, dass vor allem Koch-Communities mit nutzergenerierten Inhalten den Markt dominieren. Die dortigen Bilder sind meist unansehnlich; die Rezepttexte lang und unstrukturiert. Es war uns wichtig, eine App zu entwickeln, die Nutzerfreundlichkeit und Design vereint. Die Rezeptvideos dienen der Kochinspiration und werden durch Schritt-für-Schritt-Bilder und Küchentricks ergänzt. Wir möchten sowohl Kochneulingen als auch erprobten Köchen alles bieten, was sie zum einfachen Nachkochen brauchen. So bieten wir neben den Rezepten auch Weinempfehlungen und Küchentricks. Außerdem stellen wir exklusive Rezepte vor, die eigens von ausgewählten Profiköchen wie zum Beispiel den zweifachen Berliner Sterneköchen Tim Raue und Christian Lohse konzipiert wurden.“
Habt ihr ein Vorbild?
Mengting: „Ein Vorbild im eigentlichen Sinne haben wir nicht. Es gibt zwar viele Food-Seiten im Internet, die uns gut gefallen, allerdings haben wir immer nach einem zeitgemäßen und zugleich videobasierten Format gesucht. Hier haben wir eine Marktlücke gesehen.“
In den ersten Monaten hattet ihr keine Investoren, wie habt ihr euch finanziert?
Menting: „Wir haben immer an die Idee geglaubt und zunächst mit unserem eigenen Geld losgelegt. Später haben wir noch ein kleines Angel-Funding mit reingenommen, allerdings bis zum Launch gebootstrapped. Zusätzlich konnten wir über Produktplatzierungen bereits vor Launch Umsatz generieren und uns auf diese Weise refinanzieren.“
Wie habt ihr dann doch Investoren gewonnen und entschieden, von wem ihr überhaupt Geld nehmen wollt?
Verena: „Nachdem die App live war, konnten wir mit einem greifbaren Produkt zeigen, worum es uns geht. In unserem Ansatz wurden wir dann auch von Apple bestärkt, da wir kurz nach Launch in mehr als 20 Ländern als „Best New App“ ausgezeichnet wurden. So konnten wir bereits sehr früh signifikante Downloads generieren und Traction zeigen. Nach dem erfolgreichen Launch haben wir dann aktiv potenzielle Investoren angesprochen. Auf der anderen Seite sind auch Investoren, die uns im App Store entdeckt haben, auf uns zugekommen.“
Menting: „Bei der Auswahl der Investoren war es uns sehr wichtig, dass diese sowohl eine bestimmte Expertise mitbringen als auch von ihrer Mentalität zu uns passen. Wir haben Investoren gesucht, die unsere Leidenschaft für das Produkt teilen und uns mit ihrer Erfahrung gezielt in verschiedenen Thematiken unterstützen können. So konnten wir zum Beispiel Business Angels aus den Bereichen Mobile und Medien gewinnen.“
Mit diesem Schritt habt ihr euch dazu entschlossen ein skalierbares Modell zu bauen. Ihr seid bereits in zwölf Ländern aktiv. Wie einfach ist es euch gefallen zu internationalisieren?
Verena: „Nachdem die App in Deutschland sehr erfolgreich gestartet ist, wollten wir expandieren, da wir auch international eine große Marktlücke gesehen haben. Der App Store bietet einem hier natürlich die einmalige Möglichkeit Nutzer unkompliziert auf der ganzen Welt zu erreichen. Gegenüber einem physischen Produkt haben wir zudem den Vorteil, dass große Teile der Wertschöpfungskette wie zum Beispiel Logistik wegfallen.“
Mengting: „Die Internationalisierung ist uns letztendlich sehr leicht gefallen, da der Übersetzungsaufwand relativ gering ist. In unseren Videos gibt es kein gesprochenes Wort, sondern lediglich textliche Einblendungen, die einfach ausgetauscht werden konnten.“
Ihr seid noch ein recht kleines Team und arbeitet mit unterschiedlichen Köchen zusammen. Wie entscheidet ihr, wen ihr einstellt?
Menting: „An erster Stelle muss der Koch von der Persönlichkeit zu uns passen und mit Leidenschaft dabei sein. Mit welchen Köchen wir dann zusammenarbeiten, entscheiden wir basierend auf dem jeweiligen Erfahrungshintergrund sowie den Rezeptideen. Kreativität ist ein wichtiger Faktor in der Rezeptentwicklung.“
Ihr verdient zurzeit Geld über Produktplatzierungen in der App. Wie reagieren die Nutzer darauf?
Verena: „Die Reaktionen der Nutzer sind sehr positiv. Wir erhalten häufig Anfragen, welche Produkte wir in unseren Rezepten verwenden. Wir achten allerdings auch sehr stark darauf, dass die Marken, mit denen wir zusammenarbeiten zu uns passen und unsere Philosophie widerspiegeln.“
Was ist euer ganz privates Lieblingsrezept für das Büro?
Menting: „Unser aktueller Favorit ist der Hähnchen-Couscous-Salat mit Zucchini. Der lässt sich schnell zubereiten und auf die Arbeit mitnehmen. Im Büro geben wir die Vinaigrette dann frisch hinzu.“
Hähnchen-Couscous-Salat
Verenas und Mengtings Lieblings-Bürorezept gibt es hier für euch zum Nachmachen. Auch die Kollegen freuen sich. Hier geht es übrigens zur Kitchenstories-App.
ZUTATEN
– 150g Couscous
– 300g Hähnchenfilet
– 100g Rucola
– 2 Zucchini
– 150g Cocktailtomaten – 50g Cashewkerne
– 2 Zweige Rosmarin
– 1TL Senf (körnig)
– 1EL Balsamico-Essig
– 2EL Olivenöl
– 1TL Honig
– Salz
– Pfeffer
– Olivenöl zum Anbraten – Mehl zum Farinieren
KOCHUTENSILIEN
– kleiner Topf mit Deckel – Messer
– Schneidebrett
– flache Auflaufform
– große Pfanne
– Kochlöffel
– große Schüssel
– Fleischklopfer falls vorhanden
– verschließbares Glas falls vorhanden – Salatbesteck falls vorhanden
1 Couscous nach Packungsanleitung in kochendem Wasser gar ziehen lassen und beiseite stellen.
2 Zucchini halbieren und in Sticks schneiden. Rosmarin fein hacken und Tomaten halbieren. Messer, Schneidebrett
3 Hähnchenbrustfilet leicht flach klopfen, in etwas Mehl wenden und mit Rosmarin bestreuen.
4 Cashewkerne trocken in der Pfanne ca. 2 – 3 Min. goldbraun rösten.
5 Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und Zucchini darin rundum ca. 8 Min anbraten. Anschließend aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen.
6 In der gleichen Pfanne in etwas zusätzlichem Öl das Hähnchen ca. 2 Min. von jeder Seite braun anbraten. Salzen, pfeffern und mit etwas Zitronensaft beträufeln.
7 Für die Vinaigrette Olivenöl, Essig, Senf, Honig, Salz und Pfeffer gut verquirlen. In einer großen Schüssel Couscous, Zucchini, Tomaten, Rucola und Cashews vermengen und mit Vinaigrette beträufeln. Hähnchen in Streifen schneiden und auf dem Salat anrichten.