Was macht Instagram mit uns? Das Leben in der perfekten Online Welt einer täglichen Insta-Userin.
Ach was hat man sich damals aufgeregt über die retuschierten Models in den Hochglanzmagazinen, fast schon revolutionär startete im Jahr 2010 die Brigitte die “ohne Models” Initiative, weg von den perfekten und unantastbaren Models hinzu echten Frauen. 2012 wurde die Initiative mit einer neuen Chefredakteurin prompt wieder abgesetzt. Persönlich war ich damals nie eine große Brigitte Leserin, mag mich aber erinnern die Initiative cool gefunden zu haben.
Fast forward to 2018: ich scrolle durch meinen Instagram Feed und stelle fest, ich bin umgeben von wunderschönen Menschen mit perfekten Leben und ich mitten drin. Denn ich poste auch nur ausgewählte Bilder und ohne Filter schon mal gar nicht, man könnte ja sehen, dass ich mit 25 immer noch Pickel habe.
Momentan trenden auf Instagram sogenannte “Presets” – Filterpakete, die man käuflich erwerben kann, damit die eh schon gefilterten und retouchierten Bilder farblich zusammenpassen und das Profil einheitlich wirkt. Und ich muss zugeben es hat was, denn auch ich folge genau diesen einheitlichen und cleanen Profilen, ich like sogar die Marokko-Rooftop-im-Designer-Kleid-mit-meinem perfekt-rasierten-Freund-der-mir-gerade-Datteln-reicht-Bilder. Unterbewusst ist mir dann schon klar, dass das Ganze absolut gestellt und mit der 4-stündigen Arbeit von 7 Set Mitarbeitern entstanden ist, aber Instagram gibt mir das Gefühl es handle sich um einen einfachen Urlaubsschnappschuss #couplegoals.
Manchmal stößt man dann beim Scrollen noch auf ein paar ungefilterte Landschafts oder Hunderbilder von der entfernten Verwandtschaft die sich Instagram installiert haben um mit der Familie im Kontakt zu bleiben – hier spürt man dann vielleicht den innerlichen Drang den Handy Bildschirm kurz heller zu stellen, damit man sich vorstellen kann, wie das Ganze mit ein bisschen mehr Leben aussehen würde.
Aber vorher kommt dieser plötzliche Drang alles plötzlich schön und möglichst makellos Filtern zu wollen? Vielleicht ist die Online Welt eine Plattform die es uns kurz mal erlaubt perfekt zu sein, obwohl wir ja nur allzu gut wissen, dass wir es in der Realität nicht sind.
Was mir bei der ganzen Sache ein wenig Sorgen macht ist das Bild, dass die Kids von heute vermittelt bekommen, ich meine klar, auch wir wurden mit der Fotolovestory in der Bravo alle leicht verstrahlt. Aber die Kinder heutzutage werden mit einer noch viel geballteren Ladung von gesellschaftlichen Perfektionismus konfrontiert.
Instagram ist schon lange keine kleine Plattform mehr, auf der man nur Bilder mit seinem Freunden teilt. Instagram ist ein Multi-Millionen Geschäft mit Produktplatzierungen, verifizierten Influencer Accounts und Werbung geworden, in dem die kleinen Fische wie ich einfach mitschwimmen. Manchmal interessiert es das Café nebenan, wenn ich sie in meiner Story markiere, unbezahlte Werbung eben.