Wie schreibt man eigentlich über Sex? Und dann noch so, dass es Frauen und Männer lesen wollen?
Sex verkauft sich doch gut, nicht?
Mein Mann meint, wenn ich wirklich Geld verdienen möchte, müsste ich dringend über Sex schreiben. Das sagt sich so leicht. Über Sex schreiben. Das Problem ist dabei keineswegs ein moralisches. Wenn es darum geht, einen internationalen Besteller zu schreiben, um deren Verfilmung sich halb Hollywood streitet, bin ich gern bereit, moralfrei zu sein. Das Problem ist eher ein inhaltliches. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was man da schreibt, wenn man über Sex schreiben möchte. Am besten man geht das Ganze systematisch an. Und schaut sich nach Vorbildern um. Nach Bestsellern wie Fifty Shades of Grey etwa. In diesem geht es ja bekanntlich um sadomasochistische Fantasien. Was in so fern genial ist, weil statistisch gesehen 80 % aller Frauen heimlich sadomasochistische Fantasien haben, auch wenn sie es sich nicht selbst eingestehen. Demzufolge würde es genügen, über etwas zu schreiben, dass alle Menschen gerne heimlich tun, aber es sich nicht eingestehen. Im Internet lese ich, dass laut Statistiken die häufigste erotische Fantasie aller Frauen darin besteht, für einen Mann einen Striptease hinzulegen sowie wilden harten Sex mit einem Fremden auf einem Parkplatz zu haben während andere Menschen zusehen. Männliche Fantasien hingegen kreisen vor allem darum, mit möglichst vielen Frauen gleichzeitig Sex zu haben und einen Harem zu besitzen. Wenn man nun – so wie ich – einen internationalen Beststeller anstrebt, den sowohl Männer wie Frauen auf der Welt sich aus den Händen reißen, muss ich diese Fantasien jetzt nur noch zu einer großartigen erotischen Erzählung verbinde und fertig wäre der Bestseller.
Am besten ich beginne mit einer Protagonistin, die auf einem Parkplatz einen heißen Striptease auf einem Auto hinlegt. Daraufhin kommt ein unbekannter Mann dazu. Sie haben wilden harten Sex vor den Augen vieler Frauen, die sich hinter Autos versteckt halten und zu seinem Harem gehören.. Dann geht der Mann geht nach Hause, in der Hoffnung jetzt Sex mit all diesen Frauen gleichzeitig zu haben. Diese aber bestehen darauf, als allererstes einen Striptease für ihn hinlegen zu dürfen. Außerdem bitten sie ihn, eine Donald Duck Maske anzulegen, weil er ihnen schon zu vertraut ist und sie nur dann in Fahrt kommen können wenn sie sich vorstellen können, von einem Fremden genommen zu werden. Also zieht der Mann eine Maske an und geht wieder auf den Parkplatz zurück. Die Frauen aus dem Harem aber sind sauer, weil er so lange gebraucht hat und jetzt den Striptease verpasst hat und kündigen an, auf irgendeinen anderen Mann auf dem Parkplatz warten, mit dem sie harten wilden Sex haben können, während sie untereinander zusehen. Der Mann ist sauer und sagt, dass er aber jetzt sofort wilden harten Sex mit ganz vielen Frauen gleichzeitig haben will, schließlich sei er der Haremsbesitzer, aber die Frauen sagen, dass ihnen das egal sei und dass sie außerdem sie die Donald Duck Maske albern fänden. Der Mann will gerade mit dem Fuß aufstampfen, als sich eine neue Frau auf dem Parkplatz verirrt. Als diese den Mann sieht, beginnt sie einen Striptease hinzulegen . Der Mann eilt herbei, um harten wilden Sex mit ihr zu haben, aber da die anderen Frauen wegschauen, vergeht ihr die Lust und sie geht nach Hause.
Ich weiß nicht.
Ich glaube so wird das nichts mit dem Bestseller. Vielleicht fehlt mir dazu wirklich die Begabung.
Titebild: Franca Gimenez – Flickr – CC BY-ND 2.0
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